Smog-App und Gesundheitskarte: von Entwicklungsländern lernen

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist zwei Jahre alt, die neue Chefin ein halbes Jahr im Amt. Entwicklungshilfe als Wohltat von Nord nach Süd gehört der Vergangenheit an.

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Von
  • dpa

Entwicklungshilfe als Wohltat von Nord nach Süd gehört der Vergangenheit an. Die Chefin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Tanja Gönner, versteht den Job eher als "System kommunizierender Röhren". Für die frühere CDU-Politikerin in Baden-Württemberg steht fest: "Es gibt Vieles, was man von Süd nach Nord zurückspiegeln kann."

Zwei Jahre nach der Gründung sei die GIZ "auf allen drei Gleisen" gut vorangekommen, sagte Gönner soeben bei einem Hintergrundgespräch in Frankfurt: Fusionsprozess, Wachstumskurs, Erschließen neuer Märkte. Nicht hilfreich ist im Ausland ihrer Erfahrung nach lautes Getöse in Deutschland um aus dem Ruder laufende Großprojekte: "Da wird man dann schon gefragt, ob Deutschland der richtige Partner ist, dem man gern Infrastrukturprojekte anvertraut."

Immer häufiger übernehme die GIZ Dienstleistungs- und Beratungsaufgaben im Inland, sagte Gönner. Immer öfter arbeite sie für andere Länder, die EU, Stiftungen und die Privatwirtschaft. Im Auftrag des Auswärtigen Amts wirbt die GIZ Ingenieure aus Tunesien und im Auftrag des Wirtschaftsministeriums IT-Fachleute aus Asien an, für Großkonzerne wie Daimler organisiert die GIZ Kurse für Führungskräfte in Afrika.

Mit Hilfe der GIZ sei in Indien eine elektronische Gesundheitskarte eingeführt worden, werde in Peking eine Smog-App für die Verkehrssteuerung erprobt, habe man sich in Brasilien zum Bürgerhaushalt inspirieren lassen – alles Themen, die auch Deutschland beschäftigen.

In Bangladesch arbeitet die GIZ daran, die Arbeitsbedingungen und Entlohnung von Textilnäherinnen zu verbessern. In Afghanistan werden Polizisten ausgebildet, was zunächst einmal heiße: "Wir bringen ihnen Lesen bei, damit sie wissen, wie rum sie den Ausweis halten müssen, den sie kontrollieren sollen."

Die in Eschborn und Bonn ansässige GIZ ist 2011 aus der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Internationalen Weiterbildung und Entwicklung GmbH (Invent) und dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) hervorgegangen. Hauptauftraggeber ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die GIZ beschäftigt etwa 17.000 Mitarbeiter und ist in mehr als 130 Ländern aktiv. Tanja Gönner, die frühere CDU-Umweltministerin in Baden-Württemberg, ist seit Mitte 2012 Vorstandssprecherin. (jk)