Range Extender mal ganz anders

Energie am Haken

Ein kurzer Wechsel von Leihakkus anstelle langer Ladezeiten und kurzer Reichweiten: ebuggy belässt den serienmäßigen Akku im Auto und schafft die Möglichkeit, einen Anhänger mit Batterie an das Fahrzeug zu hängen. Einfacher als bei better place, Infrastruktur ist freilich auch dafür vonnöten

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Von
  • Florian Pillau

Stuttgart, 20. November 2012 – Die "European Satellite Navigation Competition 2012", ein von ESA (European Space Agency), GSA (European GNSS Agency), DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) sowie Nokia und weiteren Sponsoren initiierter Wettbewerb, hat dem Elektromobilitätsprojekt „ebuggy“ einen lokalen Preis für die Region Hessen verliehen.

Damit soll eine Idee gefördert werden, die nach einer etwas einfacher umsetzbaren Variante von „better place“ klingt: Ein kurzer Wechsel von Leihakkus anstelle langer Ladezeiten und kurzer Reichweiten. Für „better place“ müsste dazu erst eine Infrastruktur mit genormten Fahrzeugen sowie hoch komplizierter Wechsel- und Lagertechnik geschaffen werden. ebuggy dagegen belässt den serienmäßigen Akku im Auto und schafft die Möglichkeit, einen Anhänger mit Batterie an das Fahrzeug zu hängen. Die ebuggy GmbH hat mit Unterstützung des Deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und Partnern wie dem Fraunhofer Institut IPA und der Universität Stuttgart einen Prototypen des Anhängers gebaut. Ihr Ziel ist, die Batterieanhänger und Relais-Stationen und ein internationales ebuggy-Netzwerk mit Tochtergesellschaften zu entwickeln.

Großflächige Wechselstationen entlang der Autobahnen für eine ziemlich große Anzahl von Hängern mit entsprechenden Lademöglichkeiten müssen gleichwohl geschaffen werden und darüber hinaus auch ein logistisch ausgeklügeltes System von Rück- und Ausgleichstransporten, damit einzelne Stationen nicht ausbluten können. Stellen Sie sich nur mal vor, in München geht die eCarTec zuende und hundert Teilnehmer wollen gleichzeitig mit ihren E-Mobilen auf die Autobahnen. Der Anknüpfungspunkt zur "European Satellite Navigation Competition“ besteht denn auch darin, dass die geplanten Trailer-Flotten eine Satellitennavigationslösung brauchen, mit der die Bewegungen der Flotte in Echtzeit überwacht werden kann.

Wie sich ebuggy das vorstellt

Quasi unbegrenzte Reichweite soll ein Netz von ebuggy-Relaisstationen schaffen, an denen der mit ebuggy-Technologie vorgerüstete Elektroautofahrer einen Batterieanhänger leihen kann. Dorthin kommt er bei entsprechender Netzdichte der Stationen mit der vorgeladenen, eigenen Batterie. Im Zielgebiet angekommen, kann der Anhänger an der letzten Station wieder abgegeben werden. Bei längeren Fahrten kann der Trailer bei Bedarf auch mehrfach getauscht werden, sodass theoretisch unbegrenzte Reichweiten möglich sind. Der Tausch sollte nicht länger dauern als das Volltanken eines Autos mit Verbrennungsmotors, ebuggy spricht von zwei Minuten. Einfacher als better place ist das zwar, aber natürlich auch wesentlich weniger elegant. Denn erstens ist das Fahren mit Hänger – wenn auch fast nur auf Autobahnen – nicht jedermanns Sache und zweitens fährt nicht jeder gerne stundenlang 100, was ja das Limit ist, wenn man als Gespann unterwegs ist.

Beim Kauf eines Elektrofahrzeuges oder jederzeit später soll sich der künftige Benutzer bei ebuggy registrieren. Er erhält einen Einbausatz aus Anhängerkupplung, Anschlussdose und Display, das seine Werkstatt ins Elektroauto einbaut. Er weist sich mit einer ebuggy-Card aus, mit der er an jeder zukünftigen Station ebuggies ausleihen und zurückgeben können soll. Die ebuggy-Nutzungskosten werden automatisch berechnet und gebucht. Ebuggy-Stations sollen an Tank- und Raststätten in ganz Deutschland gebaut werden.

Wer ruft da: „Batterieanhänger im Straßenverkehr sind utopisch“? Nicht doch. Im Prinzip ist die Idee ein alter Hut: Unter der Typenbezeichnung SL-E 200 produzierte MAN ab 1975 einen Elektrobus mit einem einachsigen Anhänger für die Traktionsbatterien. Sie liefen bis 1988 in Mönchengladbach und Düsseldorf. Der SL 200 ist ein nach Standardrichtlinien konstruierter Stadtbus, der 1973 auf den Markt kam. (fpi)