Ausgepackt: Canon EOS M

Canons erste spiegellose Systemkamera, die EOS M, ist nun endlich verfügbar. Wir haben sie einem ersten Kurztest unterzogen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 40 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Peter Nonhoff-Arps

Mit dem EF-M 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM liegt die Canon EOS M gut in der Hand.

(Bild: Canon)

Canon hat sich mit der Entwicklung seiner ersten spiegellosen Systemkamera sehr viel Zeit genommen. Es war lange ein gut gehütetes Geheimnis, welches Konzept der Hersteller in diesem noch recht jungen Kamerasegment fahren würde. Im Sommer war dann klar: Die Neue würde eine auf kompakt getrimmte Version der EOS-Einsteiger-Spiegelreflexkameras mit APS-C-Sensor sein. So stecken in der M der Hybrid-Autofokus-Sensor und der Digic-5-Prozessor der EOS 650D. Canon hat sich also ganz bewusst gegen den Lifestyle-Charakter einer Nikon 1 J1 entschieden, sondern für einen Mittelweg zwischen schlanker Kompaktkamera und klobiger DSLR.

Ausgepackt: So waren wir sehr gespannt, als das Paket mit der M in der Redaktion eintraf. Im Karton waren neben dem Body mit dem Kit-Objektiv EF-M 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM noch das Pancake EF-M 22mm f/2 STM sowie der Systemblitz Speedlite 90EX. Leider war der Mount Adapter EF-EOS M noch nicht verfügbar, um auch beliebige andere EF-Objektive anzuschließen.

In der Camera steckt der gleiche APS-C-Sensor mit hybridem Autofokus wie in der EOS 650.

Ausgepackt wirkt die Kamera sehr hochwertig. Sie ist in einem soliden Magnesiumgehäuse untergebracht. Auch die Objektive hinterlassen einen guten Eindruck, beide besitzen ein Gehäuse und Bajonett aus Metall. Zudem kommt man hier schon in den Genuss der neuen Canon-Objektivdeckel, mit denen ab 2013 alle EF-Objektive ausgestattet sein sollen. Neu ist auch die Montage des Kameragurtes. Mit Hilfe der neuen Metallmechanik lässt sich er sich einfach unter Zuhilfenahme einer Münze an der Kamera anbringen beziehungsweise wieder lösen. Das lästige Einfädeln entfällt – der Gurt kommt bereits fertig vormontiert.

Ausstattung: Rein äußerlich fällt die spartanische Ausstattung mit Bedienelementen auf, die eindeutig an die von Kompaktkameras angelehnt ist. Wer also Spiegelreflexbedienung gewohnt ist, muss sich komplett umorientieren. Die Bedienung spielt sich in erster Linie auf dem angenehm großen, hellen und gut auflösenden Touch-Display ab. Selbst das Moduswahlrad bietet nur drei Einstellungen: A+ für Automatische Motiverkennung, Kreativ-Programme und Video. Die typischen (Halb-)Automatiken – P, Tv, Av, M – und die Kreativ-Programme wie Porträt, Landschaft, Sport oder HDR erreicht man am schnellsten per Touch auf das Symbol in der linken oberen Display-Ecke. Auch alle weiteren aufnahmewichtigen Funktionen findet man auf dem Display. Per Info-Taste kann man zwischen unterschiedlichen Screen-Darstellungen wechseln. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, klappt die Bedienung in der Kombination von Touch, Hauptwahlrad und Funktionstasten recht flüssig.

Passend zur EOS M bietet Canon mit dem Speedlight 90EX einen passenden Blitz an.

Das Hauptmenü ist Canon-typisch sinnvoll aufgeteilt. Wie bei den anderen EOSsen findet man sogar programmierbare Individualfunktionen wie ISO-Erweiterung, Belichtungsstufen oder Tastenbelegungen. Zum Fotografieren liegt die Kamera bei beidhändiger Bedienung – linke Hand unter dem Objektiv – sehr gut in der Hand. Im Einhandbetrieb hat man – je nach Größe der Hände – leicht das Gefühl, dass einem die etwa ein Pfund schwere Kamera aus der Hand rutscht. Das fällt bei der Kombination mit dem 22-mm-Pancake weniger auf.

Bedienung: Etwas umständlich gerät die Umstellung von Auto- auf manuellen Fokusbetrieb, da den EOS-M-Objektiven der mechanische AF-/MF-Umschalter fehlt, wie ihn die übrigen EF-Objektive bieten. Will man von AF- auf MF-Betrieb umstellen, muss man ins Kameramenü wechseln und dort den entsprechenden Eintrag suchen. Zum Glück merkt sich die Kamerasoftware die letzte Aktion, sodass ein erneuter Wechsel etwas schneller geht. Auch die Zu- und Abschaltung des Bildstabilisators führt stets über das Menü. Gelungen im Zusammenhang mit dem manuellen Fokus ist hingegen die Lupenfunktion mit 5x- und 10x-Vergrößerung des Bildausschnitts – alles bequem bedienbar übers Touchdisplay.

Spiegelreflex-Fotografen werden den Sucher schmerzlich vermissen. Canon hat bewusst weg gelassen und bietet auch keinen Aufstecksucher als Option an. Bleibt zu hoffen, das zukünftige EOS-M-Modelle einen solchen bieten werden.

Der Blitz passt optisch gut zur Kamera. Er ist schnell betriebsbereit, leuchtet die Szene gut aus und funktioniert auch im Nahbereich. Man fragt sich nur, warum er eine Stromversorgung in Form zweier AAA-Zellen benötigt. Es wäre doch praktisch, wenn er sich (zumindest alternativ) aus dem Kamera-Akku speisen ließe.

Canon EOS M – ISO-Reihe (9 Bilder)

ISO 100

Canon EOS M mit EF-M 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM, 1/30 s, f/5.0, ISO 100

Bildkritik: Die c't-Testszene gibt die Kamera mit dem Standard-Kitobjektiv mittig mit sehr guter Schärfe wieder, die sich auch an den Ränder hält. Allerdings lässt der Kontrast hier etwas nach, sodass die Darstellung flauer wird. An kontrastreichen Kanten bilden sich sowohl an den Rändern als auch mittig leichte Farbsäume (chromatische Aberration). Ansonsten ist die Detailwiedergabe auch von natürlichen Materialien sehr gut. Die Farben wirken neutral und natürlich. Das Rauschen ist bei ISO 100 sehr gering und nimmt von Stufe zu Stufe in seiner Körnigkeit kontinuierlich zu. Bis ISO 800 fällt es in 100-Prozentdarstellung kaum auf und ist auch noch bei ISO 1600 erträglich. Selbst bei ISO 6400 ergibt sich noch eine ansehnliche Fullscreen-Darstellung ohne übermäßige störende Artefakte und dramatische Bildverfälschungen und sogar bei ISO 12800 wirkt auch diese Darstellung noch vorzeigbar.

Canon EOS M – Blendenreihe (14 Bilder)

Weitwinkel (18 mm), Blende f/3.5

Canon EOS M mit EF-M 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM, 18 mm, ISO 100, 1/60 s, f/3.5

Beugungsunschärfe wird ab Blende f/11 leicht erkennbar und nimmt bis Blende f/32 kontinuierlich zu. Bei offener Blende ergibt sich eine angenehme Unschärfe des Hintergrundes, wenn der Schärfepunkt im Vordergrund liegt. Helle Glitzerpunkte werden schön kreisrund abgebildet und bilden ein harmonisches Bokeh.

Canon EOS M – Tiefenschärfe (7 Bilder)

Tiefenschärfe Blende f/5,0

Canon EOS M mit EF-M 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM, 35 mm, ISO 100, 1/15 s, f/5.0

Die Außenaufnahmen bestätigen die sehr guten Ergebnisse unter Laborbedingungen. Farben werden korrekt und neutral wiedergegeben, auch hier sind chromatische Aberrationen erkennbar, das Rauschen bei hohen ISO-Werten wirkt eher natürlich und verfälscht die Bildwiedergabe nur mäßig.

Canon EOS M Beispielbilder (10 Bilder)

Feldlandschaft

Canon EOS M mit EF-M 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM bei 55 mm, 1/125 s, f/7.1, ISO 200 (Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Fazit: Insgesamt gibt Canons EOS M eine überzeugende Vorstellung. An Bildqualität und Bedienung gibt es nur wenig zu meckern. Liebhaber wird sie vermutlich vor allem unter Kompaktkamera-Aufsteigern finden, die einen Fotoapparat suchen, der sich ähnlich bedienen lässt wie eine Kompakte aber die Möglichkeiten für ernsthafte Fotografie bietet. DSLR-Fotografen müssen sich hingegen bei der EOS M umstellen, vor allem da die gewohnten vielen Direkttasten fehlen und natürlich der Sucher. Wie sich das EOS-M-System behaupten wird, wird sicher auch davon abhängen, wie schnell Canon weitere Objektive nachschiebt und ob es noch weitere Kamerabodys – etwa mit integriertem Sucher – geben wird. Ganz schnell sollte aber der EF-EOS-M-Adapter verfügbar sein. Der Preis liegt mit 850 Euro fürs Kit mit Standard-Zoom und Blitz auf vergleichbar hohem Niveau. (pen)