Crowdfunding für die Wissenschaft

Auf der Plattform Sciencestarter helfen Internet-Nutzer jungen Forschern, ihre Projekte zu finanzieren.

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Auf der Plattform Sciencestarter helfen Internet-Nutzer jungen Forschern, ihre Projekte zu finanzieren.

Junge Firmengründer nutzen immer häufiger Online-Crowdfunding-Plattformen, um Startkapital zu erhalten: Über Kickstarter, Indiegogo und andere kamen bereits Millionenbeträge zusammen. Nach einer Projektvorstellung können Nutzer per Internet Geld für die beworbenen Konzepte geben. Nicht immer sind die Projekte erfolgreich und manchmal übernehmen sich solche Gründer auch – doch viele der Macher hätten etwa bei einer Bank niemals eine Finanzierung erhalten.

Das deutsche Projekt Sciencestarter, an dem die Berliner Forschungsfördergesellschaft "Wissenschaft im Dialog" (WID) mit Unterstützung des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft arbeitet, soll das erfolgreiche Prinzip der Direktinvestitionen durch die Netzgemeinde nun auf die Forschung übertragen – als eine Art Drittmittelförderung durch die "Crowd".

Sciencestarter-Überblick: Die Macher erhoffen sich viel Interesse beim Publikum.

Die neue Website richtet sich dabei vor allem an kleinere Projekte, denen andere Förderwege nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen würden. So kann man aktuell beispielsweise eine Forschungsreise zum Thema Literatur in Afrika (HU Berlin), die energetische Nutzung von Pferdemist (TU Harburg) oder einen drahtlosen medizinischen Sensorknoten auf Basis freier Software (TU Braunschweig) mit Geld beglücken.

Wer ein Projekt interessant findet, gibt einen Betrag an, den er spenden möchte – das geht schon bei kleinen Summen wie 5 Euro los. Zum Dank gibt es bei erfolgreicher Förderung verschiedene Geschenke vom T-Shirt über Ausflüge zu den Wissenschaftlern bis hin zu Bauplänen der Geräte, die die Forscher im Rahmen des geförderten Projekts gebaut haben. Manchmal soll auch ein vermarktbares Produkt am Ende einer Kampagne stehen.

Eines der aktuellen Projekte: PfEn.

(Bild: Saskia Oldenburg)

Beispiel energetische Nutzung von Pferdemist, kurz "PfEn": Hier haben sich Saskia Oldenburg, Diplomingenieurin für Energie- und Umwelttechnik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg, und die angehende Verfahrenstechnikerin Verena Höck, ebenfalls TU HH, zusammengetan. Die beiden leidenschaftlichen Reiterinnen wollen erforschen, ob sich die Hinterlassenschaften der Vierbeiner gewinnträchtig für die Erzeugung von Biogas nutzen lassen. "Die Biogasgewinnung aus Pferdemist wirkt sich positiv auf die Umwelt aus – es entstehen keine Treibhausgase, der Anbau von den sogenannten Energiepflanzen wird reduziert und es werden fossile Energieträger wie Kohle und Erdöl eingespart", schreiben die Forscherinnen in ihrer Projektbeschreibung. Reiter und Stallbesitzer sollten so nicht nur Energie gewinnen, sondern auch Entsorgungskosten sparen.

Wer dem "PfEn"-Projekt Geld geben will, bekommt für 25 Euro beispielsweise eine Handyaufladung mit reinem PFerdemist, kann sich für 50 Euro Naturdünger für seine Balkonpflanzen bestellen und 1000 Euro darf es ein Reitausflug mit den beiden Forscherinnen sein – Namensplakette an der Anlage inklusive.

Vorbild Kickstarter: Internationale Plattformen werben mittlerweile dreistellige Millionenbeträge im Jahr ein.

"Neben der Förderung geht es uns mit der Plattform vor allem aber um den Aspekt der Wissenschaftskommunikation. So sehen wir Sciencestarter als eine Open Science-Plattform, mit der der direkte Austausch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit weiter gefördert werden soll", sagt Plattformchef Thorsten Witt von WID. Die Öffentlichkeit erlebe Wissenschaft so als Prozess und könne diesen unmittelbar mitgestalten. "Wir glauben, dass wir damit den Dialog zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft auf eine neue Stufe heben."

Die Nutzung des Angebots ist für die Forscher selbst kostenlos. Die Plattform hinter Sciencestarter ist das gemeinnützige Angebot Startnext, das bislang in nicht ganz 500 Projekten über 2 Millionen Euro vergeben könnte. Während kommerzielle Plattformen wie Kickstarter fünf bis zehn Prozent der Summe einbehalten, entfällt diese Provision hier. Allerdings plant Startnext die Einführung kostenpflichtiger Premium-Funktionen. (bsc)