SCO vs. Linux: Wo in der Welt ist Pamela Jones?

Schon einmal hatte SCO in der Auseinandersetzung mit IBM über möglicherweise illegal kopierten Source-Code in Linux versucht, die Betreiberin der populären Prozessaufklärungs-Site Groklaw zu kontaktieren. Nun folgt ein neuer Anlauf.

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Von
  • Detlef Borchers

Pamela Jones, die Betreiberin der populären Prozessaufklärungs-Website  Groklaw, soll nach dem Willen der SCO Group vor Gericht vorgeladen und zu ihren Kontakten mit IBM befragt werden. Mit einer entsprechenden Verfügung, garniert mit einer Reihe von Beweisen aus Presseerklärungen und Blogs, eröffnet SCO ein neues Unterkapitel in der "unendlichen Geschichte" um vermeintliche Rechtsverletzungen, die SCO dem ehemaligen Entwicklungspartner IBM vorwirft.

Schon einmal hatte SCO in der Auseinandersetzung mit IBM über möglicherweise illegal kopierten Source-Code in Linux versucht, Pamela Jones zu kontaktieren. Dabei scheiterte man an fehlerhaften Adressangaben: Pamela Jones ist ein Künstlername für eine Person, die das Kunststück fertig bringt, unermüdlich alle Prozesszüge zu dokumentieren, die in der Auseinandersetzung zwischen SCO und IBM, SCO und Novell sowie kleineren Verfahren der SCO Group unternommen werden.

Der neuerliche Vorstoß von SCO hat wenig mit dem IBM-Hauptverfahren zu tun, in dem die Beweisaufnahme abgeschlossen ist, sich die Parteien aber mit Schriftsätzen und Antworten auf Schriftsätzen samt Fristverlängerungen aller Art in der Voruntersuchung nichts schenken. Vielmehr scheint es den SCO-Rechtsanwälten offenbar darum zu gehen, die unliebsame Webseite Groklaw als heimliche Propagandamaschine zu enttarnen. Als Beweise führen die Anwälte Texte aus dem Blog eines angeblichen Reporters des Wall Street Journal an, in denen dieser ohne Quellenangabe von IBM-Zahlungen an die damalige OSDL (die heutige Linux Foundation) berichtet.

Der Reporter, der indes beim Wirtschaftsblatt Forbes arbeitet, hatte zuvor darüber berichtet, dass SCO die Bloggerin Pamela Jones nicht ausfindig machen konnte. Als weiterer Beweis für die IBM-Groklaw-Verbindung müssen einige öffentliche Gerichtsdokumente herhalten, die Pamela Jones angeblich vorzeitig veröffentlicht haben soll. Während Pamela Jones das neue Verfahren nicht kommentiert, schreibt der amerikanische Rechtsanwalt Lewis A. Mettler in seinem Blog: "Dummköpfe und Idioten zeigen sich der Öffentlichkeit durch das, was sie sagen und tun."

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)