Toolbox: Mundus räumt das $HOME auf

Mundus ist ein nützliches Tool für Linuxer, die gerne neue Programme ausprobieren: Es löst ein Problem, an dem alle Paketmanager scheitern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Mundus räumt das Home-Verzeichnis auf.

Verglichen mit anderen Betriebssystemen ist das Ausprobieren neuer Software unter Linux ein reines Vergnügen: Die Paketmanager (dpkg in der Debian-Welt, rpm bei Fedora/Red Hat, Suse etc.) sorgen dafür, dass sich Programme problemlos installieren und bei Nichtgefallen wieder rückstandslos entfernen lassen.

Rückstandslos? Nicht ganz. Zwar führen alle Paketmanager Buch darüber, welche Binaries, Konfigurations-, Dokumentations- und sonstigen Dateien zu einem Programmpaket gehören, und löschen sie bei der Deinstallation wieder. Aber von Dateien, die ein Programm nach der Installation selbst anlegt, kriegt der Paketmanager nichts mehr mit. Und viele Programme legen Dateien oder ganze Unterverzeichnisse an, in denen sie vor allem User-spezifische Einstellungen speichern.

Diese Daten landen, der Unix-Tradition folgend, in Dateien oder Verzeichnissen im Home-Verzeichnis, die durch einen führenden Punkt im Namen versteckt sind: ls listet sie nur mit der Option -a auf; in Dateimanagern muss man die Anzeige verborgener Dateien meist explizit aktivieren. In der klassischen Unix-/Linux-Welt legt Programm foo eine Datei oder ein Verzeichnis namens ~/.foo (manchmal auch ~/.foorc); neuere Anwendungen verwenden gerne ein Unterverzeichnis in ~/.config/ oder ~/.local/share/. Viele Gnome-Programme speichern ihre Konfigruation in ~/.gconf/apps/, KDE-Anwendungen meist unter ~/.kde/share/.

Diese Dateien und Verzeichnissen werden in der Regel schon beim ersten Start des Programms angelegt und verbleiben nach dessen Deinstallation nutzlos auf der Platte. Zwar stören sie den Linux-Betrieb normalerweise nicht großartig, auch wenn im Cache-Verzeichnis unter .mozilla/firefox schon mal das eine oder andere Gigabyte an Daten zusammenkommen kann. Aber wer häufig Programme installiert und deinstalliert, müllt sich nach und nach sein $HOME zu.

Das Tool kennt eine Vielzahl von Programmen.

Mundus möchte die Lücke im Linux-Systemmanagement schließen, die die Paketmanager lassen. Das Programm, geschrieben mit der Basic-Entwicklungsumgebung Gambas, kennt eine Vielzahl von Programmen und deren Konfigurationsdateien. Mundus untersucht das Home-Verzeichnis nach übrig gebliebenen Resten deinstallierter Programme und löscht diese auf Wunsch.

Dabei ist es möglich, den Inhalt der zu löschenden Dateien zuvor zu besichtigen oder ein Backup davon anzulegen – wer weiß, vielleicht braucht man die Daten ja doch noch irgendwann? Hilfreich ist auch, dass Mundus auf wichtige Daten in Konfigurationsdateien, etwa Zugangsdaten, hinweist. Die Mundus-Entwickler pflegen die Informationen zu den unterstützten Programmen online als einzelne Module; der Mundus Index Manager aktualisiert die Informationen übers Netz.

Die aktuelle Mundus-Version 2.2 steht als Quelltext und als vorkompiliertes Paket für Debian, Fedora und OpenSuse zum Download bereit. Ubuntu-User können das Mundus-PPA einbinden, das auch die zur Ausführung nötige Gambas-Runtime vorhält. Mundus steht unter der GPLv3. (odi) (odi)