Sprachtwittern für Syrer

Weil Syrien nahezu komplett vom Internet abgeschottet ist, haben Google und Twitter einen Dienst reaktiviert, mit dem vor zwei Jahren schon die Ägypter Nachrichten absetzen konnten. Ein Video zeigt, wie die Routen nach Syrien nach und nach wegbrachen.

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Nachdem Syrien seit Donnerstag nahezu komplett vom Internet abgeschnitten ist haben Google und Twitter den Dienst "speak2tweet" wieder aufgenommen. Der Dienst nimmt Sprachnachrichten unter vier internationalen Rufnummern an, legt sie auf Google-Servern ab und veröffentlicht die Links auf Twitter (siehe da auch #SyriaBlackout). Seine Premiere hatte der Dienst Anfang 2011 während der Massenproteste in Ägypten.

Die Grafik verdeutlicht, wie der Traffic nach Syrien innerhalb kürzester Zeit komplett zum Erliegen kam.

(Bild: Akamai)

Über die Telefonnummern können die Nachrichten auch wie von einer Mailbox abgehört werden. Allerdings dürften Syrer im Land auch Probleme haben, die Sprachnachrichten aufzusprechen oder abzuhören, weil auch die Telefon- und Mobilfunknetze offenbar nur eingeschränkt funktionieren.

Der Dienst ist unter folgenden Rufnummern erreichbar:

  • +90 212 339 1447
  • +30 21 1 198 2716
  • +39 06 62207294
  • +1 650 419 4196

Syriens Internetverbindungen zum Rest der Welt sind seit etwa Donnerstagmittag unterbrochen. Die Netzdienstleister Akamai und Renesys hatten berichtet, dass der Traffic aus und nach Syrien innerhalb von wenigen Minuten komplett abgeebbt war. Syriens zentraler Netzbetreiber ist die staatliche Syrian Telecom. Die Anbindung des syrischen Netzes erfolgt unter anderem über die Netze von Turk Telecom, der Hongkonger PCCW oder Telecom Italia. Über Tiefseekabel ist Syrien mit Zypern, Libanon und Ägypten verbunden.

Am Donnerstagmittag ließ sich beobachten, wie die Routen in den syrischen IP-Adressbereich eine nach der anderen wegbrachen. Der Netzdienstleister Cloudflare hat ein Video veröffentlicht, das die abbrechenden Verbindungen in das syrische Netz zeigen soll.

Cloudflare schätzt, dass Syrien nur über verhältnismäßig wenige Router angebunden ist, die von Syrian Telecom kontrolliert werden. Die Art und Weise, wie die Routen systematisch abgebaut worden seien, lege den Schluss nahe, dass dies durch eine Neukonfiguration der Router passiert sei und nicht Folge eines technischen Ausfalls.

Der syrische Informationsminister hat unterdessen "Terroristen" für den Ausfall verantwortlich gemacht. "Es ist nicht wahr, dass die Regierung das Internet gekappt hat", sagte der Minister laut der Jerusalem Post dem regierungsnahen syrischen TV-Sender Al-Ikhbariya. "Die Terroristen", wie die Rebellen in der Sprachregelung des Assad-Regimes genannt werden, hätten die Netze angegriffen und damit Ausfälle "in einigen Regionen" verursacht. Reparaturarbeiten seien angelaufen. (vbr)