Senkt Facebook-Nutzung die Selbstkontrolle?

US-Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass Kommunikation mit engen Freunden auf Facebook die Selbstzufriedenheit und damit auch unvorsichtiches Verhalten verstärkt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Wer viel mit guten Freunden über das soziale Netzwerk Facebook kommuniziert, soll stärker in Gefahr stehen, dicker zu werden und mehr Schulden zu machen, wollen US-Wissenschaftler herausgefunden haben. Für ihre Studie, die im Journal of Consumer Research veröffentlicht wurde, haben sie fünf Experimente ausgeführt. Mit diesen wollten sie herausfinden, welche Auswirkungen das Verhalten auf Facebook für das Verhalten im wirklichen Leben hat. Verglichen wurden die Unterschiede zwischen Facebook-Nutzern und Internet-Nutzern, sowie zwischen Facebook-Nutzern, die sich auf die Kommunikation mit engen Freunden konzentrieren, und solchen, die eher mit weitläufigeren Bekannten in Kontakt stehen.

Die Facebook-Benutzer, die mit engen Freunden kommunizierten, zeigten anhand von psychologischen Tests nach Nutzung des Sozialen Netzwerks ein höheres Selbstwertgefühl, bei Nicht-Nutzern und Nutzern, die eher mit entfernten Freunden zu tun hatten, waren keine signifikanten Unterschiede zu erkennen. Sie neigten auch dazu, nach der Benutzung "ungesunde" Snacks zu wählen. In einer Online-Umfrage unter 500 Internetnutzern stellte sich heraus, dass Facebook-Nutzer, die viel Zeit mit der Kommunikation mit engen Freunden verbringen, einen größeren BMI (Body Mass Index) und mehr Kreditkartenschulden hatten als die übrigen. Dabei spielte es keine Rolle, wie lange die Menschen im Internet bzw. auf Facebook sind oder wie viel Zeit sie offline mit Freunden kommunizieren oder enge Offline-Freund haben.

Nach Ansicht der Wissenschaftler achten die Menschen in Sozialen Netzwerken darauf, wie sich gegenüber ihren engen Freunden darstellen, da sie davon ausgehen, dass diese die Selbstdarstellung beobachten. Die vermutete Aufmerksamkeit erhöhe das Selbstwertgefühl bei denjenigen, die sich auf ihre engen Freunde konzentrieren. Zumal man normalerweise - wie im Real Life - dazu neige, sich selbst positiv darzustellen, also auch dazu, den anderen etwas vorzumachen, was über das Internet natürlich besser möglich sei als bei direkten Begegnungen.

Wer viel mit anderen Menschen und besonders mit engen Freunden auf Facebook zu tun hat, dessen Selbstvertrauen und Wohlbefinden wachse, während dadurch aber die Selbstkontrolle reduziert wede. Und deswegen würden die glücklichen Facebook-Nutzer nicht aus Einsamkeit, sondern gerade aus der erfahrenen Geselligkeit heraus nach der Benutzung mehr Ungesundes zu sich nehmen oder vielleicht auch mehr Schulden machen.

Ob sich aus fünfminütigen Sitzungen und deren unmittelbaren Folgen wirklich Erkenntnisse ableiten lassen, die zeigen, wie Facebook das Verhalten ändert, ist allerdings fragwürdig. Die Wissenschaftler sagen jedenfalls, ihre Ergebnisse seien "beunruhigend", weil immer mehr Menschen immer mehr Zeit auf Sozialen Netzwerken verbringen: "Unter der Annahme, dass Selbstkontrolle wichtig zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung und des persönlichen Wohlbefindens ist, kann dieser kleine Effekt weitreichenden Einfluss haben." (fr)