Druckerei der Frankfurter Rundschau verliert Großauftrag

Eine harte Schlag für die insolvente Frankfurter Rundschau: Sie verliert den größten Auftrag für ihre Druckerei. Und auch ein Investor für den Verlag ist noch nicht bekannt. Die Zeit rennt dem Insolvenzverwalter davon.

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  • dpa

Auf dem Weg zur Sanierung muss die insolvente Frankfurter Rundschau (FR) einen herben Rückschlag hinnehmen: Der größte Kunde der verlagseigenen Druckerei, das Medienhaus Axel Springer (Bild, Die Welt), hat den Auftrag zum Jahresende 2012 gekündigt. Dadurch verliert das Druckzentrum nach Ansicht von Insolvenzverwalter Frank Schmitt mehr als die Hälfte seines Umsatzes. Man habe angesichts der drohenden FR-Insolvenz von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht, sagte ein Springer-Sprecher am Donnerstag. Er bestätigte einen Bericht von Spiegel Online.

Springer hatte in der FR-Druckerei in Neu-Isenburg Teile der Auflage von Bild und Welt kompakt drucken lassen. Der Verlust des Großkunden bedeute aber noch nicht das Aus für die Druckerei, sagte Insolvenzverwalter Schmitt der Nachrichtenagentur dpa: "Auch ohne den Springer-Auftrag ist es unter Umständen möglich, die Druckerei zumindest im Kern zu erhalten." Einige der noch verbliebenen Interessenten zögen eine Übernahme der Druckerei auch ohne den Springer-Auftrag in Betracht.

Der Springer-Konzernsprecher sagte in Berlin: "Wir bedauern diesen Schritt, müssen aber die Produktion unserer Titel sicherstellen." Axel Springer habe 36 Jahre lang in Neu-Isenburg drucken lassen. Man habe bis zuletzt nach Lösungen gesucht, um den Druckauftrag dort zu belassen. Die Aufträge seien nun an die Frankfurter Societäts Druckerei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Druckerei der türkischsprachigen Zeitung Hürriyet sowie die Druckerei des Zeitungskonzerns Ippen in Kassel vergeben worden.

Der FR-Betriebsratsvorsitzende Marcel Bathis zeigte sich "geschockt", er kann die Entscheidung Springers aber nachvollziehen: "Es wurde zwar ein stark nachgebessertes Angebot auf den Tisch gelegt, aber Springer ist die Zeit davon gerannt und sie brauchten eine Sicherheit für ihren Auftrag." Um den Kunden zu halten, hätte die Zukunft der Zeitung nach seiner Einschätzung bereits "vor Weihnachten" geklärt werden müssen.

In einem offenen Brief will Bathis nun an Mathias Döpfner, den Vorstandschef des Springer-Konzerns, appellieren, die Entscheidung zurückzunehmen. "Ich glaube aber leider, dass die Messe gelesen ist", sagte er der dpa. Auch die Gewerkschaft Verdi rief Axel Springer dazu auf, den Beschluss zu überdenken. Es erscheine nach wie vor möglich, mit potenziellen Investoren kurzfristig eine Lösung für eine Fortführung der Druckaufträge zu finden, sagte Manfred Moos vom Verdi-Landesbezirk Hessen.

Die FR hatte Mitte November angesichts massiver Verluste Insolvenz angemeldet. Die Auflage der FR, die 1945 gegründet wurde, war von 190.000 im Jahr 2001 auf zuletzt 118.000 gesunken. Insgesamt stehen fast 500 Arbeitsplätze auf dem Spiel, davon etwa die Hälfte im Druckzentrum. Nach Angaben des Insolvenzverwalters sind die Gehälter der Mitarbeiter des Druck- und Verlagshauses bis Ende Januar 2013 durch das Insolvenzgeld abgesichert. Das hatten die beiden bisherigen Hauptgesellschafter, die Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg MDS und die SPD-Medienholding DDVG, versichert. (axk)