Aktivität von Aaron Swartz am MIT wird untersucht

Der Suizid von Aaron Swartz zieht weitere Kreise: Der Präsident des Massachusetts Institut of Technology kündigte eine offizielle Untersuchung zum Fall des Internetaktivisten an.

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Von
  • Detlef Borchers

Rafael Reif, amtierender Präsident des Massachusetts Institut of Technology (MIT), hat den Tod des Internet-Aktivisten Aaron Swartz bedauert und eine offizielle Untersuchung der Aktivitäten von Swartz am MIT angekündigt. Mit dieser Untersuchung wurde der Informatiker Hal Abelson beauftragt, einer der Gründer des Creative-Commons-Projektes, in dem sich auch Swartz engagierte. Der 26-Jährige hatte sich am vergangenen Freitag das Leben genommen.

Parallel zu den Aktivitäten des MIT berichtet die Zeitung Boston Globe (Artikel liegt hinter einer Paywall), dass Swartz' Anwälte in den vergangenen beiden Jahren die Ermittler davon zu überzeugen versucht haben, das Verfahren gegen Swartz einzustellen. In einem Fall verwies Swartz' erster Anwalt Andrew Good darauf, dass Swartz als unsicherer Jugendlicher zu Depressionen neigte und suizidgefährdet sei. Die Ermittler sollen daraufhin angeboten haben, Swartz sofort festzunehmen, um ihn vor sich selbst zu schützen.

Alle drei Versuche der Anwälte seien abschlägig beurteilt worden, heißt es weiter. Zwei Tage vor dem Tod von Swartz erhielten die Anwälte das Angebot der Anklage, dass Swartz mit sechs Monaten Gefängnis bestraft werden könnte, wenn er sich ohne Prozess schuldig bekennen würde. Der Prozess sollte in wenigen Wochen beginnen.

US-Staatsanwältin Carmen Ortiz hat das Verfahren gegen Swartz mittlerweile eingestellt. Gegen Swartz war in 13 Punkten Anklage erhoben worden, sich unberechtigt zu Technikräumen des MIT verschafft zu haben, dort die Hardware manipuliert zu haben und sich widerrechtlich Zugang zur JSTOR-Datenbank verschafft zu haben, um aus ihr Dokumente zu entwenden, die in einem eigens versteckten Computer abgespeichert wurden.

Die Anklage hatte in allen Klagepunkten das Gesetz über den Missbrauch von Computern bemüht und nicht das Urheberrecht. Zuvor hatte sich Swartz mit JSTOR außergerichtlich geeinigt, die Dokumente nicht zu veröffentlichen. Die zur Anklageschrift gehörenden Beweisfotos vom Tatort wurden ebenfalls auf Cryptome veröffentlicht.

Im Auftrag des MIT soll der Informatiker Hal Abelson nun in einer detaillierten Analyse ermitteln, welche Schritte das MIT im Zusammenhang mit dem Fall unternommen hat und welche Alternativen die Universität eventuell hatte. Zudem sollen mögliche Konsequenzen aus dem Vorfall aufgezeigt werden. MIT-Präsident Reif betonte, dass der vollständige Untersuchungsbericht allen Mitarbeitern am MIT zugänglich gemacht werde. (axk)