Herzschlag als Energiequelle

Wissenschaftler haben einen Schrittmacher entwickelt, der durch das Herz selbst angetrieben wird.

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Von
  • David Zax

Wissenschaftler haben einen Schrittmacher entwickelt, der durch das Herz selbst angetrieben wird.

Forscher an der Michigan University haben einen neuartigen Herzschrittmacher demonstriert, der seine Energie von dem Organ bezieht, das er eigentlich regulieren soll: vom Herzen selbst. Das System kann Strom direkt aus dem Herzschlag gewinnen und zwischenspeichern.

Was zunächst nach einer eher schlechten Idee klingt – schließlich sorgen Probleme mit dem Herzrhythmus ja erst dafür, dass ein Patient einen Schrittmacher benötigt – könnte sich als Wohltat für Betroffene erweisen. Momentan müssen die Träger in der Regel alle fünf oder zehn Jahre unters Messer, damit die Batterie des Herzschrittmachers getauscht werden kann. Das Gerät aus Michigan könnte diese Tortur künftig überflüssig machen.

"Immer mehr der Patienten sind Kinder, die viele Jahre mit dem Herzschrittmacher leben müssen", erklärt Amin Karami, einer der an dem Projekt beteiligten Forscher. "Man kann sich vorstellen, wie viele Operationen ihnen mit diesem neuen Verfahren erspart blieben." Das aktuelle Prototypgerät soll bereits kleiner sein als die Batterien, die derzeit in regulären Schrittmachern verbaut sind – ungefähr halb so groß.

Erste Tests haben gezeigt, dass das Gerät problemlos bis zu zehnmal mehr Energie aus dem Herzschlag beziehen kann, als zum Betrieb notwendig wäre. Allerdings wurden bislang nur Versuche an einem Herzsimulator durchgeführt. Entsprechend müssten zunächst mehr Daten her, bevor erste klinische Studien überhaupt angedacht werden könnten, kommentiert die britische Herzstiftung.

Der neue Schrittmacher basiert auf sogenannten piezoelektrischen Materialien. Diese generieren eine elektrische Spannung, sobald ihre Form verändert wird, was wiederum durch den Herzschlag erfolgt. Der Körper selbst könnte künftig auch andere Implantate antreiben, meinen die Forscher – er wird damit selbst zur Batterie.

Grundsätzlich arbeite das Konzept gut, meint Karami. "Wir haben das zumindest für Idealbedingungen zeigen können." Das heißt aber noch nicht, dass das Verfahren auch wirklich sicher ist. Entsprechend müssten nach klinischen Studien auch noch diverse regulatorische Hürden genommen werden. Ist der neue Schrittmacher dann einmal zugelassen, könnte er tatsächlich zahlreichen Herzpatienten helfen. Der Markt ist groß: 700.000 neue Schrittmacher und Defibrillatoren werden mittlerweile pro Jahr eingesetzt. (bsc)