Apple meistert die Mutter aller Quartale

Die Latte lag ziemlich hoch, und Apple hat sie nicht gerissen: Rekordumsatz, wieder ein Milliardengewinn, so viele verkaufte iPhones wie noch nie. Trotzdem finden die Anleger ein Haar in der Suppe.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 941 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Nervosität ist ein neues Gefühl für Apple-Anleger. Die Aktionäre des bisher so erfolgreichen Computerkonzerns kannten vor dem "Earnings Day", an dem die Quartalszahlen veröffentlicht werden, eigentlich nur eine Frage: Wie viel mehr? Nicht so dieses Mal. Zwar steht Apple immer noch blendend da, doch ist der Konzern an der Grenze seines Wachstums angekommen, die Aktie hat seit dem Höchststand im September wieder rund 200 US-Dollar eingebüßt. Gleichzeitig baut Android seine Marktdominanz weiter aus. Dazu sorgten Berichte über reduzierte Order für Komponenten von iPhone und iPad für Unruhe bei Anlegern und Analysten.

Das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres 2013 muss sich zudem an den bisher besten drei Monaten der Konzerngeschichte messen lassen. 46,3 Milliarden US-Dollar Umsatz und 13,1 Milliarden Gewinn stehen für das erste Quartal 2012 in den Bilanzen. 37 Millionen iPhones hat Apple damals verkauft, dazu noch 15,4 Millionen iPads. Die Latte hängt also hoch, die Erwartungen auch: Das Wirtschaftsmagazin Forbes kürte den am Mittwoch mit Spannung erwarteten Report gleich zur "Mutter aller Quartalsberichte". Und Apple hat geliefert.

Der US-Computerkonzern hat seinen Umsatz im ersten Quartal um 18 Prozent auf den neuen Rekordwert von 54,5 Milliarden US-Dollar (40,9 Milliarden Euro) steigern können. Der Gewinn liegt mit 13,1 Milliarden US-Dollar (9,8 Milliarden Euro) oder 13,87 US-Dollar pro Aktie auf Vorjahresniveau. Der Hersteller betont, dass das Vorjahresquartal eine Woche länger war und vergleicht den wöchentlichen Umsatz von 4,2 Milliarden mit 3,3 Milliarden Euro im Vorjahres.

Auch bei iPhones und iPads hat Apple neue Verkaufsrekorde zu vermelden. Der Hersteller hat im Weihnachtsgeschäft 47,8 Millionen iPhones verkauft, gut zehn Millionen mehr als im Vorjahresabschnitt (+29 Prozent). Die Apple-Smartphones sind mit 30,7 Milliarden US-Dollar inzwischen für deutlich über die Hälfte des Konzernumsatzes verantwortlich. Wie gut das iPhone 5 nun tatsächlich ankommt, ist den Zahlen von Apple nicht zu entnehmen.

Zugleich hat Apple den iPad-Absatz um 48 Prozent auf 22,9 Millionen steigern können. Das Unternehmen schlüsselt auch die Tablet-Zahlen nicht nach iPad und iPad mini auf. Analysten sehen in der niedrigeren Marge des kleinen Tablets eine mögliche Belastung für Apples Bilanz.

Im alten Kerngeschäft mit Computern hat der Hersteller dagegen Federn lassen müssen. Nach 5,2 Millionen Macs im Vorjahr hat Apple im Weihnachtsgeschäft noch 4,1 Millionen Computer verkaufen können (-22 Prozent). Der iPod ist trotz der langsam nachlassenden Nachfrage immer noch ein beliebtes Weihnachtsgeschenk, im Quartal gingen immerhin noch 12,7 Millionen Stück des Players über den Ladentisch (Vorjahr: 15,4 Millionen). Den Umsatz mit iTunes und Software konnte Apple von 3,5 auf 3,7 Milliarden US-Dollar steigern.

"Wir freuen uns sehr über einen Rekordumsatz von mehr als 54 Milliarden US-Dollar und einen Absatz von über 75 Millionen iOS-Geräten in einem einzigen Quartal", kommentierte CEO Tim Cook das Ergebnis. Auch Finanzchef Peter Oppenheimer zeigte sich "zufrieden" mit dem Weihnachtsgeschäft. Für das zweite Quartal stellt der Hersteller einen Umsatz zwischen 41 und 43 Milliarden US-Dollar und eine Bruttogewinnspanne zwischen 37,5 und 38,5 Prozent in Aussicht.

Sie sieht nicht schlecht aus, diese Mutter aller Berichte. Dennoch hat die Apple-Aktie im nachbörslichen Handel deutlich nachgegeben. Das Papier stürzte nach der Veröffentlichung der Zahlen um rund 10 Prozent ab. Anleger haben das Haar in der Suppe gesucht und gleich ein paar gefunden. Apple leidet nun auch darunter, immer der Klassenbeste gewesen zu sein und die immer höheren Erwartungen langsam nicht mehr erfüllen zu können. Analysten hatten einmal mehr mit mehr Umsatz gerechnet und sich auch von den iPhone-Zahlen enttäuscht gezeigt.

Konzernergebnis Apple Inc.
Quartal Umsatz (US-Dollar) Gewinn (US-Dollar)
1/09 * 11.880 Mio. 2.255 Mio.
2/09 * 9.084 Mio. 1.620 Mio.
3/09 * 9.734 Mio. 1.828 Mio.
4/09 * 12.207 Mio. 2.532 Mio.
1/10 15.683 Mio. 3.378 Mio.
2/10 13.499 Mio. 3.074 Mio.
3/10 15.700 Mio. 3.253 Mio.
4/10 20.343 Mio. 4.308 Mio.
1/11 26.741 Mio. 6.004 Mio.
2/11 24.667 Mio. 5.987 Mio.
3/11 28.571 Mio. 7.308 Mio.
4/11 28.270 Mio. 6.623 Mio.
1/12 46.330 Mio. 13.060 Mio.
2/12 39.168 Mio. 11.622 Mio.
3/12 35.023 Mio. 8.824 Mio.
4/12 35.966 Mio. 8.223 Mio.
1/13 54.512 Mio. 13.080 Mio.

* Apple bilanziert seit dem ersten Quartal 2010 nach neuen Buchhaltungsstandards in den USA. Damit werden Einnahmen aus dem Verkauf von iPhone und Apple TV nunmehr vollständig für den Zeitpunkt des Verkaufs verbucht, während sie zuvor über die Lebenszeit der Geräte hinweg auf die Quartale verteilt wurden. Die Angaben zu den Ergebnissen der Vorquartale wurden nach der neuen Bilanzierungsmethode errechnet und weichen entsprechend von den ursprünglich veröffentlichten Zahlen ab. (vbr)