ETel Austria kündigt entbündelten Kunden

In Folge der Übernahme durch die Telekom Austria bietet der Telekommunikationsanbieter eTel Austria seinen direkt angeschlossenen Kunden einen Wechsel zur TA an; andernfalls werden die Dienstleistungen eingestellt.

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In Folge der Übernahme durch die Telekom Austria (TA) kündigt der Telekommunikationsanbieter eTel Austria seinen direkt angeschlossenen Kunden zum 1. Oktober. Ihnen wird der Wechsel auf Produkte der TA angeboten, wobei dann auch die Tarife des Ex-Monopolisten bezahlt werden müssen. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Silver Server lockt eTel-Kunden, die nicht zur TA wollen, mit einem speziellen Umstiegsangebot.

"Aufgrund behördlicher Auflagen sind wir verpflichtet, Infrastrukturänderungen vorzunehmen, die Ihre Dienste betreffen. Aus diesem Anlass können die derzeit bezogenen Services nicht weitergeführt werden", heißt es in einem Schreiben, das an eTel-Kunden gegangen ist. "In einem Beratungsgespräch erläutern wir Ihnen gerne die Möglichkeiten der neuen Kommunikationslösung. Falls Sie der Umstellung ihrer (...) Anschlüsse nicht zustimmen, sind wir aus rechtlichen Gründen angehalten, hiermit den Service dieser Dienstleistungen zu kündigen und zum 1. 10. 2007 ersatzlos einzustellen." Ruft man die ebenfalls angegebene Hotline an, hört man dort, dass die Wettbewerbsbehörde entschieden habe, dass "die elf Wählämter von eTel von der Telekom Austria weitergeführt" werden. Daher sei eine Rückentbündelung erforderlich. Der Kunde möge sich auf der Website der TA über deren Grundgebühren informieren. Die Gesprächsgebühren würden gleich bleiben.

Tatsächlich hat sich die TA im Zuge der eTel-Übernahme selbst verpflichtet, Infrastruktur von eTel an Konkurrenten zu veräußern. Neben einem Glasfaserring sollen die in den Wählämtern der TA untergebrachten Einrichtungen (so genannte Kolokationen) von eTel verkauft und die entsprechenden Raum-Mietverträge übertragen werden. Über diese Einrichtungen werden bisher die entbündelten eTel-Kunden versorgt, was in Zukunft technisch nicht mehr möglich ist. Auch direkt an die eTel-Glasfaserleitungen angeschlossene Großkunden werden auf TA-Leitungen umgestellt. Im Gegensatz zu den kleineren Kunden ändern sich die Tarife der Großkunden aber nicht.

Der Provider Silver Server lockt eTel-Kunden nun mit einem speziellen Angebot: Wer seine Leitung von Silver Server entbündeln lässt (Silver:ADSL oder Silver:SDSL), surft die ersten drei Monate gratis. Außerdem werden die Einrichtungskosten und die Gebühr für eine etwaige Rufnummernportierung erlassen. Dieses Angebot gilt auch für Kunden, die von anderen Providern zu Silver Server wechseln.

Das letzte Geschäftsjahr vor der Übernahme ist für eTel nicht besonders gut verlaufen. Wie kürzlich bekannt wurde, stieg zwar der Umsatz (unter anderem durch den Zukauf der EUnet-Gruppe) von 72,1 Millionen Euro 2005 auf 90,7 Millionen Euro 2006, wovon 76,5 Millionen in Österreich und 14,2 Millionen in anderen Ländern erwirtschaftet wurden. Das negative Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit hat sich allerdings parallel versechsfacht. Nach minus 1,1 Millionen 2005 waren 2006 minus 6,6 Millionen zu verzeichnen. Dazu kommen außerordentliche Aufwendungen von 7,7 Millionen Euro, die sich aus der Verschmelzung mit einem Teil der EUnet-Firmengruppe ergeben. Insgesamt ergibt sich ein Jahresfehlbetrag von 13,7 Millionen Euro, 4,7-mal so viel, wie 2005. Dieser Jahresfehlbetrag wurde durch Rücklagenauflösungen ausgeglichen. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)