.eu-Registry Eurid: Anders sein um jeden Preis?

Handgestrickte E-Mails und generell zu wenig Automatisierung beklagten eine Reihe von Registraren bei einem Treffen der .eu-Registry am Rande der ICANN-Tagung in Lissabon. Die Dienste der Registrare würden dadurch erschwert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Monika Ermert

Handgestrickte E-Mails und generell zu wenig Automatisierung beklagten eine Reihe von Registraren bei einem Treffen der .eu-Registry Eurid am Rande der Tagung der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) in Lissabon. Transfers oder Übertragungen von .eu-Domains würden dadurch erschwert, vor allem für große Registrare mit hohem Automatisierungsgrad. "Ich habe kein Problem mit E-Mails," sagte Stratos Technikchef Christian Müller. "Wir können das parsen. Allerdings wäre es dazu schon gut, wenn die E-Mails gleich aussehen. Wir haben handgeschriebene E-Mails von euch Jungs bekommen, in denen noch nicht mal der Domain-Name drin stand", kommentierte er in Richtung .eu-Registry.

Man könne zwar verstehen, dass die .eu-Registry anders als andere Registries sein wolle, sagte ein Registrarvertreter. Mit seitenlangen E-Mails tue man sich aber schwer. Der Aufforderung der Registrare, sich stärker an den Registry-Systemen von .com, .net. oder .org zu orientieren und "etwas moderner" zu werden, um den Registraren das Leben zu erleichtern, wiesen Eurid-Vertreter aber zumindest teilweise zurück. "Es ist nicht das Wichtigste, ein mit .com, .net, .org oder .de kompatibles System zu schaffen. Im Vordergrund steht die Sicherheit für den Nutzer", sagte Peter Janssen, Technical Manager bei Eurid.

Die Betonung der Endnutzerinteressen ist der Eurid in die Wiege gelegt, immerhin ist die .eu-Domain die erste, von einer Regierung oder Verwaltung neu eingeführte Top Level Domain. Aus Sicht von EU-Kommission und EU-Rat galt es, die Interessen der Nutzer besonders zu schützen. So kündigte man in Lissabon auch an, künftig nicht nur die eigenen Server laufend zu überprüfen, sondern auch das Funktionieren der Server bei den Registraren zu checken. Registry-Chef Marc van Wesemael sagte aber auch zu: "Trade und Transfer müssen verändert werden, darüber sind wir uns einig. Wir werden einen Vorschlag machen, mit dem hoffentlich alle leben können."

Kritik hagelte es auch an der Kommunkation der Eurid. "Warum gibt es noch keine Mailingliste, auf der man Vorschläge diskutieren kann?", fragte Marcus Schäfer vom deutschen .eu-Registrar Hostserver. Er habe sich mit technischen Nachfragen bereits 2005 an Eurid gewandt und auch eine entsprechende Mailingliste vorgeschlagen. Bis heute aber gibt es keine Liste. Eurid werde solche Fragen bei speziellen Registrarforen besprechen, wurden die Registrare beschieden.

In Lissabon wollte das Eurid-Management lieber über den neuen Code of Conduct sprechen. Mit dem Code (PDF-Datei) sollen sich Registrare auf eine Reihe von Regeln zu Servicestandards verpflichten. Einige davon sind Standard bei vielen Registraren, bei anderen gibt es immer wieder Ärger zwischen Registraren und ihren Kunden, etwa darüber, wer in der Whois-Datenbank als Eigentümer, Ansprechpartner und technischer Verantwortlicher eingetragen sein soll. Auch die klare Rolle der Registrare als Mittler für die Kunden soll festgezurrt werden. Hin und her diskutiert wurde in Lissabon insbesondere über die Frage, wer dafür sorgen soll, dass die Länderkennung in den Whois-Daten korrekt ist. Die Richtigkeit der Whois-Daten ist ein Dauerbrenner zwischen Behörden und Registraren.

Zur .eu-Domain siehe auch:

(Monika Ermert) / (jk)