Demo-Party Evoke 2012: Echtzeitkunst und Ovolo-Kekse

Mehr Teilnehmer als erwartet, gute Stimmung bei bestem Grillwetter und natürlich Echtzeit-Computergrafik vom Feinsten: ein Rückblick auf die Demo-Party Evoke 2012.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Göhler

Für die Demo-Party Evoke 2012 am vergangenen Wochenende waren 300 Teilnehmer erwartet worden, 400 kamen. So gingen den Veranstaltern tatsächlich die Eintrittsbändchen aus. Das hochstilisierte Party-Logo wurde in "Ovolo" umgedeutet, was sich als Running Gag durch die Veranstaltung zog – bis hin zur Kekspackung.

"70s" von Alcatraz: PC Demo, Platz 1

Auch Nachwuchs war zugegen – allen Unkenrufen über die Vergreisung der Demo-Szene zum Trotz. Zu den Neuzugängen in den Wettbewerben (Compos) gehörten die Gruppe "Rupture" sowie der 16-jährige Coder "Nnorm". Die Gruppe mit der längsten Anreise waren "Ye Olde Laptops Posse", die aus Nowosibirsk in Sibirien stammen.

Ein Blick auf die Highlights: In der Kategorie "PC Demo" siegte Alcatraz mit der Demo "70s" (YouTube), die mit einem poppigen Song, bunter Disco-Optik und einer tanzenden Silberfrau imponierte – Parallelen zum Szene-Klassiker "The Popular Demo" von Farbrausch waren nicht zu übersehen. Zum Einsatz kam hier Inka3D, ein 3D-Konverter von Maya nach WebGL. Den zweiten Platz belegte Brainstorm mit "Väre" (YouTube), einem prozeduralen Spiel farbiger Bändern und Lichter vor einem schwarzen Hintergrund. Die Bilder erinnern mal an Tron, mal an Unterwasseraufnahmen vom Meeresgrund. Das Besondere daran: Väre erzeugt bei jeder Ausführung andere Effekte.

"Modularity 2.0.9" von BluFlame: 64K Demo, Platz 2

Bei den PC-Demos mit 64 kByte Größenbeschränkung siegte Inque mit Undercut (YouTube). Die in Pink/Violett gehaltene Demo untermalt fließende, organische Formen mit einem puchernden Elektro-Beat. Auf Platz 2 landete das humorige "Modularity 2.0.9" von BluFlame mit pulsierenden Stachelkonstruktionen, schnellen Animationen und Ovolo-Witzen (YouTube).

Wie immer spannend waren die Beiträge in der Kategorie der 4-kByte-Intros: Hier gilt es, aus jedem Byte das Letzte herauszukitzeln. Publikumsfavorit war mit weitem Abstand "ZUCKZ!" von TRSI mit auseinanderberstenden geometrischen Formen und einem coolen Electronica-Soundtrack (YouTube). Auf Platz 2 auch hier wieder BluFlame, diesmal mit "Enlighten". Die Intro setzt metallisch-reflektierende Strukturen gegen Pastellfarben und klinisch weiße Räume – ein echter Hingucker (YouTube).

"ZUCKZ!" von TRSI: 4K Intro, Platz 1

Den dritten Platz belegte der 16-jährige Programmierer Nnorm mit "Cold Awakening", das wassertropfenähnliche Effekten in kalten Blautönen (YouTube) zeigt. Nnorm bekam zusätzlich den Newcomer-Preis verliehen. Die sibirische "Ye Olde Laptops Posse" fand sich auf Platz 4 wieder; "NaN" zeigt eine milchige Flüssigkeitssimulation (YouTube).

Die echten Highlights tummelten sich aber in der Kategorie "Alternative Demos" – auch in der Demoszene geht der Trend weg vom traditionellen PC, wenn auch in andere Richtungen. "metamerism" von Bauknecht & TEK entstand auf einem Commodore Plus/4 und kitzelte aus der anämischen Hardware imposante Effekte (YouTube). "*finally*" von Titan läuft auf der zwölf Jahre alten japanischen Handheld-Konsole WonderSwan Color und ist wohl nicht von ungefähr in den Farbtönen der Szene-Website Pouet gehalten (YouTube) – 2. Platz.

"Enlighten" von BluFlame: 4K Intro, Platz 2

Den dritten Platz erreichte "The Noiseplug" von dojoe: Hier spuckte ein per Cinch-Stecker angeschlossener Atmel-Chip mit 8 MHz und 32 Bytes RAM einen durchaus ansprechenden Chiptune aus (Vimeo). Lustig war auch die Alternative-Demo "Avocado" von Gasman (Platz 6), die auf einem Raspberry Pi einen kurzen Song über die Vorzüge von Avocado-Toast spielte (YouTube).

Die Veranstaltung lief größtenteils rund. Allerdings wurde in diesem Jahr nicht, wie auf der Evoke sonst üblich, die nächste Ausgabe von "The Ultimate Meeting" angekündigt. Das gibt Gerüchten Nahrung, denen zufolge das in den Vorjahren zum Jahresende abgehaltene Event möglicherweise ausfällt.

Wer sich überlegt, ob er mal live an einer Demo-Party teilnehmen will, kann sich anhand der YouTube-Videos zu den Compos ein Bild von der Veranstaltung machen. (ghi)