EU-Kommission plant DNS-Sperren gegen Online-Glücksspiel

Dass Brüssel Betreiber von Internet-Casinos auch mit DNS-Sperren an die Kandare nehmen will, lässt nicht nur aus der Branche selbst Proteste erwarten. Im bisherigen Regulierungs-Dickicht ist der Markt fürs Online-Zocken auf 90 Milliarden Euro angewachsen.

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Von
  • Falk Lüke

Mit einem am Dienstag vorgestellten Aktionsplan gegen Online-Glücksspiel will die EU-Kommission die Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten verbessern. Doch der Plan zur Vereinheitlichung dürfte nicht nur von Seiten der Glücksspielbetreiber unter Beschuss geraten: Zu den Mitteln, mit denen EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier die Branche an die Kandare nehmen möchte, gehören auch DNS-Sperren ("Zugriffsblockaden"). Diese gelten nicht nur als ineffektiv und leicht zu umgehen, sondern auch als gefährlich für das fragile Domain Name System (DNS), wie vor wenigen Tagen eine ICANN-Expertenarbeitsgruppe erneut festgestellt hat.

Fast drei Jahre lang hatte sich die EU-Kommission in Konsultationsverfahren und Expertenworkshops mit der Frage beschäftigt, wie das boomende Online-Glücksspiel europaweit einheitlich reguliert werden kann. Ob Sportwetten, Lotterien oder Online-Poker: Die Branche boomt, nicht zuletzt, weil die Online-Glücksspielbranche sich mit bekannten Sportvereinen wie dem spanischen Fußball-Rekordmeister Real Madrid und prominenten Gesichtern wie Boris Becker schmückt. Die EU-Kommission schätzt den Gesamtumsatz der Branche auf knapp 90 Milliarden Euro.

In Deutschland trat im Juli die Neufassung des Glücksspielstaatsvertrages in Kraft, die allerdings nach jahrelangen Verhandlungen aufgrund des Widerstandes des damals schwarz-gelb regierten Bundeslandes Schleswig-Holstein derzeit nur in 15 der 16 Bundesländer gilt. Noch unübersichtlicher ist die Situation in Europa: Die höchst unterschiedlichen Anforderungen an Betreiber von Glücksspielen haben unter anderem zur Folge, dass ein Großteil der Online-Glücksspielbetreiber seinen Sitz in der britischen Exklave Gibraltar hat. (ssu)