Hurra - bis 2017 mehr als 2 Millionen zusätzliche Fachkräfte und Kunden!

Deutschland steht vor der größten Einwanderungswelle seit Jahrzehnten, behaupten Experten. Ein Glück, findet heise-resale-Kolumnist Damian Sicking. Denn gerade die ITK-Branche kann gute Leute gut gebrauchen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Bitkom-Präsident Professor Kempf,

Bitkom-Präsident Prof. Dr. Dieter Kempf

(Bild: Bitkom)

es gibt – rechtzeitig zum Jahreswechsel – gute Nachrichten! So konnten wir gerade lesen, dass Deutschland vor einer Einwanderungswelle steht. Geradezu einem Einwanderungstsunami. In den Jahren bis 2017 werden insgesamt 2,2 Millionen Menschen zusätzlich nach Deutschland kommen. Das geht aus einer Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts Kiel Economics hervor. Schon im ersten Halbjahr 2012 kamen rund eine halbe Million vorwiegend junger Menschen aus den krisengeschüttelten Ländern Südeuropas zu uns. Was an dieser Meldung gut sein soll? Nun, weil man mit den Zuwanderern zugleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann kann, wie ich es an dieser Stelle ausnahmsweise einmal salopp formulieren möchte.

Denn bei einem Großteil der Menschen, die den Prognosen nach zu uns kommen werden, soll es sich um gut ausgebildete Fachkräfte und sogar Akademiker handeln, die ja bekanntlich in unserer Wirtschaft so dringend fehlen. Stichwort "Fachkräftemangel". Vor allem Sie als Präsident des ITK-Verbandes Bitkom werden sich darüber freuen, lieber Herr Professor Kempf. Denn der Bitkom klagt ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit über den Mangel an Fachkräften und wie viel mehr Geschäft die Branche machen könnte, wenn nur die richtigen Mitarbeiter in ausreichender Zahl vorhanden wären. Aus diesem Grunde gehören Sie ja auch zu den stärksten Befürwortern einer aktiven Zuwandererpolitik (PDF). Das also wäre die eine Fliege, die sich mit den vielen Zuwanderern erschlagen ließe.

Die andere Fliege wäre die Stimulierung der Nachfrage nach IT-Produkten. Denn wer auch immer nach Deutschland kommt und sich dauerhaft oder auch nur vorübergehend hier niederläßt – er oder sie ist ein Verbraucher und damit ein potentieller Kunde von IT-Industrie und -Handel. Vielleicht verschaffen die Einwanderer ja sogar dem schwächelnden PC-Markt einen zweiten Frühling. Auch die Unternehmen der unter Absatzflaute leidenden Drucker-Branche würden sich über zusätzliche Kunden sicher freuen.

Klingt doch eigentlich prima, nicht wahr, lieber Herr Professor Kempf? Ich bin nur nicht sicher, ob alle hier in unserem Lande diese positive Sicht auf die Dinge teilen. Sie selbst, Herr Professor Kempf, hatten ja kürzlich die fehlende "Willkommenskultur für ausländische Arbeitskräfte" hier bei uns in Deutschland moniert. Da ist sicher etwas dran, aber man muss es differenziert betrachten. Russen zum Beispiel, die ihr Gespartes in unseren Geschäften ausgeben, glänzenden Schmuck und teure Autos kaufen und die Luxussuiten unserer Hotels bewohnen, sind durchaus willkommen. Man muss sie ja nicht gleich zum Abendessen zu sich nach Hause einladen.

Aber gut. Willkommenskultur. Ein schönes Wort übrigens. Ich denke, in Bezug auf die Willkommenskultur ist – neben jedem einzelnen von uns – auch die Politik gefragt. Was toll wäre, wenn es der Bundesregierung einfallen würde, die Neuankömmlinge aus dem Ausland mit einem Begrüßungsgeschenk willkommen zu heißen. So wie damals, nach der Wiedervereinigung. Geld dafür ist sicher da, sonst kann man es sich ja leihen. Auf die paar Milliarden kommt es doch auch schon nicht mehr an. Ansonsten kann ich mir auch ein Begrüßungspaket vorstellen, bestehend unter anderem aus PCs oder Notebooks und Drucker (aber bitte immer auch schön den IT-Handel integrieren!).

Also kurz und gut: Herzlich willkommen, Ihr Zuwanderer aller Länder, vereinigt euch bei uns! Wir heißen euch willkommen, als Arbeiter und Verbraucher. Aber zum Schluss noch eine kleine persönliche Bitte: Kommt nicht alle nach München, hier ist es schon so eng.

Beste Grüße und alles Gute fürs neue Jahr!

Damian Sicking

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale ()