Crowdfunding-Branche will Unterstützung von der EU

Die Vertreter europäischer Crowdfunding-Plattformen fordern von der EU einen klaren gesetzlichen Rahmen für Schwarmfinanzierung. Das Kapital aus der Crowd könnte gerade für Unternehmen eine Alternative zu Bankkrediten bieten.

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Europas Crowdfunding-Portale wünschen sich offenbar mehr Unterstützung von der EU. In einem 40 Seiten starken Papier (PDF-Datei), das auf der Website Crowdfundingframework heruntergeladen werden kann, legen Vertreter und Unterstützer der Branche dar, welchen Rahmen sie sich für die Schwarmfinanzierung künftig vorstellen.

Von Seiten der EU wird die Einführung europaweiter Gesetze gefordert, die für finanzielle Transparenz und Kontrolle in dem Bereich sorgen, Qualitätsstandards für die zahlreichen Plattformen setzen und das Vertrauen in die Finanzierungsform stärken könnten. Ebenso solle ein Bildungs-Forum eingerichtet werden, das Anteilsinhaber, Geldgeber und Unternehmer über Risiken und Chancen aufklärt. Nicht zuletzt steht auch die Förderung akademischer Forschung zum Crowdfunding auf der Wunschliste. Diese könne für zusätzliche Innovationen in der Branche sorgen.

Dabei geht es den Initiatoren weniger um Crowdfunding im Stile von Kickstarter, das vor allem Mittel für kreative oder künstlerische Projekte einsammelt, sondern um eine alternative Form der Unternehmensfinanzierung. Die Autoren sehen Crowdfunding gerade für kleine und mittlere Unternehmen als Alternative zum klassischen Bankkredit, weshalb hier oftmals schon von "Crowdinvesting" gesprochen wird. Die Geldgeber aus der Crowd erhalten für ihr Kapital dann Anteile am Unternehmen, beispielsweise in Form einer stillen Teilhaberschaft ohne Mitspracherechte.

In Zeiten der Eurokrise, in denen Banken nur zögerlich Kredite vergeben, könne diese Schwarmfinanzierung einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung leisten, argumentieren die Autoren. Insgesamt sollen 2011 in Europa rund 300 Millionen Euro durch alle Formen des Crowdfundings gesammelt worden sein, wobei es knapp 200 aktive Plattformen gebe.

Auch in Deutschland kommt Bewegung in die alternative Geldquelle für Firmen: Das Portal Bergfürst hat vor kurzem von der deutschen Bankenaufsicht BaFin als erste Crowdinvesting-Plattform die Lizenz zum vollwertiger Finanzdienstleister erhalten, wie die FAZ berichtet. Damit könne das Portal auch Unternehmensfinanzierungen im Millionen-Bereich an die Crowd weiterreichen. Bislang nutzen die deutschen Portale wie etwa Seedmatch oder Companisto dem Bericht zufolge eine Ausnahme im Vermögensanlagengesetz: So muss für öffentlich angebotene Beteiligungen ein Emissionsprospekt vorgelegt und von der BaFin genehmigt werden – es sei denn, die Beteiligungen haben wie bislang bei den meisten Portalen hierzulande ein Volumen unter 100.000 Euro.

Laut Crowdfunding-Monitor wurden in Deutschland 2012 über Crowdinvesting bislang 2,7 Millionen Euro für 30 Startups eingesammelt, über klassisches Crowdfunding kamen 1,15 Milionen Euro zusammen. Ob sich das Geldeinsammeln übers Internet dauerhaft als Bank-Alternative etabliert, bleibt abzuwarten. Die Zeit witterte zumindest in einem Bericht bereits ein „leises Sterben“ unter deutschen Crowdfunding-Plattformen, bedingt durch zu großen Konkurrenzdruck und bei zu kleinem Verdienst. (axk)