Umweltschutz wird attraktiver, Imageproblem beim Biosprit, Elektrofahrzeuge stagnieren

Steigendes Interesse an Antriebsalternativen

Die deutschen Autofahrer kennen sich mehrheitlich aus mit alternativen Antrieben. Die Bereitschaft, für emissionsärmere Fahrzeuge auch mehr Geld auszugeben, ist gestiegen. Der Kauf von Elektroautos wird von der großen Mehrheit der Autofahrer allerdings nicht geplant

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  • Florian Pillau

München, 12. November 2012 – Überraschende Entwicklungen: Eine aktuelle Umfrage der KÜS belegt, dass sich die deutschen Autofahrer recht gut auskennen mit alternativen Antrieben. Die Bereitschaft, für emissionsärmere Fahrzeuge auch mehr Geld auszugeben, ist gestiegen. Car-Sharing dagegen ist für die meisten Befragten keine Alternative und der Kauf von Elektroautos wird von der großen Mehrheit der Autofahrer erst gar nicht geplant.

24 % gaben an, sich mit Erdgasantrieb zu beschäftigen, 6 % mehr gegenüber dem Vorjahr, bei Autogas waren es 19 % (2011: 16 %). Hybridantrieb haben schon 23 % der Befragten auf dem Schirm, 2011 waren es erst 16 %. 26 % der Autofahrer interessieren sich konkret für Elektroantrieb, das ist gegenüber dem Vorjahr 2011 ein Anstieg um 10 %. Bei Biokraftstoffen ist das Ergebnis von 10 % im Vorjahr auf aktuell 22 % angestiegen. Für Elektroautos mit Brennstoffzelle interessierten sich 12 % , im Vorjahr waren es noch 8 %.

Tank oder Teller: 57 % wollen Biosprit-Verbot

Die größten Chancen für eine schnelle Umsetzung sehen die Befragten beim Hybridantrieb mit 70 % vor dem Elektroantrieb mit 63 %. Im Vergleich zum Vorjahr hat hier ein Tausch der beiden Spitzenplätze stattgefunden. Biokraftstoffe, darunter auch der an den Tanksäulen gescheiterte Treibstoff E10, stehen in der so genannten "Tank-oder-Teller"-Diskussion. 57 % der befragten Autofahrer wollen Biokraftstoffe gar verboten sehen. Eine schwere Hypothek für die kommenden Biokraftstoffe der zweiten Generation, bei denen eine direkte Konkurrenz zur Nahrungsproduktion praktisch ausgeschlossen ist.

Für ein Fahrzeug das 30 % weniger CO2 ausstößt, wären 68 % der Autofahrer bereit, mehr Geld auszugeben. Bei der Umfrage im Jahr 2011 waren dies 63 %, im Jahr 2009 61 %. Ob man daraus folgern kann, Klima (die KÜS schreibt "Umweltschutz") gehe den Autofahrern mehrheitlich vor Geldbeutel, ist schwer zu sagen, denn ein solches Auto ist ja auch entsprechend sparsamer.

Klimaschutz ja, aber nicht mit Elektroautos

Gestiegen ist laut Umfrage die Anzahl der Menschen, die sich mit dem Thema Elektromobilität beschäftigt haben, und zwar von 40 % im Jahr 2011 auf 48 % in diesem Jahr. Die Informationsquellen waren Internet (42 %), Printmedien (39 %), das Autohaus (35 %, Bekannte (9 %), der ADAC (5 %) und, ja, das Elektrofachgeschäft (2 %). 7 % kennen den Opel Ampera, 6 % den Smart ED, 3 % den elektrischen VW Golf und jeweils 2 % den BMW Mini und den Mercedes A-Klasse E-Cell.

Die verbesserte Information über Elektrofahrzeuge hat jedoch nicht zu erhöhter Kaufbereitschaft geführt. Nur 25 % würden sich ein solches Fahrzeug kaufen, das sind 4 % weniger als 2011. Hauptgrund für die Ablehnung: Die Reichweite muss der eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor entsprechen, das sagen 58 %, obwohl 63 % der befragten Autofahrer eher Kurzstrecken bis 50 Kilometer am Tag fahren und nur 16 % auf Strecken über 50 Kilometer am Tag unterwegs sind. Ein weiterer Grund für das schlechte Ansehen von E-Autos: Für 77 % sind vier Sitzplätze plus Kofferraum Pflicht.

1000 AutofahrerInnen in Deutschland wurden für den Trend-Tacho von KÜS und Kfz-Betrieb im Rahmen einer repräsentativen Zufallsauswahl in einer telefonischen Ermittlung befragt. Befragungszeitraum war der September 2012. (fpi)