Bericht: NTT DoCoMo holt Google ins Boot

Der japanische Mobilfunkriese will Googles Suchfunktion und E-Mail in seine Handys integrieren. Mit ersten Geräten wird im Frühjahr 2008 gerechnet, auch über Android sprechen die Partner.

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Der größte japanische Mobilfunkbetreiber NTT DoCoMo und der US-Internetkonzern Google wollen Medienberichten zufolge bei DoCoMos mobilem Internetdienst i-mode zusammenarbeiten. Wie die gewöhnlich gut informierte japanische Wirtschaftszeitung Nikkei am Dienstag ohne Angaben von Quellen berichtet, will DoCoMo die Such- und E-Mail-Funktionen von Google in seine Mobilfunkgeräte integrieren. Die Datenverbindung soll über i-mode laufen. Im kommenden Frühjahr könnten die ersten Geräte mit den Google-Diensten erhältlich sein. Darüber hinaus soll der Mobilfunkanbieter über Geräte auf Basis der von Google vorgestellten Software-Plattform "Android" nachdenken. Ein erstes Handy könne in der zweiten Jahreshälfte 2008 auf den Markt kommen, heißt es in anderen Medienberichten.

Die angestrebte Allianz bedeute für den japanischen Mobilfunkriesen eine Änderung seiner Geschäftspolitik, nachdem DoCoMo bisher alle Telekommunikationsdienstleistungen – vom Aufbau der Infrastruktur bis hin zu den eigentlichen Diensten – selbst bewerkstelligt hat. Angesichts der stark gestiegenen Internetnutzung über Mobiltelefone sei das Unternehmen zu der Erkenntnis gekommen, dass es den Kundenbedürfnissen nicht mehr allein nachkommen könne, heißt es bei Nikkei weiter. Google verspreche sich von der Zusammenarbeit eine Stärkung seiner Position auf dem japanischen Suchmaschinenmarkt. Dort liegt der Weltmarktführer hinter dem Konkurrenten Yahoo Japan zurück.

Zwar können DoCoMo-Kunden die Google-Dienste per Internetverbindung über i-mode schon nutzen, doch geht der Trend auch in Japan zu einer integrierten Lösung. Vor allem junge Kunden nutzen das Internet auf ihrem Handy, und diese attraktive Zielgruppe wandert zu anderen Netzbetreibern ab. NTT DoCoMo ist dem Bericht zufolge der einzige japanische Mobilfunkanbieter, der seit der Einführung der Rufnummer-Portierung im Herbst 2006 Kunden verliert. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt zählt inzwischen mehr als 100 Millionen Mobilfunkverträge, wobei zum Ende vergangenen Jahres bereits rund 70 Millionen der Nutzer das Internet über ihr Mobiltelefon nutzten.

Während sich i-mode in Japan durchgesetzt hat, fand der mobile Datendienst weltweit weniger begeisterte Abnehmer. In Deutschland wurde i-mode 2002 mit großen Erwartungen von E-Plus eingeführt, konnte sich aber nie richtig durchsetzen. Seit der Umstrukturierung des Mobilfunkers durch den damaligen CEO Michael Krammer gilt der Datendienst als beerdigt. Auch in anderen Ländern ist der Dienst auf dem absteigenden Ast: Entweder wird i-mode nicht mehr wie geplant eingeführt oder abgeschaltet. (vbr)