Web-Seiten identifizieren Besucher über deren soziale Netze

Viele Onlineshops wollen wissen, wer ihre Kunden sind. Und durch einfaches Aufrufen einer Webseite kann der Besucher inzwischen anscheinend oft schon erkannt und personalisiert angeschrieben werden. In Deutschland ist das allerdings verboten.

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Von
  • Olaf Göllner

Der New Yorker Sumit Suman staunte nicht schlecht. Nach seinem Besuch der Web-Seiten von UberVu bekam er am nächsten Tag eine persönliche E-Mail mit Werbeangeboten der Firma. Allerdings hatte er auf deren Seiten nichts ausgefüllt, keine E-Mail-Adresse hinterlassen und sich auch nicht mit Social-Media-Angeboten der Firma verbunden. Trotzdem konnten die Betreiber der Webseite offenbar gezielt seine Person und seine E-Mail-Adresse ausfindig machen.

Auf seinen erstaunten Google+-Beitrag antwortete UberVus Community Managerin Elisabeth Michaud und bestätigte, dass E-Mail-Kontakt mit Hilfe der Dienste der Firma LeadLander hergestellt wurde. Die ist anscheinend in der Lage, die Besucher einer Webseite durch Geodaten und den Abgleich mit sozialen Netzwerken wie LinkedIn und Jigsaw zu bestimmen. Wie das konkret vor sich geht, ist bislang jedoch unklar.

Das persönliche Identifizieren eigentlich anonymer Seitenbesucher ist eine relativ neue Dienstleistung und läuft häufig unter dem Begriff "Lead Generation". Als "Leads" bezeichnen die Vertrieb und Werbebranche qualifizierte Kundenkontakte, also in der Regel solche mit Namen und zumindest E-Mail-Adresse. Außer LeadLander werben auch Firmen wie VisiStat, Relead oder FullContact damit, Web-Seiten-Betreibern unter anderem über soziale Netzwerke möglichst qualifizierte Daten über ihre Besucher zu liefern.

Der Landesbeauftragte für den Datenschutz Schleswig-Holstein Thilo Weichert erklärte gegenüber heise online, dass eine Werbe-E-Mail durch das gezielte Ausspähen von Personendaten über eine Webseite in Deutschland rechtswidrig sei und mit einer Abmahnung der betreffenden Firma geahndet werden kann. In den USA wird der Umgang mit persönlichen Daten zwar freizügiger gehandhabt; aber auch dort macht sich angesichts solcher Übergriffe langsam Unbehagen breit. UberVUs Michaud zumindest versprach, zukünftig auf die Dienste von LeadLander zu verzichten; die Tracker-Analysesoftware Ghostery zeigt allerdings, dass LeadLander weiterhin von der Webseite verwendet wird. (ogo)