IFA

Smart-TVs verleiten zum Medienkonsum

Besitzer von Smart-TVs verbringen mehr Zeit vor dem Fernsehgerät, nutzen währenddessen aber auch ihr Smartphone, Tablet oder Notebook. Bei gut 50 Prozent der Käufer war die Internetfähigkeit ihres Fernsehers ein Grund für die Kaufentscheidung.

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Smart-TVs sind netzwerkfähig und können selbstständig ins Internet, etwa um Videoclips von YouTube oder Filme aus Online-Videotheken abzurufen. Bei den Besitzern der vernetzten Fernseher sind neben YouTube (60 Prozent) die Mediatheken der Fernehsender begehrt – besonders die ZDF-Mediathek und die von Sat 1.

Smart-TVs fördern den Medienkonsum – und werden häufiger gleichzeitig mit Mobilgeräten genutzt

Dies ergab eine Studie des EPG-Experten und Mediendienstleisters Rovi. Demnach nutzen 38 Prozent der Smart-TV-Besitzer die Online-Angebote der beiden Sender, auch Vox (35 Prozent) und Kabel eins (34 Prozent) stehen hoch im Kurs, YouTube (60 Prozent) wird wöchentlich aber am häufigsten genutzt. Die vor dem Fernsehgerät verbrachte Zeit habe sich dank der Zusatz-Funktionen verlängert.

Unklar blieb, ob die YouTube-Clips auf dem großen Fernsehschirm oder auf dem kleineren Display des Notebooks, Tablets oder Smartphones geschaut werden, denn die Mobilgeräte sind laut Studie bei 79 Prozent der Befragten häufig auf dem Sofa dabei. Auf ihnen würden die Zuschauer unter anderem Hintergrundinfos zum laufenden Fernsehprogramm abrufen.

Wie repräsentativ die von Rovi und Deciper Research durchgeführte Studie ist, sei dahingestellt – befragt wurden 500 Besitzer von Smart-TVs oder internetfähigen Blu-ray-Playern der Marke Samsung. In einem nächsten Schritt sollen die Möglichkeiten und die Akzeptanz von TV-unabhängiger Werbeeinblendung auf den smarten Fernsehern untersucht werden.

Einige Ergebnisse der ersten Rovi-Studie werden immerhin durch eine Studie des ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie) gedeckt, die auf einer gfu-Tagung im Vorfeld der IFA vorgestellt wurde. Wie ZVEI-Vizepräsident Hans-Joachim Kamp berichtete, sagen 27 Prozent der Nutzer, dass sie durch die Smart-TV-Funktionen mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen. Und sich vor allem Videoclips (37 Prozent) oder verpasste Sendungen (34 Prozent) anschauen. Der TV ist demnach das am häufigsten genutzte Gerät, gefolgt vom Notebook. Nur die jüngeren Zuschauer (unter 25 Jahren) bevorzugen das Notebook gegenüber dem TV – die Nutzungsrangliste lautet hier Notebook (77 Prozent) vor TV (72 Prozent) und Smartphone (63 Prozent). Die Tablets liegen erwartungsgemäß über alle Altersgruppen mit 11 Prozent deutlich auf dem letzten Platz. Das verwundert angesichts der absoluten Verkaufszahlen von Tablets kaum – eher schon, dass die in der Rovi-Studie befragten Zuschauer mehrheitlich (51 Prozent) ein Tablet als Zweitbildschirm nutzen.

Laut Kamps sind 59 Prozent der vernetzten TV-Geräte auch tatsächlich mit dem Internet verbunden, und bei drei Vierteln dieser verbundenen Geräte werde die Online-Funktion regelmäßig genutzt. Dass das Potenzial hier noch lange nicht ausgeschöpft ist, zeigte eine weitere Zahl: Bis Ende 2012 sind laut ZVEI nur rund 30 Prozent der deutschen Haushalte mit einem Smart-TV ausgestattet.

Die akzeptierte Mehrausgabe für die Internetfunktionen hält sich allerdings in Grenzen. So würden 58 Prozent der Befragten weniger als 100 Euro Aufpreis für die Anbindungsmöglichkeit zahlen wollen. Mit steigendem Alter – und damit oft einhergehendem steigenden Haushaltseinkommen – steigt die Akzeptanz für eine signifikantere Mehrausgabe. (uk)