Arbeitnehmer trauen den Kollegen nicht

Bei männlichen Arbeitnehmern unter 30 Jahren sollten Arbeitgeber genau hinschauen, denn die feiern besonders gerne krank. Das glauben jedenfalls die Arbeitnehmer selbst.

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Von
  • Marzena Sicking

40 Prozent der Arbeitnehmer kennen angeblich eine oder mehrere Personen, die schon einmal krankgefeiert haben. Vor allem jüngeren Arbeitnehmern unter 30 Jahren ist das Phänomen aus ihrem gleichaltrigen Bekanntenkreis gut bekannt, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Kantar Health im Auftrag des BKK Bundesverbandes. Das Vorurteil, dass ältere Arbeitnehmer häufiger krank sind, bestätigt die Umfrage übrigens auch im weiteren Verlauf übrigens nicht: Die älteren Semester lassen sich nach eigenen Angaben deutlich seltener wegen Kurzerkrankungen krank schreiben als die jüngeren Kollegen.

Am häufigsten melden sich nach Erfahrungen der Befragten Beamte und Angestellte krank, obwohl es ihnen gar nicht so schlecht geht. Arbeiter sind hier deutlich zurückhaltender. Das könnte auch an der Regelungen in Bezug auf die Krankschreibung liegen. Zwei von drei Berufstätigen können ein bis drei Tage ohne "gelben Schein" zu Hause bleiben. Interessant die regionalen Unterschiede: Nur 21 Prozent der westdeutschen Arbeitnehmer müssen bereits am ersten Fehltag eine Krankschreibung abliefern, bei den ostdeutschen Kollegen müssen 40 Prozent schon am ersten Tag zum Arzt.

Unterschiedlich streng sind die Anforderungen auch nach Berufsgruppen betrachtet: 35 Prozent der Arbeiter dürfen ohne Attest keinen einzigen Tag fehlen, bei Beamten liegt die Quote bei lediglich 12 Prozent. Die dürfen mit drei Tagen am längsten ohne ärztliches Attest zu Hause bleiben, gefolgt von Angestellten und Arbeitern. 29 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den letzten zwei Jahren wegen einer Bagatellerkrankung beim Arzt waren, weil sie zwar nicht unbedingt Medikamente, aber den Schein für den Arbeitgeber gebraucht haben.

Der Schaden, der der deutschen Wirtschaft durch die Blaumacher entsteht, könnte jährlich rund zehn Milliarden Euro liegen. Doch während diverse Medien schon aufgeregt über den angeblich hohen Anteil der Blaumacher schreiben, gibt der Auftraggeber der Studie selbst Entwarnung. Wie BKK-Sprecherin Christine Richter gegenüber der Wirtschaftswoche bestätigt, sind die erschlichenen Krankschreibungen "eine statistisch vernachlässigbare Größe". Insgesamt verzeichne man seit Jahren niedrige Krankenstände, auch wenn es zwischendurch auch mal einen Anstieg gegeben hat. Dass 40 Prozent der Arbeitnehmer glauben, Blaumacher zu kennen, bedeutet also keinesfalls, dass es tatsächlich so viele Blaumacher gibt, wie die eigenen Kollegen glauben. (gs)
(masi)