Iran: Ayatollah Ali Khamenei einen Schritt vor dem Papst

Der oberste religiöse und politische Führer Irans hat nach dem Einstieg des Papstes bei Twitter eine Facebook-Seite freigeschaltet, obgleich der Iran versucht, das soziale Netzwerk im Land weitgehend zu blockieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 69 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Noch hat Papst Benedikt XVI keinen Facebook-Account, auf Twitter folgen dem Pontifex aber immerhin schon mehr als 1,2 Millionen Menschen. Wie angekündigt, hatte er am 12. Dezember schon einmal einige Tweets gepostet. So fragt er, wie der Glaube an Jesus in einer Welt ohne Hoffnung gelebt werden kann, gibt aber keine Antwort. Bislang jedenfalls ist der Stellvertreter Gottes auf Erden standhaft geblieben und folgt weiterhin nur sich selbst in anderen Sprachen.

Der oberste religiöse und politische Führer Irans, Ayatollah Ali Khamanei, will jedoch gegenüber dem Papst in Führung bleiben. Schon lange hat er beziehungsweise das Büro des 73-Jährigen eine Website, bei Twitter war er schon schneller und hat bereits mehr 3000 Tweets gepostet. Dafür ist er noch konsequenter und streicht seinen offenbar absoluten Führungsanspruch damit heraus, dass er überhaupt niemandem folgt. Mit gerade einmal 7738 Followern hängt er gegenüber dem Papst weit zurück. Dafür kann er seit 13. Dezember eine Facebook-Seite sein eigen nennen, wo das immerhin schon mehr als 15.000 "Freunde" gut finden. Veröffentlicht werden Filme und Bilder, beispielsweise Khamenei zusammen mit Chomenei.

Der Gang zu Facebook ist schwer zu interpretieren, schließlich versucht der Iran, den Zugang zu Facebook für Iraner seit den Unruhen im Jahr 2009 weitgehend zu blockieren. Die Facebook-Seite von Khamanei dürfte also vor allem als Aushängeschild für das Ausland und als Demonstration für die technische Fortschrittlichkeit, die die iranische Führung pflegt, zu verstehen sein.

Khamenei ist zudem ein strikter Vertreter einer scharfen Internetzensur. Er hat im März einen "Hohen Rat des Cyberspace" einberufen, um über das Internet zu wachen. Zudem unterstützt er auch die Einrichtung eines "Halal Internet", sodass die iranische Führung das Land vollständig vom Internet abkoppeln kann, es aber intern und unter voller Kontrolle noch funktioniert. Mit dem "nationalen Internet" will der Iran vermeiden, in die gleiche Zwickmühle wie die arabischen Staaten während der arabischen Revolution zu geraten, entweder den Zugang zum Internet ganz zu blocken oder dessen Benutzung trotz aller Überwachung auch den Aufständischen gewähren zu müssen. Aber es sollen auch Angriffe von außen besser abgewehrt werden können. Seit Ende September sind laut den Reportern ohne Grenzen alle Behörden bereits mit dem nationalen Internet verbunden.

Auf der täglichen Pressekonferenz des US-Außenministeriums am Montag war die Facebook-Seite auch schon kurz ein Thema. Pressesprecherin Nuland machte sich lustig, als sie gefragt wurde, ob sie davon wisse: "Ist er gerade live gegangen?" Sie habe die Seite noch nicht angeschaut, sie werde aber überprüfen, welche Bilder er veröffentliche, wie viele "Gefällt mir!" er habe und wie sein persönlicher Status sei. (fr)