US-Senatoren nehmen nach Schulmassaker "Killerspiele" in den Blick

Der Demokrat Jay Rockefeller hat nach der Tragödie in Newtown einen Gesetzentwurf eingebracht, wonach die National Academy of Sciences untersuchen soll, wie sich gewalthaltige Computerspiele auswirken.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 193 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der Demokrat Jay Rockefeller hat nach dem Schulmassaker in Newtown vorige Woche am Mittwoch einen Gesetzentwurf in den US-Senat eingebracht, wonach die National Academy of Sciences untersuchen soll, wie sich gewalthaltige Computerspiele auf Kinder auswirken. Ergebnisse werden innerhalb von 18 Monaten erwartet. Die US-Handelskommission, die Federal Trade Commission (FTC) sowie die Regulierungsbehörde FCC (Federal Communications Commission) sollen "geeignete Vereinbarungen" treffen, um der Akademie der Wissenschaften die Untersuchung zu ermöglichen.

Rockefeller erhofft sich von der Analyse vor allem Aufschlüsse darüber, ob "bestehende oder künftige Charakteristika von Videospielen einen speziellen Einfluss auf Kinder haben". Dabei seien besonders die "interaktive Natur und die außerordentlich persönliche und lebendige Form" ins Auge zu nehmen, mit der Gewalt in solchen Games dargestellt werden könne. Auch andere Computerprogramme mit Gewaltbezug sollen danach untersucht werden, ob sie den Nachwuchs dazu verleiten könnten, aggressiv zu agieren oder ob sie Kindern messbare kognitiv schaden können.

"Aktuelle Gerichtsentscheidungen demonstrieren, dass es einige Leute immer noch nicht kapieren", begründete der Senator aus Virginia seinen Vorstoß. "Sie glauben, dass Krawallspiele nicht gefährlicher für junge Gemüter sind als klassische Literatur oder Cartoons am Sonntagmorgen." Eltern, Kinderärzte und Psychologen wüssten es besser. Es sei daher wichtig, dass der Kongress hier die Grundlagenforschung vorantreibe.

Auch die FTC und die FCC müssen Rockefeller zufolge mehr tun. Sie hätten zwar bereits Folgeabschätzungen betrieben. Der technische Wandel erlaube es Kids aber mittlerweile, ohne große elterliche Kontrolle auf gewalttätige Online-Inhalte zuzugreifen. Nicht zuletzt müsse sich die Computerspielindustrie mehr verantwortlich zeigen, mahnte der Senator, sonst werde der Gesetzgeber einschreiten.

Der 20-jährige Todesschütze Adam Lanza soll Berichten zufolge Games wie "Call of Duty" oder "Starcraft" gespielt haben. Auch andere Senatoren haben daher neben einer schärferen Waffenkontrolle Ballerspiele im Blick. "Wir müssen das Bestmögliche tun, um solche Tragödien zu verhindern", betonte Rockefellers Parteikollege Richard Blumenthal aus Connecticut, wo das Massaker stattfand, gegenüber dem Online-Magazin "Politico". Dabei sei auch die "Kultur der Gewalt" anzugehen, die durch Computerspiele verbreitet werden könnte. Der unabhängige Senator Joe Liebermann sprach sich ebenfalls dafür aus, besser zu untersuchen, wie sich die Unterhaltungsindustrie auf die Kultur auswirke. Junge Menschen entwickelten gerade über Ballerspiele Obsessionen, verschafften sich Gewehre und würden zu Massenmördern.

Die Entertainment Software Association drückte mittlerweile ihre Trauer über den Vorfall an der Grundschule aus. Die Suche nach Erklärungen habe viele Faktoren zu berücksichtigen, die zu dem Amoklauf beigetragen haben könnten, teilte die Branchenvereinigung mit. Studien müssten aber die Resultate der jahrelangen Forschung berücksichtigen, die gezeigt habe, dass es keine Verbindung zwischen Gewalt im realen Leben mit entsprechenden Darstellungen auf dem Bildschirm zu Unterhaltungszwecken gebe. (anw)