CES

Qualcomm und Ballmer: Treffen der Generationen

Qualcomm-CEO Paul Jacobs hat auf der diesjährigen CES die Keynote gehalten. Das blieb früher Bill Gates und Steve Ballmer vorbehalten. Doch Ballmer ließ sich auch diesmal blicken. Und stimmte mit in das Loblied der "Bornmobile"-Generation ein.

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Die Keynote am Vorabend der CES hatten früher nur zwei Herren gehalten: Bill Gates und Steve Ballmer. Doch diesmal wurde Qualcomm-CEO Paul Jacobs, die Ehre zu Teil, seine Produkte am Montagabend (Ortszeit) ins Rampenlicht zu hieven. Denn Microsoft ist nicht mehr auf der Messe vertreten. Nicht mehr vertreten? Nicht ganz. Denn gleich der erste Gast auf Jacobs' Bühne war niemand geringerer als Steve Ballmer. Ein Treffen der Generationen, quasi, wie weiland in der Kinofilmserie Star Trek.

Star Trek spielte auch tatsächlich eine Rolle während der Keynote: Jacobs zeigte Reklame für den nächsten Star-Trek-Film "Into Darkness", der zweite in einer alternativen Zeitreihe. Er wird im Mai in die US-Kinos kommen und, natürlich, von einer App begleitet werden. Diese setzt auf Qualcomms Gimbal und vereint Geolocation, Spracherkennung und Bilderkennung in sich. Schauspielerin Alice Eve mühte sich zur Ankündigung mit dem Teleprompter.

Bei der Gelegenheit verwies Jacobs auch auf den Qualcomm Tricorder X-Prize. Die auf der CES 2012 angekündigte Ausschreibung verspricht 10 Millionen US-Dollar für die Entwicklung eines medizinischen Tricorders. Am Montag wurden nun die Teilnahmebedingungen veröffentlicht; am heutigen Dienstag, 14 Uhr MEZ, sollen die endgültigen Anmeldeformulare online gehen.

Zu Beginn seiner Keynote hatte Jacobs die Bedeutung der Qualcomm-Chips für mobile Geräte betont und das Schlagwort "Bornmobile" präsentiert. Damit meint er jene Konsumentengeneration, die schon mit Mobilfunk aufgewachsen ist. An dieser Stelle durfte Steve Ballmer Windows (Phone) 8 anhand zweier Tablets (Samsung Ativ, Dell XPS) und zweier Handys (Nokia Lumia 920 und HTC Windows Phone 8X) loben: "Die besten Handys für jemanden mit Windows-PC oder Tablet!"

Anschließend pries Jacobs den neuen Qualcomm Snapdragon 600 Chip, der im Verhältnis von Leistung zu Energieverbrauch "die Konkurrenten sogar bei ihren neuesten Chips" in den Schatten stelle. Die Snapdragons sind SoC s(System-on-Chip) und beruhen auf ARM-Architektur. Ab dem Sommer soll es mit dem Snapdragon 800 noch besser werden: "Damit setzen wir den Standard für Exzellenz im Mobile Computing", frohlockte Jacobs, "es ist der am meisten fortgeschrittene Prozessor für mobile Geräte, der je gebaut wurde. Dieser kleine Chip wird großen Eindruck machen."

Vier CPU-Kerne (Krait 400) mit jeweils bis zu 2,3 GHz sollen für bis zu 75 Prozent mehr Rechenleistung sorgen, als ein Snapdragon S4 Pro aufweist. Als GPU wird ein Arduno 330 verwendet. 2 [x[ 32 Bit LP-DDR3 Arbeitsspeicher mit 800 MHz schaufeln bis zu 12,8 Gigabit pro Sekunde. LTE-Advanced, WLAN 802.11ac, 7.1 Surround Sound und die Wiedergabe von Full HD (1080p) mit 30 Frames pro Sekunde (fps) gehören zu den weiteren Eckdaten. Ultra-HD soll mit nicht spezifizierter Framerate aufgenommen und mit einer auf 2560x2480 reduzierten Auflösung auch wiedergegeben werden können (Miracast bis 1080p).

Die Bildleistung ("Spielkonsolen-Qualität am Handy") demonstrierte der Qualcomm-CEO gemeinsam mit dem Filmemacher Guillermo del Toro. Gezeigt wurde unter anderem ein Werbeclip für den kommenden Sommerfilm "Pacific Rim" (riesige Roboter fechten es gegen riesige Monster aus), wobei in der Filmkulisse Snapdragon-Werbung zu sehen war. "Qualcomm Snapdragon rettet die Erde und sagt die Apokalypse ab!", scherzte Jacobs. "Das ist es, wovon ich rede." Amerikanisches Publikum bewegt so etwas zu spontaner Beifallsbekundung.

Qualcomm erwartet, dass die neuen Fähigkeiten der mobilen Endgeräte die Datenmengen um den Faktor 1000 vervielfachen. Dieser Datenverkehr könne nur mit 4G-Picozellen samt WLAN abgeführt werden, angetrieben von Qualcomm-Chips, versteht sich.

Für das fortgeschrittene Heim-Netzwerk bietet Qualcomm nun "Streamboost" an. Ein solcherart aufgepeppter Router soll zeitkritische Datenströme erkennen und bevorzugt behandeln. D-Link und Alienware zeigen passende Geräte auf der CES.

Snapdragons versehen auch in Smart-TVs ihren Dienst, etwa solchen von Haier und LG. Damit kann sich dann der geneigte Nascar-Fan seinen eigenen Kameraschnitt live zusammenstellen. Apropos teure Autos: Zum Schluss der Keynote, bevor drei Fünftel der kalifornischen Band Maroon 5 drei Lieder sangen, rollte noch ein batteriegetriebener Rolls Royce auf die Bühne. Dessen Akkus werden kabellos mit Qualcomms "Halo" (Heiligenschein) geladen. Der Ladevorgang beginnt automatisch, sobald das Auto eine entsprechend ausgerüstete Parkposition erreicht. "Nicht unpraktisch, Sir", meint mein Butler. (anw)