Startschuss zum nächsten großen Roboterwettbewerb steht bevor

Der Countdown zum nächsten großen Leistungsvergleich für Roboter läuft: Unter dem kritischen Blick der US-Militärforschungsbehörde DARPA sollen sie als Rettungskräfte etwa Leitern besteigen, Auto fahren oder Wände durchbrechen.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Gill A. Pratt, Programm-Manager im Defense Sciences Office der US-Militärforschungsbehörde DARPA, war sich offenbar bewusst, dass etliche seiner Zuhörer auf der Robotik-Konferenz IROS Bedenken hegen könnten, Forschungsgelder vom Militär anzunehmen. Daher betonte er in seinem sehr gut besuchten Vortrag über die Robotikprogramme der DARPA, dass "Verteidigung" nicht notwendigerweise "Militär" bedeute. Nicht jede Bedrohung könne durch den Einsatz von Waffen abgewehrt werden. Unter dem Titel "Humanitarian Assistance and Disaster Relief" (HADR) gehöre daher die Reaktion auf Naturkatastrophen ausdrücklich zu den zehn Kernmissionen des US-Verteidigungsministeriums.

Das klang erst einmal plausibel und mag manche Vorbehalte gegenüber der von der DARPA ausgeschriebenen Robotics Challenge abgemildert haben. Immerhin geht es bei dem mit über 30 Millionen US-Dollar (23 Millionen Euro) ausgestatteten internationalen Wettbewerb um die Entwicklung von Technologien, die bei Rettungseinsätzen von großem Wert sein können. Gefragt sind Roboter, die unter anderem ein Rettungsfahrzeug fahren, Türen öffnen, Leitern besteigen oder durch Wände brechen können – und das alles möglichst autonom, was durch eine gezielte Verschlechterung der Funkkommunikation erzwungen werden soll. Der Wettbewerb soll am 24. Oktober um 9:00 Uhr US-Ostküstenzeit offiziell beginnen und sich über etwa 27 Monate erstrecken. Teams aus der ganzen Welt können sich beteiligen. Teilnehmer können sich um finanzielle Förderung durch die DARPA bewerben, können sich aber auch komplett selbst finanzieren.

Hasta la vista, danger: So stellt sich die DARPA Roboter im Katastropheneinsatz vor.

(Bild: DARPA)

Bei einer Förderung durch die DARPA müssen die Teams der Behörde allerdings Rechte an den von ihnen entwickelten Technologien einräumen. Pratt versuchte auch bei diesem kritischen Punkt, Vorbehalte auszuräumen. Die Nutzungsrechte seien beschränkt auf Krisensituationen, sagte er, ließ aber offen, wer nach welchen Kriterien entscheidet, wann eine solche Situation vorliegt. Außerdem müssen die Krisenhelfer-Roboter zunächst produziert werden, so dass ein Streit um geistiges Eigentum schon vor dem ersten Einsatz vorprogrammiert scheint.

Die DARPA wünscht sich Pratt zufolge, dass die Robotics Challenge nach 2014 von Japan, der EU und anderen Ländern übernommen wird. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht. Mit einer Förderungssumme von 70 bis 80 Millionen Euro jährlich betreibt Europa weltweit das größte nicht-militärische Forschungsprogramm für Robotik, erklärte Anne Bajart von der Europäischen Kommission im Rahmen eines Workshops über Roboterwettbewerbe. Ein Problem sei allerdings die starke Fragmentierung der Forschung in Europa. Wettbewerbe sollen eine stärkere Fokussierung ermöglichen. Dabei seien Leistungsvergleiche (Benchmarking), Standardisierung und die Erforschung ethischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Aspekte unerlässlich. Damit sind schon wesentliche Voraussetzungen für eine "European Robotics Challenge" benannt. (ssu)