Komponentenmarkt ist längst nicht abgeschrieben

Das Geschäft wird zwar härter, um seine Bedeutung fürchtet der Komponentenmarkt aber nicht. Server und Storage bieten laut Distribution genügend neue Möglichkeiten. 2013 sollen zudem neue Architekturen wie Intels Haswell-CPUs für Impulse sorgen.

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  • Matthias Parbel
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Der Komponentenmarkt befindet sich im Wandel. Der Anwender wird immer mobiler. Schon seit längerem sind Notebooks eine leistungsfähige Alternative, die auch preislich keine allzu großen Summen mehr verschlingt. Mit Tablet-PCs sind nun weitere preisgünstige Konkurrenten hinzugekommen. Neben dem PC- ist auch der Servermarkt rückläufig. Um seine Bedeutung muss sich der Komponenten-Sektor dennoch nicht fürchten – hier ist sich die Distribution einig.

"Der Integrations- und Komponentenmarkt behauptet seine Marktstellung seit Jahren und ist, wie es scheint, zuletzt weniger stark rückläufig als der PC/Server-Markt", sagt Florian Gerken, Senior Manager Components bei Ingram Micro Distribution. "Auch in Zukunft wird es Bedarf und Nachfrage nach schnellen, individuellen und flexiblen Lösungen geben. Der Markt wächst in manchen Bereichen sogar deutlich, und dies nicht nur im SSD-Umfeld. Auch klassische Festplatten bieten weiter steigende Aufrüstungs- und Erweiterungsmöglichkeiten – nicht nur im PC/Notebook/Server-Umfeld, sondern beispielsweise auch bei NAS-Systemen."

"Der Komponenten-Sektor wird sich weiterentwickeln", erwartet Alexander Spohr, Business Unit Manager PC Components bei Tech Data. "Der Anteil, der zu verbauenden Komponenten ist weiterhin schrumpfend, allerdings kommen neue Chancen, wie die schon erwähnten SSDs und NAS-Lösungen hinzu. Auch wenn der Markt beständig schrumpft, ist er dennoch – auf die nächsten Jahre – groß und wichtig genug, um ihn nicht komplett abzuschreiben."

Gegenüber der ersten Januarwoche steigt der durchschnittliche Angebotspreis bei Desktop-CPUs um über 20 Prozent.

Das sieht auch Andreas Arndt, CEO bei Littlebit Technology Deutschland, so: "Durch das Thema Cloud entsteht eine Verschiebung in Richtung Server und Storage. Dort werden Komponenten genauso benötigt wie im Gaming-Segment. Vorhandene Geräte werden auf- oder umgerüstet bzw. ersetzt."

Ein besonderes Augenmerk liegt auch dieses Jahr auf Prozessoren. Im ersten Halbjahr steht Intels Haswell auf der Roadmap. Dieser verspricht vor allem eine geringere Stromaufnahme bei gleichzeitigem Leistungszuwachs. Ein genaues Release-Datum ist bisher nicht bekannt. In Internet-Diskussionen werden Aussagen des Mainboard-Herstellers Asrock so gedeutet, dass es im April so weit sein könnte.

Auf der AMD-Roadmap steht mit Richland die schnellere Trinity-Version mit 28-Nanometer-Fertigung an. Die als Trinity-Nachfolger angekündigt Kaveri-Architektur verzögert sich unterdessen und wird vermutlich nicht vor 2014 erhältlich sein. Zur Computex sollen die Kabini-CPUs mit zwei bis vier Jaguar-Kernen und verbesserter GCN-Grafikeinheit (Graphics Core Next) kommen.

Für Mittelklasse-Rechner werden bisher Intels Sandy-Bridge-Prozessoren wie i3450 und i3570 am meisten nachgefragt. Dies soll auch so bleiben: "Sandy-Bridge-Produkte werden nach unserer Einschätzung auch 2013 die Bestseller sein", meint Ingram-Manager Gerken. Wobei der Handel davon ausgehen kann, dass verstärkt auch die i5-Generation in den Fokus rückt.

Im heise resale Preisradar gehören Intels i5-3570K (197,75 Euro brutto), i5-3470 (164,70 Euro) und i7-3770K (279,90 Euro) zu den meistgesuchten CPUs. Dahinter folgt AMDs FX-8350 (172,91 Euro). Im Top-10-Ranking platziert sich von AMD ansonsten nur noch der A10-5800K (108,49 Euro). Der durchschnittliche Angebotspreis von CPUs im Onlinehandel beträgt aktuell 145,22 Euro.

Bei Mainboards dominieren Produkte mit Intels Z77-Chipsatz das Segment. Dies zeigt sich auch im heise resale Preisradar: Angeführt vom Gigabyte GA-Z77X-D3H (116,95 Euro) finden sich sechs Z77-Boards in den Top 10. Das Feld komplettieren zwei H77- und je eine B75- sowie X79-Platine. Preislich bewegen sich die Top 10 zwischen rund 298 Euro (Gigabyte G1.Sniper 3) und 61 Euro (Asrock B75 Pro3). Der durchschnittliche Angebotspreis im Onlinehandel liegt in der KW 2 bei etwas über 80 Euro.

Die Grafikkartenpreise präsentieren sich erstaunlich stabil bzw. dümpeln vor sich hin, wie Kritiker bemerken.

Zusammen mit den Haswell-CPUs (Core i-4000) wird dann auch eine neue Mainboard-Generation mit LGA-1150-Fassung auf den Markt kommen. Im Zuge dessen erwartet die Distribution, dass dann auch Intels Z87-Chipsatz schnell an Bedeutung gewinnt.

"In Sachen Formfaktor hat sich bereits 2012 einiges getan", sagt Tech-Data-Manager Spohr. "ITX wird immer mehr nachgefragt, dank FM2 A55/75 und LGA-1155 Z77 ist dieser Formfaktor sogar im Gaming-Bereich interessant geworden."

"Grafikkarten mit Nvidia GTX 650 kommen heutzutage am häufigsten zum Einsatz", erklärt Ingram-Manager Gerken. "Anfang 2013 rechnen wir mit steigender Nachfrage nach GTX-660-TI-Grafikkarten." In Mittelklasse-Rechnern kommen zudem Boards mit AMD HD7770-Chip zum Einsatz.

Zum Jahresanfang liegt der durchschnittliche Mainboardpreis bei rund 81 Euro.

Im heise resale Preisradar ist vor allem die Gainward Geforce GTX 680 Phantom (362,59 Euro) gefragt. Gefolgt von der Sapphire Radeon HD 7850 (169 Euro) und Gigabyte Radeon HD 7950 (264 Euro). Beim Endkunden sind auf jeden Fall hochwertige Grafikkarten gefragt. Der Angebotspreis im Onlinehandel liegt bei über 230 Euro.

Laut Distribution werden voraussichtlich Mitte des Jahres die neuen Radeon-HD-8000-Chips von AMD vorgestellt. Im Internet wird aber auch über mögliche Termine Ende des Q1 bzw. im Q2 diskutiert. "Bis dahin bleiben für den Handel die kleineren Highend-Produkte wie HD7850/7870 oder GTX650/660 interessant", sagt Tech-Data-Manager Spohr. "Wir erwarten mit Spannung die neuen Spielekonsolen der 8. Generation. Wenn diese neu ausgestatteten Konsolen auf den Markt kommen, werden die `CoreGames´ wieder wesentlich Hardware-hungriger." Ein Impuls, der dem Grafikkartensegment nur gut tun kann. Erfahrungsgemäß dauert es aber, bis die vorhandene Technik wirklich ausgereizt wird.

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Optische Laufwerke haben ihre Marktbedeutung fast vollständig eingebüßt. "Ihre ursprüngliche Funktion wird mittlerweile durch USB-Medien und Cloud-Speicherplatz übernommen", erklärt Spohr. Viele Notebooks werden bereits ohne DVD-Brenner ausgeliefert und selbst Microsoft ist mittlerweile so flexibel, dass zur Windows-Installation keine DVD mehr benötigt wird.

Auch Blu-Ray kann diese Tendenz nicht umkehren. Entsprechende Laufwerke gewinnen zwar an Marktanteil, allerdings nicht so stark wie von vielen erwartet. "Der allgemein rückläufige ODD-Trend wird sich auch zukünftig fortsetzen – nur in wenigen Segmenten ist mit Wachstum zu rechnen", sagt Ingram-Manager Gerken, "insbesondere bei externen ODD- und Blu-Ray-Drives." (map)