Österreich hat nur noch drei Mobilfunknetze

Der Netzbetreiber 3 hat zum 3. Januar Orange übernommen. Die Diskonttochter Yesss holte sich Marktführer A1.

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Seit dem 3. Januar hat Österreich nur noch drei Mobilfunk-Anbieter mit eigener Infrastruktur. Am Donnerstag erfolgte das sogenannte Closing in der Übernahme von Orange durch 3. Noch am selben Tag reichte 3 die Orange-Diskonttochter Yesss an Marktführer A1 weiter. Alle Beteiligten zeigten sich zufrieden; nur T-Mobile Austria, das am Handel nicht beteiligt war, führt Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) des Landes.

A1 (Telekom Austria) kann durch die Yesss-Kunden seine Marktführerschaft weiter ausbauen, der kleinste und bisher vierte Anbieter 3 (Hutchison Whampoa) rückt durch die Übernahme von Orange näher an den zweitgrößten Netzbetreiber T-Mobile (Deutsche Telekom) heran. Die Neuordnung des österreichischen Mobilfunkmarkts war umstritten. Wettbewerbshüter und Konsumenten befürchten, der Wettbewerb könne nachlassen, die Netzbetreiber stellten ohne Marktkonzentration die Basis für weitere Investitionen in Frage.

Die Marke Orange soll bald vom Markt verschwinden, bestehende Verträge und Tarife dürften aber unverändert bleiben. Nähere Informationen will 3 erst nächste Woche bekannt geben. A1 will die Marke Yesss weiterführen und einige Funkfrequenzen sowie bestimmte Sendestandorte aus dem Orange-Bestand übernehmen. Zudem hält A1 nun die Rechte an der Marke "One".

Da warens nur noch drei

Ursprünglich waren in Österreich nach und nach insgesamt vier GSM- und, im Jahr 2000, sechs UMTS-Lizenzen auf einmal vergeben worden. Dazu kamen später noch zwei Lizenzen im 450-MHz-Band, die nie genutzt wurden, sowie WiMAX-Frequenzen mit kaum wahrnehmbarem Markterfolg. A1, T-Mobile (ursprünglich max.mobil), Orange (ursprünglich One) und die damalige Mannesmann-Tochter tele.ring waren in dieser Reihenfolge als GSM-Anbieter auf den Markt getreten. Diese vier sowie Hutchison Whampoa ("3") und Telefonica ("3G Mobile") ersteigerten die UMTS-Lizenzen. 3G Mobile ging jedoch nie an den Start.

Tele.ring wurde vom damaligen Eigentümer Vodafone aufgegeben und für einen symbolischen Preis an das US-Unternehmen Western Wireless International verkauft. WWI engagierte ein Managementteam um Hubertus Hofkirchner und Michael Krammer. Sie führten tele.ring mit einer Diskontstrategie in die Gewinnzone. 2006 übernahm T-Mobile das Netz für 1,3 Milliarden Euro und behielt "tele.ring" als Zweitmarke. Um den Wettbewerb zu sichern wurde T-Mobile angehalten, einen Gutteil der tele.ring-Sendestandorte an 3 abzugeben. Damit konnte 3 das bis dahin vergleichsweise bescheidene UMTS-Netz ausbauen und deutlich Marktanteile gewinnen.

Krammer übernahm die Leitung von E-Plus in Deutschland und setzte auch dort den Rotstift an. Ende 2007 kehrte Krammer nach Österreich zurück. Der Ex-Offizier übernahm das Kommando bei One. Im Auftrag der One-Eigentümer France Telecom und Mid Europa Partners investierte er viele Millionen in die Markenänderung zu Orange. Zwar wurde die Marke sehr bekannt und positiv wahrgenommen. Doch für nur vier Jahre hat sich der Spaß nicht ausgezahlt.

Orange Austria konnte am umkämpften österreichischen Markt nicht genügend Geld verdienen, um langfristig mithalten zu können. Die Eigentümer suchten lange nach einem Ausgang und konnten schließlich die komplexe Konstruktion mit 3 und A1 zimmern und damit ihre Verluste minimieren. Dann musste noch gut ein Jahr mit den verschiedenen Wettbewerbsbehörden gefeilscht werden, bevor diese Woche das Closing gelang. So bleiben von einst sechs UMTS-Lizenzen nur drei Netzbetreiber. (anw)