Verhandlungen zwischen Telekom und ver.di vor dem Scheitern
Einen Kompromissvorschlag des Managements über die umstrittene Auslagerung von 50.000 Stellen in Service-Gesellschaften lehnte ver.di heute strikt ab.
Die Verhandlungen zwischen der Deutschen Telekom und der Gewerkschaft ver.di über den größten Stellenumbau seit Privatisierung des Unternehmens drohen zu scheitern. Einen Kompromissvorschlag des Managements über die umstrittene Auslagerung von 50.000 Stellen in Service-Gesellschaften lehnte ver.di heute strikt ab. Der Vorschlag sieht im Kern Einkommenssenkungen um 12 Prozent und Kündigungsschutz vor. Auf dieser Basis sei eine Einigung ausgeschlossen, sagte ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder in Bonn. Gleichzeitig kündigte er weitere bundesweite Warnstreiks an. So sollten heute erneut bundesweit 12.000 Telekom-Mitarbeiter ihre Arbeit niederlegen. Am Nachmittalg wollte ver.di auf einem Treffen der Großen Tarifkommission in Göttingen das weitere Vorgehen beraten.
Bei den intensiven Verhandlungen, die bis in die vergangene Nacht geführt worden waren, präsentierte die Telekom nach eigenen Angaben drei Vorschläge zur Lösung des Konflikts. Danach sollen die Gehälter für die betroffenen 50.000 Beschäftigten nach 30 Monaten um 12 Prozent gesenkt werden. Dabei werde es auch einen sozialen Ausgleich geben. Darüber hinaus soll es einen Kündigungsschutz und Verkaufsverzicht bis 2010 geben. Die Telekom stellte ferner die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in Aussicht, wenn die Einstiegsgehälter neu vereinbart würden.
Schröder forderte die Konzernführung erneut zu Tarifgesprächen über einen Nachteilsausgleich für die betroffenen Mitarbeiter auf. Die Ablehnung der Telekom bezeichnete er als "Blockadehaltung". Es ginge der Unternehmensführung um ein ganzes Bündel von Maßnahmen mit der Konsequenz, dass die Einkommen in einzelnen Bereichen auf Mindestlohnniveau abfielen. Nach Berechnungen von ver.di würden die geplanten Maßnahmen der Telekom die Gehälter der Beschäftigten um bis zu 40 Prozent drücken. "Das ist eine katastrophale Zumutung für die Beschäftigten", betonte Schröder. Es werde mit einer Dreistigkeit in die Besitzstände eingegriffen.
Die Tarifpartner hatten in der Nacht ihre Gespräche ausgesetzt. Ein weiterer Verhandlungstermin ist bislang ver.di zufolge nicht anberaumt worden. Schröder wollte nicht ausschließen, dass die Tarifkommission beim Bundesvorstand die Urabstimmung beantragen könnte, um über einen Streik zu entscheiden.
Sollte keine Einigung erzielt werden, will die Telekom die Auslagerung der Mitarbeiter in drei neue Gesellschaften unter dem Dachnamen T-Service im Alleingang vollziehen. T-Service soll dann zum 1. Juli gegründet werden. Allerdings zieht die Telekom eine Verhandlungslösung vor. "Ziel der Deutschen Telekom bleibt es, die Gespräche zeitnah fortzusetzen, um in Verhandlungen mit ver.di einen tragfähigen Kompromiss im Interesse der Mitarbeiter zu erreichen", sagte ein Konzernsprecher.
Die Telekom steht auf ihrem Heimatmarkt massiv unter Druck. So verlor die Festnetzsparte T-Com im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden – mit einer Erholung rechnet Vorstandschef René Obermann für dieses Jahr nicht. Er hatte daher wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Januar die Prognose für 2007 senken müssen. Experten halten eine Gründung von T-Service für unvermeidlich.
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(dpa) / (anw)