EP vertreibt Kindle und startet eigenen Prepaid-Tarif

EP ist für das Geschäftsjahr 2012 nur verhalten optimistisch. Das Unternehmen sucht daher nach Möglichkeiten, den Umsatz weiter anzutreiben. Ein eigener Prepaid-Tarif und Vertrieb der Kindle-Produkte sollen helfen.

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Von
  • Robert Höwelkröger

"Wenn es nach mir geht, dann könnte jedes Jahr eine Fußball-WM stattfinden" – zur EP-Herbstmesse zeigte sich Vorstand Dr. Jörg Ehmer bester Laune.

Nach einem aus Sicht von EP-Vorstand Dr. Jörg Ehmer "starken ersten Halbjahr", ist das Unternehmen bemüht diesen Trend auch für die zweite Jahreshälfte fortzusetzen. Wie die Fachhandelskooperation ElectronicPartner (EP) im Rahmen ihrer Herbstmesse am 14. September in Düsseldorf mitteilte, soll dazu unter anderem die exklusive Partnerschaft mit Amazon beitragen. Das Unternehmen präsentierte seinen Vermarktungsvertrag für die Produkte Kindle Fire, Kindle-Fire 7-Zoll HD und den eReader Kindle von Amazon. Die Geräte seien ab dem 25. Oktober 2012 erstmals im stationären Fachhandel erhältlich. Als Vorteil sieht Ehmer vor allem die Möglichkeit für den Kunden die Geräte live vor Ort zu testen und auszuprobieren. Zudem sollen die Händler von jedem Download eines eBooks bei Amazon prozentual profitieren. Die endgültige Marge könne er aber noch nicht verraten, teilte Ehmer mit.

Zur Ankurbelung des Umsatzes im Mobilfunk-Sektor stellte EP den eigenen Prepaid-Tarif "Easytel" vor. Die Tarife für das D1-Netz ließen sich einfach über das Internet am PoS aktivieren. Händler erhalten eine Provision, sobald die Sim-Karte aktiviert wird. Weitere Provisionen kämen für die ersten drei Aufladungen hinzu. So sei für alle Teilnehmer am Easytel-Konzept insgesamt ein Umsatzanteil in Höhe von 2 Prozent möglich. Die Einführung des neuen Tarifs ist für EP-Chef Ehmer auch ein Grund, Händlern, die sich vom Thema Mobilfunk verabschiedet haben, wieder zum Einstieg in den Bereich zu raten. Der Markt sei noch äußerst lukrativ, ist Ehmer überzeugt: "Der gesamte Bereich Mobil ist ein Wachstumstreiber für unseren Umsatz. Davon sollte sich niemand abwenden."

Chancen für die Händler

Als echte Chance für den Handel sieht Ehmer das Thema Connectivity, vor allem in der Verbindung zwischen Consumer Media und IT. Damit meint der EP-Vorstand vor allem die Verbindung zwischen TV, Tablet und Smartphone. So könne schon bald das Smartphone die Fernbedienung für das TV-Gerät ersetzen. Darüber hinaus sollten sich auch noch mehr Händler dem Trendthema Heimvernetzung anschließen – die beispielsweise drahtlos (WLAN) oder über die vorhanden Stromkabelinfrastruktur erfolgen kann. Vorführmodelle am PoS mit Unterstützung durch EP sollen hier den Kunden aufmerksam machen. "Wir müssen das Thema erst in die Köpfe des Handels kriegen, damit wir es erfolgreich in die Köpfe der Endkunden bringen können. Wichtig ist, das Bewusstsein des Kunden im Bezug auf das Thema zu stärken. Momentan ist das vor allem eine aufreibende Missionarstätigkeit," erläutert der EP-Manager.

Den Zeitpunkt der EP-Herbstmesse im unmittelbaren Anschluss an die IFA verteidigte Ehmer. Sein Unternehmen würde auf beiden Veranstaltungen unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Zur Herbstmesse kämen vormehrt kleinere Händler mit ihren Familien und Mitarbeitern. Die thematischen Schwerpunkte wären ebenfalls nicht die gleichen, so stand beispielsweise in Düsseldorf verstärkt Satellitenempfangstechnik und Fotoequipment als Vorschau auf die Photokina im Vordergrund. Auf der IFA ging es vor allem um Energieeffizienz, Heimvernetzung sowie das "First Class"-Konzept. Rückblickend sieht Ehmer aber den EP-Weg mit zwei Messeauftritten in kurzer Zeit und verschiedenen Themen bestätigt und verweist dabei auf das erneut gestiegene Bestellvolumen auf der IFA.

Maßnahmen zur Marktstimulierung

Um das Geschäft weiter anzukurbeln habe EP neue Konzepte erstellt. Das Unternehmen legte erst kürzlich das Premium-Sortimentskonzept "First Class" neu auf, an dem sich bis jetzt bereits mehr als 50 Händler beteiligen. Durch Differenzierung in der Wertigkeit der Vermarktung und das Hervorheben mehrerer Marken, kämen Kunden vermehrt in den Genuss von Premium-Service wie Exklusivberatung auch beim Kunden zu Hause oder Finanzierung und Lieferung. Die Fokussierung auf einige wenige Marken verspreche dem Kunden maßgeschneiderte Lösungen in unterschiedlichen Bereichen.

Die ebenfalls neue Konzeptstudie "Virtual Shelf" solle beispielsweise zeigen, wie dem stationären Handel durch Onlineaktivitäten geholfen werden kann. Dieses Konzept sehe vor, über Bildschirme virtuelle Ausstellungen im Laden zu betreiben, um die Kunden in die Geschäfte zu locken. Das virtuelle Regal ermögliche den EP-Mitgliedern eine Vergrößerung ihrer Verkaufsfläche. Kunden stehe dadurch selbst in kleinen Fachgeschäften das komplette EP-Sortiment zur Verfügung. Die Produkte könnten bei Bedarf bestellt und schnell an den Kunden geliefert werden.

Multichannel und den damit verbundenen E-Commerce sieht Ehmer aber weiterhin nicht als Weg, um mehr Umsatz zu erwirtschaften. "Im Bereich der Verbundgruppen kenne ich niemanden, der Online-Shops profitabel betreibt. Es scheint, dass zur Zeit nur eins wirtschaftlich möglich ist, stationärer Handel oder Online-Verkauf. Trotzdem ist mir ohne E-Commerce nicht bange", begründet Ehmer die Weigerung von EP, nach dem ersten Versuch im Jahr 2010, erneut eine Online-Verkaufsplattform einzurichten. Jedem Händler stehe es aber frei einen eigenen Shop im Internet zu betreiben, allerdings ohne Verwendung der Marke EP, erklärt Ehmer.

Prognose und Ausblick

Wie zu Jahresbeginn bereits prognostiziert, sei das erste Halbjahr für ElectronicPartner gut verlaufen und lag beim Umsatz über dem des Vorjahres. Im Geschäftsjahr 2011 setzte EP gut 1,6 Milliarden Euro um und blieb damit auf dem Niveau von 2010. Insbesondere die Abschaltung des analogen Sat-Signals im ersten Quartal 2012 und die damit einhergehende Nachfrage nach digitalen Sat-Receivern hätten nun aber einen enormen Absatzschub beschert. Auch die Fußball-EM im Juni wertete Ehmer als positiv: sie habe den Absatz bei TV-Geräten und Sat-Anlagen spürbar angekurbelt. Das zweite sportliche Großereignis, die Olympischen Spiele im August, hätten indessen nicht die erhofften Früchte gebracht. "Wenn es nach mir geht, dann könnte jedes Jahr eine Fußball-WM stattfinden", scherzt Ehmer.

Die konjunkturelle Unsicherheit und die damit verbundene Kaufzurückhaltung sei derzeit sehr groß. Dennoch bleibt Ehmer für das zweite Halbjahr vorsichtig optimistisch und konzentriert seine Hoffnungen auf das traditionell starke Weihnachtsgeschäft. Marktimpulse verspricht sich der EP-Vorstand dabei von Windows 8, ebenso wie vom iPhone 5 und dem Samsung Galaxy S3 LTE. Diese neuen Produkte halte er für "äußerst spannend" und sei sich sicher, dass sie den Markt noch einmal beleben werden. Zudem baut Ehmer auf die Display-Innovationen OLED und 4K. (roh)