Nippon schlägt zurück

Auf der CES in Las Vegas versuchen die angeschlagenen japanischen Elektronikhersteller ihren Rivalen aus Südkorea Paroli zu bieten. Mit Erfolg: Sony und Panasonic stellten einen OLED-Fernseher vor, dessen Display ausgedruckt wurde.

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Von
  • Martin Kölling

Auf der CES in Las Vegas versuchen die angeschlagenen japanischen Elektronikhersteller ihren Rivalen aus Südkorea Paroli zu bieten. Mit Erfolg: Sony und Panasonic stellten einen OLED-Fernseher vor, dessen Display ausgedruckt wurde.

Voriges Jahr war die Niederlage der Japaner auf der amerikanischen Konsumelektronikmesse CES nahezu perfekt. Die Umsätze und Gewinne von Panasonic, Sharp und Sony brachen ein, und sie befanden sich auf dem Weg zu Rekordverlusten. Und dann kündigten ihre südkoreanischen Erzrivalen LG und Samsung auch noch an, schon im Jahr 2012 superflache Fernseher der nächsten Generation auf dem Markt zu bringen, die mit organischen Leuchtdioden (OLEDs) und nicht Flüssigkristallen gefertigt werden. Doch dieses Jahr sieht die Lage etwas anders aus.

Panasonic und Sharp erwarten zwar wieder Riesenverluste für 2012, während Samsung erneut zu einem Rekordgewinn gestürmt ist. Aber Sony hofft erstmals seit fünf Jahren auf einen Gewinn – und von den OLED-TVs der Koreaner ist nicht viel zu sehen. Dagegen sind die Japaner aufgewacht und greifen auf der CES wieder an – selbst bei Fernsehern, einer Produktgruppe, die sie einst beherrschten und die sie nun mit riesigen Verlusten nach unten ziehen.

Der Trend sind noch höher als HD auflösende 4K-Displays in allen Größen, Formen und Techniken. Panasonic hat neben TV-Geräten sogar ein 4K-Tablet vorgestellt, das mit einer Bildschirmdiagonalen von 20 Zoll und einem Gewicht von über zwei Kilogramm zwar nicht für die Handtasche geeignet ist, aber als Arbeitsgerät zum Beispiel von Magazin-Redakteuren. Die können sich dann sogar A3-Doppelseiten fast in Echtgröße anzeigen lassen, wortwörtlich manipulieren und dann die Daten zum Drucker schicken, malt Panasonic in einem Nutzungsbeispiel aus. Nett – wenn ich auch nicht glaube, dass sich das Tablet so schnell gegen Wände mit ausgedruckten Seiten durchsetzen wird.

Der Clou ist allerdings ein 4K-OLED-TV mit 56-Zoll. Dessen Bildschirm wurde über ein Druckverfahren hergestellt – noch nie war das in diesen Größen möglich, wie Panasonic betonte. Entwickelt hat der Konzern es – man höre und staune – gemeinsam mit seinem Erzrivalen Sony. Zugegeben, die Produktionstechnik stammt größtenteils von Panasonic, Sony lieferte die Substrate mit Dünnfilmtransistoren zu. Aber die Kooperation ist strategisch so wichtig wie die Drucktechnik. Denn durch sie rückt nun eine preiswerte Massenproduktionstechnik von großen OLED-Displays näher, die weitaus niedrigere Preise als mit bisherigen Verfahren verspricht.

Bisher wurden die OLEDs unter Vakuum aufgedampft. Diese Technik funktioniert recht gut für kleine Displays wie Samsung sie in Handys oder andere Hersteller in Digitalkameras verwenden. Bei großen Displays produziert das sehr teure Verfahren jedoch bisher sehr viel Ausschuss. Die Drucktechnik verteilt die Dioden hingegen nicht nur effektiver, sondern benötigt auch kein (teures) Vakuum oder Hochtemperaturprozesse, ergo: die Produktionskosten sinken. Der Beginn der Massenproduktion ist für dieses Jahr geplant. Und siehe da: Auf einmal ist der scheinbar riesige Vorsprung der Südkoreaner verschwunden. Auch wenn es ihnen weiter wirtschaftlich schlecht geht, darf man die Japaner nicht unterschätzen. (bsc)