Regenerative Medizin wird reif für die Praxis

Die regenerative Medizin ist nach Einschätzungen von Experten so weit, dass viele Forschungsansätze in die Klinik transferiert werden können. Das berichtet Techology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

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Die regenerative Medizin ist nach Einschätzungen von Experten so weit, dass viele Forschungsansätze in die Klinik transferiert werden können. Das berichtet Techology Review im vierten Teil seiner Serie zur Zukunft der Medizin (Heft 9/07 seit dem 30. August am Kiosk oder online portokostenfrei zu bestellen).

"Bis sich solche regenerativen Therapien in der klinischen Praxis wirklich etabliert haben, können schon noch fünf bis zehn Jahre vergehen – aber es wird definitiv passieren", sagt etwa Augustinus Bader vom Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrum der Universität Leipzig. Ein komplettes Organ samt Anbindung an den Blutkreislauf und das Nervensystem wird sich allerdings vorerst nicht züchten lassen – ebenso wenig wie andere Organe aus mehreren Zelltypen wie Herz, Bauchspeicheldrüse oder Niere. Nicht einmal bei einfacheren Organen kommt man so richtig weiter: Im vergangenen Jahr wurde eine Arbeitsgruppe um US-Forscher Anthony Atala von der Wake Forest University gefeiert, die angeblich eine neue Blase geschaffen hatte. Tatsächlich aber handelte es sich nur um ein Teilstück, das aber immerhin Probleme wie Harnrückstau und daraus resultierende Nierenschäden entschärfen konnte.

Mittlerweile setzt sich laut Bader deshalb die Erkenntnis durch, dass es sinnvoller ist, den Organismus selbst zur Regeneration geschädigter Regionen zu stimulieren, statt ihm gezüchtete Organe einzupflanzen. Der Schlüssel zum Wiederaufbau im Körper könnten Stammzellnester sein, die in fast allen Organen gefunden wurden. Hier dienen sie dazu, kleinere Reparaturen vorzunehmen – wenn es gelänge, diesen natürlichen Prozess zu verstärken, könnte er vielleicht auch schwerere Schäden beheben.

Auf der Schwelle zu klinischen Tests für einen Therapieansatz gegen die Parkinson-Krankheit steht etwa das Biotechnologie-Unternehmen NeuroProgen. Das Spin-off der Leipziger Universität hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die kostbaren Stammzellen nicht nur vermehren, sondern auch zu Dopamin produzierenden Neuronen differenzieren lassen. Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. Allein in Deutschland gibt es laut dem Kompetenznetz Parkinson etwa 300.000 Betroffene. (wst)