Deutsche Autohersteller wachsen im US-Markt überproportional

Trotz Wirtschaftskrise kaufen Amerikaner wieder mehr Autos – besonders gerne deutsche Autos. In einem wachsenden Markt konnten die in Nordamerika präsenten deutschen Hersteller überproportional zulegen

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Von
  • Gernot Goppelt

2012 ist vorbei und die Neuzulassungen in Deutschland sind um 2,9 Prozent auf 3,08 Millionen Pkw gesunken – Schwamm drüber. Den meisten deutschen Herstellern ist es gelungen, sich ein gutes Stück des Kuchens in China zu sichern, aber auch im US-Markt sind sie erfolgreich. Das ist erfreulich und angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation in den USA ein wenig überraschend.

Anders als in Europa haben die deutschen Marken im US-Markt zugelegt, und zwar stärker als der dortige Gesamtmarkt. Light Vehicles, also Pkw und leichte Trucks, konnten deutsche Marken in 1,27 Millionen Exemplaren verkaufen, eine Steigerung um 21 Prozent im Vergleich zu 2011. Der gesamte US-Markt wuchs um etwa 13 Prozent. Allein im Pkw-Segment (920.400 Einheiten) haben deutsche Hersteller mittlerweile einen Marktanteil von 12,7 Prozent.

Deutsche Autos – hier der in Chattanooga gebaute Passat – kommen derzeit in den USA gut an.

Das größte relative Wachstum erzielte Volkswagen mit einer Steigerung von 30,6 Prozent. Von den Marken Audi, VW, Bentley und Lamborghini wurden insgesamt 580.279 Autos verkauft – Platz 8 im US-Markt. Zum Vergleich: General Motors verkaufte knapp 2,6 Millionen Light Vehicles. Besonders stark zulegen konnte VW, was auch daran liegen dürfte, dass der US-Passat mittlerweile in einem eigenen Werk in Chattanooga gebaut wird und mit recht günstigen Anschaffungspreisen gut mit den Angeboten japanischer und koreanischer Hersteller konkurrieren kann. Auch die anderen deutschen Hersteller konnten zulegen. BMW wuchs mit knapp 350.000 Autos um 13,8 Prozent, Daimler mit gut 305.000 um 14,3 Prozent. Porsche liegt zwar mit etwas über 35.000 zugelassenen Light Vehicles im unteren Bereich der Zulassungstabelle, konnte aber um 20,7 Prozent zulegen.

Ein Blick auf Konkurrenz: GM, Ford liegen zwar in ihrem Heimmarkt deutlich vorne, konnten sich aber nur 3,7 und 4,7 Prozent verbessern. Chrysler auf Platz 3 konnte sich mit einer Steigerung von 20,6 Prozent gut erholen, liegt aber hinter Toyota, das Ford mit über zwei Millionen Zulassungen dicht auf den Fersen ist. Nicht ganz überraschend ist der Erfolg von Hyundai und Kia, die in der Statistik Volkswagen einrahmen. Mit über 700.000 verkauften Autos liegt Hyundai recht deutlich vor Volkswagen, Kia konnte gut 558.000 Light Vehicles absetzen. Eigentlich müsste man die beiden Marken angesichts der gemeinsamen Plattformen statistisch genauso zusammenfassen, wie es mit VW und Audi geschieht, der Wolfsburger Konzern hat also eine mächtige Nuss zu knacken, will er an den Koreanern vorbeiziehen.

Der VDA jedenfalls freut sich über die Entwicklung im US-Markt: "Bemerkenswert ist, dass wir sowohl im Pkw- als auch im Light-Truck-Segment schneller unterwegs sind als der jeweilige Markt", sagt VDA-Präsident Wissmann. Doch wie sind die Zahlen im internationalen Maßstab einzuorden? Die genannten deutschen Marken konnten in Deutschland 2012 über 1,5 Millionen Fahrzeuge absetzen, wobei Marken bewusst nicht mitgezählt sind, die in den USA nicht antreten. Das zeigt im Umkehrschluss, welch große Bedeutung der US-Markt für die Deutschen hat, denn sie verkaufen dort nicht viel weniger Autos als zuhause.

Noch wichtiger wird der chinesische Markt, in dem deutsche Hersteller mittlerweile einen Marktanteil von 22 Prozent haben und mehr Autos als in Deutschland verkaufen. Angesichts des weiter zu erwartenden Wachstums locken hier nach wie vor Chancen, zumal deutsche Autohersteller und Zulieferer mit eigenen Werken präsent sind. Insgesamt stehen die Chancen also gut für die deutschen Herstellern, sofern China politisch stabil bleibt und es mittel- und langfristig gelingt, sich einen Vorsprung bei der technischen Kompetenz zu erhalten. (ggo)