CES

Netgear: Smart Home für Alle

Spielkonsolen, Musik und andere Unterhaltungsdienste zu vernetzen und mobil zugänglich zu machen, sei der offensichtliche Beginn gewesen. Kameras und Türen seien der nächste Schritt, meinte der Netgear-Chef Patrick Lo.

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Das "intelligente Heim" (Smart Home) für Jedermann möchte Netgear-Gründer und -Chef Patrick Lo ermöglichen. Damit meint er, dass in 15 bis 20 Jahren jedes elektrische Gerät in einem Haushalt mit dem Internet verbunden sein kann. "Einige Häuser der Privilegierten, die wir die 1% nennen, sind bereits Smart Homes", sagte Lo am Pressetag der CES 2013 in Las Vegas, "Wir möchten das auf die restlichen 99 Prozent ausdehnen." Und das möglichst ohne Kabelsalat.

2012 sei der Smart Home Markt 1,2 Milliarden US-Dollar schwer gewesen, für 2015 prophezeiten die Analysten 3,6 Milliarden US-Dollar. "Selbst dann sprechen wir nur von einer Ausdehnung von dem einen Prozent auf drei Prozent. Unser Ziel sind die 30, 40 Prozent, und, eines Tages, hundert Prozent." Spielkonsolen, Musik und andere Unterhaltungsdienste zu vernetzen und mobil zugänglich zu machen sei der offensichtliche Beginn gewesen. Kameras und Türen seien der nächste Schritt. Entsprechende Überwachungsdienste sind bereits verfügbar. Aber: "Netgear macht es so einfach, dass es die Leute selbst einrichten, selbst überwachen und selbst kontrollieren können", meinte Lo.

Vergangenes Jahr habe Netgear im Schnitt zwei neue Produkte pro Woche vorgestellt, dieses Jahr sollen es noch mehr werden. Zur CES stellt das vor 17 Jahre gegründete Unternehmen unter anderem eine Infrarotkamera für Überwachungszwecke, WLAN-Router mit zielgerichteten Funksignalen (802.11ac mit Beamforming) sowie Streaming-Geräte mit GoogleTV und Slingbox-Anbindung.

Für die bereits in Deutschland verkauften NeoTV-MAX-Streamer gibt es ein Softwareupdate, das Verknüpfungen zu verschiedenen Streamingdienste wie TuneIn Radio und einer gegebenenfalls im Haushalt vorhandenen Slingbox bereitstellt. Bis auf weiteres nur in den USA ausgeliefert wird der neue NeoTV PRIME mit Google TV (Richtpreis 130 US-Dollar, ab März/April). Damit wird Zugriff auf zahlreiche Streamingdienste wie Netflix, Amazon Instant, HBO Go, Crackle, Flixter, Rhapsody oder Pandora ermöglicht. Natürlich fehlen auch Inhalte und Apps von Google Play nicht. Der Datenkonzern verfolgt übrigens die Nutzungsgewohnheiten der User und schlägt dann entsprechende Inhalte vor. Ein Chrome-Browser samt Flashplayer gewährt Zugriff aufs Internet. Die Fernbedienung weist auf der Vorderseite ein Touchpad und auf der Rückseite eine QWERTY-Tastatur auf.

Ebenfalls ab März oder April kommt die 83 mm kurze Push2TV-Schachtel auf den US-Markt (Richtpreis 50 US-Dollar ohne HDMI-Kabel). Sie wird an Fernseher mit HDMI-Eingang angeschlossen. Wer ein Handy, Notebook oder Tablet besitzt, das Intel WiDi oder Miracast unterstützt, kann dann seinen Bildschirminhalt via WLAN auf den Fernseher funken.

Viele Rollen spielt der neue Gigabit-Router DG6200. Er kann nicht nur an ein Glasfaser- oder Kabelmodem angeschlossen werden, sonder hat auch ADSL2+ und ein althergebrachtes Wählleitungsmodem eingebaut. Bei einem Wechsel zwischen den verschiedenen Zugangstechniken bleibt die Konfiguration des lokalen Netzwerks erhalten. Die Konfiguration soll durch die App "Netgear Genie" vereinfacht werden. Um Gästen den Netzzugang zu erleichtern, erstellt sie QR-Codes, die der Besucher mit seinem Handy oder Tablet nur abzulichten braucht. Ein am USB-Port angeschlossener Massenspeicher kann für den Zugriff über das Internet bereitgestellt werden.

Der DG6200 kann gleichzeitig im 2,4 GHz-Band (WLAN 802.11 b/g/n bis 300 MBit/s) und 5 GHz-Band (802.11 a/n/ac bis 867 MBit/s) funken, so dass in Summe theoretisch mehr als ein Gigabit pro Sekunde übermittelt werden kann. Die Übertragungsleistung wird mittels Beamforming optimiert: Der Router verortet die Endgeräte räumlich und zielt mit sein Funksignal auf sie. Dies wird laufend nachjustiert, sodass Bewegung innerhalb des Empfangsbereichs möglich ist. Der DG6200 wird ab März oder April um etwa 200 US-Dollar in den USA zu haben sein. Der Verkaufsstart in Deutschland ist für die Jahresmitte geplant.

Nur für den US-Markt vorgesehen sind die kleinen, kabellosen "VueZone"-Überwachungskameras (ein 1600 × 1200-Schnappschuss pro Sekunde oder VGA mit drei Frames pro Sekunde oder QVGA mit sechs Frames). Sie sollen in weniger als zehn Minuten montiert sein und kooperieren auch mit Routern anderer Hersteller. Die Batterien sollen bis zu sechs Monate halten, wetterfeste Schutzgehäuse ermöglichen den Einsatz im Freien. Zugriff auf den jeweils aktuellen Schnappschuss gibt es kostenfrei über die Online-Plattform VueZone.com mittels Internetbrowser oder Smartphone-App. Gegen Entgelt von mindestens 50 US-Dollar jährlich können auch Videos gesehen sowie gespeichert werden. Automatische Bewegungsalarme gibt es dann per E-Mail. Neu ist die Nachtsicht-Variante der Kamera (VZCN2060, Richtpreis 130 US-Dollar). Deren Infrarot-Scheinwerfer braucht allerdings einen Stromanschluss.

Damit all das funktioniert, ist gute WLAN-Abdeckung von Vorteil. Dafür bietet Netgear nun einen Reichweitenvergrößerer (Range Extender), der so kompakt ist, dass er nur eine Steckdose benötigt, um an der Wand zu hängen. Der WN3500RP kann gleichzeitig WLAN im 2,4 und 5 GHz-Band empfangen und wiedergeben (WLAN 802.11 a/b/g/n). Er verfügt über eine Netzwerksteckdose sowie eine USB-Buchse, an die ein Drucker zwecks Freigabe im Netz angeschlossen werden kann. Ungewöhnlich ist der 3,5 mm Audio-Eingang. Eine dort angeschlossene Tonquelle wird mit dem WN3500RP zu DLNA- oder AirPlay-kompatiblen Lautsprechern gefunkt. Der Repeater wird in Deutschland seit Kurzem ausgeliefert und ist ab etwa 90 Euro zu haben. (jk)