Syrien ist wieder online

Die Mobilfunknetze sollen jedoch weiter abgeschaltet sein, das Regime führt den Internet-Blackout auf Wartungsarbeiten zurück.

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Von
  • Florian Rötzer

Nachdem am Donnerstag Syrien aus noch unbekannten Gründen offline gegangen ist, scheint man nun die Internetverbindungen nach und nach wieder aufzubauen. Nach einer Analyse der Border Gateway Protokolle (BGP) von Cloudflare wurde heute Nachmittag wieder die Verbindung mit den globalen Internetprovidern PCCW, TATA und Turk Telecom hergestellt. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete ebenfalls am Nachmittag, dass das Internet in Damaskus nach Wartunsarbeiten wieder funktioniere. Nach Berichten sind praktisch wieder alle Teile des Landes online, allerdings sind die Mobilfunkverbindungen und Anrufe ins Ausland weiterhin unterbrochen.

Betroffen von dem Ausfall waren weniger die Rebellen, die vielfach über Satellitentelefone verfügen, sondern vor allem die normalen Bürger, da auch die Mobiltelefonnetze großenteils abgeschaltet waren. Rebellen, die keine Satellitentelefone besitzen, mussten nach Rami Rahman, dem Direktor des Syrian Observatory for Human Rights auf das Festnetz zum Telefonieren ausweichen. Hier sei aber notwendig, verschlüsselt zu sprechen, da die Telefone überwacht würden.Die Rebellen sollen nach Berichten allerdings schon seit Monaten zur Kommunikation auf Satellitentelefone und Skype umgestiegen sein, weil sowohl Handy- als auch Festnetzkommunikation abgehört wird.

Nach Berichten aus Syrien sollen von dem Blackout vor allem Regionen betroffen gewesen zu sein, die noch von der Regierung kontrolliert werden. Allerdings scheint dies eher ein Versuch zu sein, dem Regime den Blackout in die Schuhe zu schieben, denn nach Angaben von Analysten war das ganze Land offline gewesen. Das Regime machte die Rebellen für den Blackout verantwortlich.

Befürchtet worden war, dass das Regime das Internet abgeschaltet haben könnte, um einen Großangriff auf die Rebellen zu starten. Das scheint nicht der Fall zu sein. Allerdings gingen die Kämpfe am Flughafen von Damaskus weiter, der nur noch von der syrischen Linie angeflogen wird. Allerdings meldete das syrische Fernsehen, dass die Hauptstraße zum Flugplatz wieder von den Streitkräften kontrollierte werde. Syrische Flugzeuge bombardieren Stellungen der Rebellen in Teilen von Damaskus, die Kämpfe gehen an vielen Orten im Land weiter, wie das Syrian Observatory for Human Rights berichtet.

Google und Twitter hatten während des Blackouts erneut auf das bereits im Januar 2011 während des Internet-Blackouts in Ägypten eingeführten Dienstes Speak2Tweet aufmerksam gemacht. Damit wird eine über das Telefon geschickte Botschaft über Tweets verbreitet, ohne dass zurückverfolgt werden kann, wer angerufen hat. Syrern im Land sollte damit ermöglicht werden, Informationen ins Ausland zu schicken. (fr)