Mars macht mobil

Es ist geschafft: Der neue NASA-Rover "Curiosity" ist gelandet. Das hochmoderne Robotergefährt holt das 2,5 Milliarden US-Dollar teure mobile "Mars Science Laboratory" auf den Roten Planten. Mit dem Gerät können neuartige Experimente durchgeführt werden.

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Es ist geschafft: Der neue NASA-Rover "Curiosity" ist gelandet. Das hochmoderne Robotergefährt holt das 2,5 Milliarden US-Dollar teure mobile "Mars Science Laboratory" auf den Roten Planten. Mit dem Gerät können neuartige Experimente durchgeführt werden.

Zum Schluss zitterte die Besatzung im Kontrollzentrum des Jet Propulsion Lab (JPL) im kalifornischen Pasadena noch einmal, doch dann war es endlich geschafft: Das bislang umfangreichste Forschungsprojekt, das die NASA jemals auf den roten Planeten geschickt hatte, setzte auf dem Mars-Boden auf und gab dies mit einem simplen Kurzsignal gegen 7 Uhr 32 mitteleuropäischer Zeit an das JPL durch. Bei der Landung half ein Überschall-Fallschirm mit einem Durchmesser von 15 Metern, dem größten, der jemals auf fremden Welten eingesetzt wurde. Ein erstes Bild, das die NASA gleich per Twitter verbreitete, kam zwei Minuten später auf der Erde an: Eine Miniaufnahme, die den Marsboden zeigt.

Zuvor galt es, die berühmten "sieben Minuten des Terrors" zu überstehen, die die Landephase dauerte. Die Abbremsung von über 20.000 km/h ist Schwerstarbeit. Die "Curiosity" war schon am 26. November 2011 an Bord einer Atlas V 541-Rakete vom Startkomplex 41 in Cape Canaveral gestartet, fast 570 Millionen Kilometer hat sie hinter sich.

Der Mars-Rover Curiosity im Größenvergleich mit den Rovern älterer Missionen.

(Bild: NASA)

Das neue Robotergefährt ist ein kleiner Riese. Mit einer Masse von 900 Kilogramm ist es fünf Mal so schwer wie die Vorgänger "Spirit" und "Opportunity" und mit drei Metern – wohlgemerkt ohne Arm – auch noch doppelt so lang. Wenn alles gut geht, wird "Curiosity" 686 Erdentage ferngesteuert auf dem Mars verbringen können, womöglich sogar länger. Das entspricht einem vollen Jahr auf dem Roten Planeten. Curiosity, zu Deutsch "Neugierde", ist der erste Rover, der neue, präzisere Landetechniken verwendet, um einen bestimmten Punkt auf der Oberfläche des Planeten zu erreichen.

Der Landeplatz ist gut gewählt: Im sogenannten Gale-Krater innerhalb der Aeolis-Palus-Ebene erhofft sich das von der NASA geleitete internationale Forscherteam Spuren von früherem Leben auf dem Mars. Dort befindet sich ein ganzer Berg aufgeschichteten Materials, der Krater selbst hat einen Durchmesser von knapp 150 Kilometern. Sulfate und Tonmineralien wurden an der Landestelle bereits mit Orbitern entdeckt. Die Form des Kraters spricht für sich verändernde Umweltbedingungen. Fünf Jahre lang suchte die NASA mit mehr als 100 Wissenschaftlern nach dem idealen Platz. Das Zentralmassiv im Krater soll nicht zu steil sein: So kann Curiosity es befahren und dabei Sediment-Schichten untersuchen.

Die Landeplätze der US-Mars-Mission von 1976 bis heute.

(Bild: NASA)

Billig ist das Projekt nicht: "Curiosity" samt "Mars Science Laboratory" (MSL), der Beladung, kosten über zwei Milliarden Euro. Insgesamt zehn Hauptexperimente sollen mit der High-Tech-Ausrüstung durchgeführt werden. So sind drei hochauflösende Spezialkameras integriert, wovon eine extra während der Landung genutzt wird; zwei weitere filmen Umgebung und Gestein.

Die erste Aufnahme, die "Curiosity" zur Erde funkte.

(Bild: NASA)

Jede der Mast-Kameras kann Tausende von Farbbildern aufnehmen und diese in einem acht Gigabyte großen Flash-Speicher ablegen. Die Kameras beherrschen außerdem hochauflösende Videoaufnahmen. Die Objektive können zusammen 3D-Bilder erzeugen.

Die sogenannte LIBS-ChemCam erlaubt eine Laser-gestützte Spektroskopie zur Erkennung chemischer Elemente, zusätzlich ist ein Alphapartikel-Röntgenspektrometer (APXS) vorhanden. Mit dem Instrument CheMin können kleingemahlene Gesteinsproben analysiert werden, auch dieses enthält ein Spektrometer. Das Spezialgerät SAM ("Sample Analysis at Mars") forscht nach Gasen und organischen Stoffen, die "Rover Environmental Monitoring Station" (REMS) analysiert die meteorologischen Zustände der Umgebung. Nach Wasser wird auch mit einer pulsierenden Neutronenquelle geforscht, die Wasserstoff feststellen kann. (bsc)