Finfisher-Chef: Unsere Software hat Leben gerettet

Der Programmierer der berüchtigten Überwachungssoftware verteidigt sein Unternehmen gegen die scharfe Kritik und betont im Gespräch mit Bloomberg, Diktaturen würden nicht beliefert.

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Von
  • Detlef Borchers

Gamma International, Spezialist für Überwachungstechnik und Hersteller der FinFisher-Software, verteidigt seine Geschäfte. Gamma liefere keine Software an Diktaturen, erklärte der Chef der deutschen Gamma-Niederlassung, Martin Johannes Münch, gegenüber der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg. Vielmehr helfe die Software, Kriminelle zu fassen, und rette Leben. Konkrete Beispiele dafür nannte er nicht.

Weiter behauptet Münch, Gamma sei nicht für die Überwachung in Ägypten verantwortlich, durch die die Firma im Zuge des arabischen Frühlings vor zwei Jahren weltweit bekannt wurde. Man habe zwar die Software an Ägypten für 388.604 Euro verkaufen wollen, doch sei dieser Deal nie zustande gekommen. Auch an dem Auftauchen der Software in Bahrain sei Gamma nicht beteiligt gewesen, da hier eine gehackte Demo-Software zum Einsatz gekommen sei. Ein Team von 30 Programmierern habe zwei Tage gebraucht, um die durch die Demo-Software entstandene Lücke zu schließen.

Münch, dem 13 Prozent der Anteile an der Gamma Group gehören, ist nach Darstellung des Berichtes im Jahre 2007 als Chefentwickler der Finspy-Programmsuite bei Gamma tätig. Zuvor war Münch als Hacker zu einigem Ruhm für die Entwicklung von BackTrack gekommen. Für den Reporter demonstrierte Münch, wie die Finspy-Software auf Computern wie auf Mobiltelefonen den Nutzer abhören kann. In welchen Ländern unter welchen Bedingungen die Software legal zum Einsatz kommt, wollte der Chefentwickler nicht erzählen. (vbr)