Kanban in der IT: Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung schaffen

Erfolg und Misserfolg beim Einsatz agiler Methoden hängen nicht zuletzt von der Einstellung aller Beteiligten ab. Klaus Leopold und Siegfried Kaltenecker legen in ihrem Buch deshalb einen Schwerpunkt auf die erfolgreiche Umsetzung der Kanban-Methode im Team.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sebastian Heide

Klaus Leopold und Siegfried Kaltenecker
Kanban in der IT: Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung schaffen

Carl Hanser Verlag, Mai 2012
331 Seiten
ISBN 978-3-446-43059-4
34,90 Euro

Der etwas sperrige Titel lässt zunächst ein weiteres Buch über die Mechaniken und Grundsätze der in der IT derzeit gefragten Kanban-Methode erwarten, die auf Konzepten der Lean Production beziehungsweise agilen Produktentwicklung aufbaut.

Im ersten Teil des in drei Segmente gegliederten Buches beschreiben die Autoren Klaus Leopold und Siegfried Kaltenecker die Grundprinzipien von Kanban:

  • Visualisieren des Arbeitsflusses und der Arbeit
  • Limitieren des Work in Progress
  • Steuern und Messen des Arbeitsflusses
  • Explizit machen der Prozessregeln
  • Verbesserungen durch bewährte Modelle und wissenschaftliche Methoden

Diese sind für das grundlegende Verständnis und die Einführung in die Thematik - insbesondere für Neueinsteiger - von Nöten. Die Autoren gehen vor der Beschreibung der Grundsätze jedoch zunächst auf die umfassenden Änderungen ein, die der Einsatz einer solchen Methode nach sich zieht. In dem Zusammenhang wird auch die Wichtigkeit eines kontinuierlichen (evolutionären) Change Management diskutiert.

Hier liegt für den Rezensenten die Besonderheit und große Stärke des Buchs. Aufgrund der Prozessorientierung und des starken Bezugs auf "harte" Metriken kann Kanban Projektleiter dazu verleiten, nach drei der fünf Grundprinzipien aufzuhören und lediglich die "mechanischen" Teile von Kanban einzuführen. Da das das Team/Unternehmen jedoch nur unwesentlich weiterbringen wird, gehen drei Viertel des Buchs auf Themen ein, die komplexer, allerdings für den Erfolg einer Implementierung agiler Methoden essenziell sind. Teil zwei behandelt entsprechend die Wirkungsweise von Change Management, die Brisanz des Umgangs mit persönlichen Befindlichkeiten und die Wichtigkeit der Kommunikation. Teil drei liefert schließlich einen Werkzeugkasten sowie Beispiele aus dem Beratungsalltag der beiden Autoren für die Benutzung der Werkzeuge und die praktische Anwendung von Change Management.

"Kanban in der IT" geht hier deutlich über Lean Production hinaus und greift bereits wichtige Aspekte des Lean Management auf. Die ausführlich beschriebenen Zusammenhänge und sozialen Eigenschaften von Organisationen sowie die Emotionen der einzelnen Mitarbeiter bestimmen maßgeblich über den Erfolg oder Misserfolg einer Veränderungsinitiative. Betroffene Unternehmensangehörige bedürfen nicht nur einer guten Vorbereitung, sondern auch der richtigen Einstellung. Deshalb muss jede Meinung gehört und auf jeden Mitarbeiter eingegangen werden. Nicht zuletzt muss sich die Organisation bei der Einführung einer agilen Methode grundsätzlich ändern. Das schließt den Projektleiter mit ein, der als Change Agent Vorbild für den Rest der Organisation sein muss.

Das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung, der damit einhergehende Wandel, der Wille zum Feedbackgeben und -nehmen sowie der Umgang mit Fehlern stellen die meisten Menschen ohne Erfahrung mit agilen Methoden zunächst vor Herausforderungen.

Tatsächlich schafft das Buch den Spagat zwischen den drei selbstgewählten Zielgruppen:

  • alle, die sich grundsätzlich für Kanban interessieren,
  • alle, die mit dem Management von Veränderungen in der IT beschäftigt sind,
  • alle, die eine Kanban-Initiative ins Auge fassen oder bereits vorantreiben,

und kann auch mit agilen Projekten erfahrenen IT-Managern – nachdem sie sich durch Teil I gearbeitet haben – einige neue Einblicke oder Werkzeuge gewähren beziehungsweise ruft gemachte Erfahrungen noch einmal in Erinnerung. (jul)