Boeing baut obere Stufe der neuen Trägerrakete Ares I

Die Boeing-Sparte "Integrated Defense Systems" (IDS) setzte sich im Wettbewerb um den 515-Millionen-Dollar-Auftrag gegen Alliant Techsystems durch, das von der NASA bereits mit der Entwicklung der unteren Stufe der Ares I betraut worden war.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

In der oberen Stufe ist unter anderem das zentrale Steuersystem der Ares-I-Trägerrakete untergebracht. [Bild: NASA]

Der Boeing-Konzern hat von der US-amerikanischen Raumfahrtagentur NASA den Auftrag zum Bau der oberen Stufe der neuen Trägerrakete Ares I erhalten. Die Boeing-Sparte "Integrated Defense Systems" (IDS), in der die Rüstungs- und Raumfahrt-Aktivitäten des Konzerns zusammengefasst sind, setzte sich im Wettbewerb um den 515-Millionen-Dollar-Auftrag gegen Alliant Techsystems durch, das von der NASA bereits mit der Entwicklung der unteren Stufe der Ares I betraut worden war. Die zweistufige Trägerrakete Ares I ist für Nutzlasten von bis zu 25 Tonnen ausgelegt und soll künftig Astronauten in der neuen Raumkapsel Orion ins All befördern.

In der oberen Ares-I-Stufe ist unter anderem das zentrale Steuersystem der Rakete untergebracht. Angetrieben wird die Stufe von einem J-2X-Motor von Rocketdyne, der flüssigen Wasserstoff (LH2) und flüssigen Sauerstoff (LOX) verbrennt. Der IDS-Auftrag umfasst zunächst die Entwicklung und Produktion mehrerer Prototypen, die zahlreiche Test- und Abnahmeflüge absolvieren müssen. Erweist sich das Boeing-Konzept als zuverlässig, winken Anschlussaufträge. Eigenen Angaben zufolge kann der Konzern eine Produktion von bis zu sechs Einheiten pro Jahr gewährleisten. Der erste Start einer kompletten Ares-I-Trägerrakete ist für das Jahr 2012 geplant.

Die Ares I ist die kleine Schwester der Ares V, die später einmal pro Start bis zu 130 Tonnen ins All befördern soll. Beide Trägerraketen sind Teil des Constellation-Programms der NASA, das bemannte Raumflüge zum Mond und später auch zum Mars vorsieht. Anders als etwa bei den Apollo-Missionen wird dabei nicht alles, was für eine Reise zum Mond oder Mars benötigt wird, in einem Schub in den Weltraum geschossen, sondern Raumkapsel sowie Landemodul und sonstige Bestandteile werden zunächst in eine Erdumlaufbahn befördert und dort erst zusammengesetzt.

Für die Konzeption und den Bau der Orion-Raumkapsel, die von der Form stark an die Apollo-Kapseln erinnert, den Astronauten aber deutlich mehr Platz bieten soll, ist das US-Rüstungsunternehmen Lockheed Martin zuständig, das dafür insgesamt 8,15 Milliarden US-Dollar erhält. Vor dem ersten Mond-Trip, der für das Jahr 2020 geplant ist, soll die auch als "Crew Exploration Vehicle" (CEV) bezeichnete Orion-Kapsel für den Transport von Personen zur Internationalen Raumstation (ISS) genutzt werden. Die Versorgung der ISS in der Zeit zwischen dem für 2010 vorgesehenen Ende des Shuttle-Programms und dem ersten Orion-Flug zur ISS im Jahr 2014 sollen private Raumflugunternehmen überbrücken. (pmz)