Zynga will mit Farmville 2 aus der Krise

Die Spielerzahlen des einstigen Facebook-Phänomens Farmville sind abgestürzt. Der Nachfolger soll nun mit 3D-Grafik und mehr Interaktionsmöglichkeiten an alte Zeiten anknüpfen, in denen 80 Millionen Spieler virtuellen Weizen säten.

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Von
  • Roland Austinat

Dreidimensionale Apfelkuchen und eine freundliche Nachbarschaft sollen neue Spieler ins Dorf von Farmville 2 locken und Zynga aus der Krise holen.

(Bild: Zynga)

Mit Farmville begann der Boom der Social Games auf Facebook. In Spitzenzeiten meldeten sich über 80 Millionen Spieler auf der Bauernhof-Simulation an, die sich durch automatisierte Meldungen an Freunde wie ein Flächenbrand im sozialen Netzwerk ausbreitete. Doch im August dieses Jahres konnten Ackerbau und Viehzucht "nur" noch 18 Millionen Hobbybauern im Monat locken. Zynga will deshalb mit einer grafisch aufgepeppten Version namens Farmville 2 das erlahmte Interesse neu entfachen und Spieler längerfristig einbinden.

Wie der Vorgänger setzt Farmville 2 auf isometrische Ansicht "schräg von oben". Dank Flash 11 wiegen sich die Tomatenstauden, Weizenähren, Kürbis- und Maisblätter nun dreidimensional im Wind, während Hühner über die Wiese wackeln. Spieler benötigen nun weniger Mausklicks als im Vorgänger, wenn sie ihre Felder bewässern. Haben sie Weizen und Äpfel geerntet und von ihren Hühnern ein paar Eier gelegt bekommen, können sie einen Apfelkuchen backen und für virtuelles Geld verkaufen.

Damit sich Farmville 2 schneller und nachhaltiger im Netz ausbreitet, wurden die Interaktionsmöglichkeiten erweitert. Freunde können nun als Erntehelfer engagiert werden oder den virtuellen Bauernhof eines Mitspielers zur Fütterung der Schweine oder zum Gießen der Pflanzen besuchen. Die einzelnen Höfe der befreundeten Spieler fasst Farmville 2 in einem Dorf zusammen. Zoomt der Nutzer aus der Detailansicht in eine Übersichtskarte, erblickt er die Höfe und Gebäude der Mitspieler. "Spieler können ins Dorf gehen, dort alte und neue Freunde kennenlernen und der ganzen Gemeinschaft die Produkte eures Hofes verkaufen", erklärt Spieldesigner Wright Bagwell.

Farmville 2 soll den 2009 erschienenen ersten Teil nicht ersetzen. "Es ist eine Neuinterpretation des Spiels, kein zweiter Teil", erklärte Zyngas Vizepräsident der Spielabteilung Tim LeTourneau während einer Vorführung in San Francisco. Beide Titel sollen parallel weiterlaufen und von je einem Entwicklerteam betreut werden. Spieler, die bereits viel Geld und Zeit in ihr virtuelles Farmville-Landgut gesteckt haben, müssen es nicht abreißen. Ein Wechsel wie bei Mafia Wars, der dort viele Spieler abgeschreckt hatte, soll den Pixelbauern nicht aufgezwungen werden.

Das erstmals in 16 Sprachen, inklusive Arabisch und Chinesisch, übersetzte Spiel startet nicht nur auf Facebook, sondern auch auf der hauseigenen Plattform Zynga.com. Finanziert wird es nach dem Free-to-Play-Modell. Spieler können kostenlos starten und zahlen dann für Ausbauten ihrer Gehöfts, die ihnen Zeitvorteile verschaffen.

Derartige virtuelle Wachstumsbeschleuniger hätte auch Zynga selbst bitter nötig: In den vergangenen Monaten verließen zahlreiche Top-Manager das Unternehmen. Die Aktie des Spiele-Publishers hat seit März über 80 Prozent an Wert verloren und notierte beim Verfassen dieser Zeilen bei 2,92 US-Dollar. (hag)