Apple vs. Samsung: ein iPhone statt "verrrückter Sachen"

Apple war schon immer für besondere Geheimniskrämerei berüchtigt. Doch jetzt lüftet der Prozess gegen Samsung um Patent- und Designschutz-Verletzung viele Vorhänge.

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Von
  • dpa

Bei Apple ist nach dem Erfolg des iPod-Musikplayers auch über eine Kamera oder ein Auto als mögliche nächste Produkte nachgedacht worden: "Die Leute haben alle möglichen Ideen vorgeschlagen", sagte Marketingchef Phil Schiller im kalifornischen Prozess gegen Samsung um Patent- und Designschutz-Verletzungen. Unter den damaligen Ideen seien zum Teil "verrückte Sachen" gewesen, Die Apple-Spitze um Gründer Steve Jobs habe sich aber schließlich für den Einstieg ins Handy-Geschäft mit dem iPhone entschieden.

Apple will in dem Prozess beweisen, dass Samsung iPhone und iPad kopiert hat. Die Südkoreaner bestreiten, dass Apple mit seinen Geräten etwas wirklich Neues erfunden habe. Zudem werfen sie dem US-Konkurrenten vor, mehrere technische Patente zu verletzen. Apple und Samsung liefern sich bereits seit mehr als einem Jahr einen weltweiten Patentkrieg. Im Gegensatz zu vorherigen Verfahren etwa in Deutschland oder Australien müssen sie diesmal jedoch Geschworene überzeugen.

Der Prozess in San Jose gibt einen einmaligen Einblick in das Innenleben von Apple, das bisher für äußerste Geheimniskrämerei bekannt war. So wurde bekannt, dass iTunes-Chef Eddy Cue sich schon seit Ende 2010 für ein kleineres iPad-Modell stark machte. Der damalige Konzernchef Jobs hatte zu dieser Zeit die Mini-Tablets der Konkurrenz wegen der Größe noch öffentlich als "Totgeburten" abgetan.

Dieses Detail kam bei der Aussage des Apple-Managers Scott Forstall ans Licht, der die iOS-Softwareplattform von iPhone und iPad beaufsichtigt. Er zeichnete auch ein Bild von der absoluten Geheimhaltung, unter der das iPhone seinerzeit entwickelt wurde. So sei dafür ein ganzes Gebäude auf dem Apple-Gelände freigemacht worden. Die dafür rekrutierten Mitarbeiter mussten zusagen, bevor sie wussten, woran sie überhaupt arbeiten sollten.

Die Aussage Schillers enthüllte auch, wie viel Geld Apple für Werbung ausgibt: Im vergangenen Geschäftsjahr waren es 228,6 Millionen Dollar für das iPhone und 307,7 Millionen Dollar für das iPad. Insgesamt sollen zwischen den Fiskaljahren 2007 und 2011 rund 1,1 Milliarden Dollar in das Marketing von iPhone und iPad geflossen sein. Apples Marketingchef meinte aber auch, zur Vorstellung des iPhone habe man kein Marketing gebraucht, man habe einfach der Presse erlaubt, über das iPhone zu berichten. Zum Verkaufserfolg des Smartphones nannte Schiller eine einfache Formel: Jedes neue iPhone-Modell verkaufe sich genauso häufig wie alle früheren Modelle zusammen.

Schiller, der oft bei Apples Produktvorstellungen auftrat, erklärte vor den Geschworenen ausführlich Apples Vorwürfe gegen Samsung. Er sei "schockiert" gewesen, als er das Smartphone Galaxy S und den Tablet-PC Galaxy Tab gesehen habe, sagte Schiller. "Ich dachte, sie werden unsere gesamte Produktpalette kopieren."

Apple scheiterte am Freitag mit dem Versuch, Samsung harte Sanktionen für die Veröffentlichung nicht im Prozess zugelassener Beweismittel aufzubrummen. Richterin Lucy Koh lehnte einen entsprechenden Apple-Antrag ab, will sich aber nach dem Prozess mit dem Vorstoß befassen.

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(jk)