OpenXML sorgt in der Schweiz für Unmut

Die Swiss Internet User Group moniert, dass es in dem für Microsoft OpenXML zuständigen Normierungsgremium nicht mit rechten Dingen zugeht.

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Die Swiss Internet User Group (SIUG) beklagt sich darüber, dass ihre Argumente gegen eine ISO-Standardisierung von Microsofts Office-Format OpenXML im zuständigen Gremium der Schweiz nicht zugelassen worden sind. Istvan Sebestyen, der Vorsitzende des Normungskomitees NK 149, das in der Schweiz für Informationstechnologie zuständig ist, sei als Generalsekretär der privaten Normungsorganisation Ecma (European Computer Manufacturers Association ) befangen. Er habe seine Autorität als NK-149-Vorsitzender missbraucht, um Einfluss auf die Arbeit des Unterausschusses UK 14, in der OpenXML behandelt wird, auszuüben. So habe er dafür gesorgt, dass die Einwände der SIUG gegen die ISO-Standardisierung von Microsofts Format vom Tisch gewischt wurden, schreibt die SIUG in einem Brief an die Schweizerische Normen-Vereinigung (SNV).

Bevor OpenXML bei der Internationalen Organisation für Normung (ISO) als Standard ratifiziert werden kann, durchläuft es in den einzelnen Ländern die Normungsgremien, in denen die verschiedenen Interessengruppen ihre Argumente vorbringen. In der Schweiz ist es das UK 14. Dort hatte die SIUG gefordert, in den offiziellen Schweizer Kommentar solle ein Passus enthalten sein, dass OpenXML abgelehnt werden solle, solange es das bereits anerkannte Format ODF nicht abbilde. Für einen internationalen Standard sei es nicht angemessen, wenn ein Normierungskandiat hauptsächlich für spezielle Produkte eines einzigen Unternehmen entwickelt worden sei und die Produkte anderer Unternehmen dazu nicht ebenso vollständig kompatibel sein können, meint die SIUG. Falls OpenXML dennoch als Standard anerkannt werde, sei das ein Verstoß gegen Schweizer und internationale Gesetze.

Der Konflikt um eine ISO-Standardisierung von OpenXML bringt insbesondere Befürworter von freier und offener Software in allen beteiligten Ländern auf die Barrikaden. Auf der Website No OOXML der Foundation for a Free Information Infrastructure werden alle Argumente gegen das Microsoft-Format gesammelt und über die Gremienarbeit in den einzelnen Ländern berichtet. Während die OpenXML-Gegner einen momentan nicht überbrückbaren Konflikt mit bestehenden Formaten sehen, vor allem zu ODF, strebt Microsoft offiziell eine "friedliche Koexistenz" an.

OpenXML ist seit Dezember 2006 Ecma-Standard und wurde von dort aus an die ISO weitergeleitet. Beim ersten UK-14-Treffen habe sich Sebestyen als Ecma-Vertreter vorgestellt und ergänzt, "natürlich wollen wir, dass OpenXML eine Empfehlung bekommt", schildert die SIUG in ihrem Brief. Dieses Begehren nach einer Empfehlung ohne Berücksichtigung der Einwände weiterer Beteiligter sei nicht im Interesse der ISO und der SNV. Die SIUG weist darauf hin, dass die Ecma in ihrem Werbematerial (PDF-Datei) als Bonus eine ISO/IEC-Standardisierung im Schnellverfahren anbietet. Seit 1987 habe es 250 dieser "Fast-Track"-Verfahren gegeben, 80 Prozent davon seien von der Ecma eingeleitet worden.

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(anw)