Warum kommt der Druckwellenlader nicht auf Touren?

Der Comprex-Komplex

Die fast in Vergessenheit geratene Aufladung per Druck­wellen könnte die Vorteile von Turbolader und Kompressor vereinen und dabei deren Nachteile vermeiden. Kommt schon bald der Druck­wellen­lader wieder?

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  • fpi
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München, 20. August 2012 – Wie hieß es so schön? „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen – außer durch noch mehr Hubraum“. Das trifft auf die Leistungsabgabe sicher zu – in Zeiten teuren Kraftstoffs und strenger Flottenverbrauchsvorschriften sind allerdings intelligentere Lösungen gefragt. Eine der besten ist das glatte Gegenteil von viel Hubraum: Downsizing, also die Verkleinerung des Hubraums und eventuell auch der Zylinderzahl. Der Spareffekt des Downsizings beruht vor allem einem geschickten Zusammenspiel aus langer Übersetzung, geringer Drehzahl, hohem Druck und infolgedessen möglichst weit geöffneten Drosselklappen. Das Downsizing führt somit fast zwangsläufig über den Weg der Aufladung. In der Regel wird das heute mit Turboladern bewerkstelligt, in wenigen Fällen per Kompressor. Dabei gäbe es noch weitere Laderkonzepte, etwa den Druckwellenlader aus längst vergangenen Tagen. Warum ist dieses vielversprechende Konzept eigentlich in der Versenkung verschwunden?

20 Jahre Mazda 626 Comprex-Diesel

Die Druckwellenaufladung kann die Vorteile von Turboaufladung und Kompressor vereinen und dabei deren Nachteile vermeiden. Oder besser: könnte. Denn nach einem kurzen Gastspiel bei Opel (Senator Diesel 2,3 Comprex, Auflage nur einige hundert) in den 80ern und dem Serieneinsatz bei Mazda (626 Comprex-Diesel, immerhin 150.000 Stück) in den 90er-Jahren hat kein Hersteller den so genannten Comprexlader je wieder eingesetzt. Inzwischen ist das hoffnungsvolle Konzept von der rührigen schweizer Firma Swissauto Wenko AG zum noch leistungsfähigeren Hyprexlader weiterentwickelt worden.

Doch erst kürzlich ist laut der Zeitschrift Engine Technology International im April 2011 offenbar selbst AMG daran gescheitert, ihn anstelle einer Abgasturbine in den kommenden A45 AMG einzupflanzen. Falls da jetzt jemand aufschreit: Leistungstuning und Downsizing stehen keinesfalls in völligem Widerspruch zueinander – in beiden Fällen geht es darum, aus (relativ) geringem Hubraum mehr Leistung zu holen. Der Haustuner von Mercedes-Benz wollte noch vor wenigen Jahren von Aufladung überhaupt nichts wissen. Falls sogar derart prominente Spezialisten ausgerechnet dieses Konzept auf dem Schirm haben, sollte dies als sicheres Indiz für die potenziellen Vorteile dieses Laders gelten. Er ist nämlich prinzipiell frei von den typischen Schwächen der beiden heute üblichen Aufladekonzepte.