Safer Internet Day: Jugendliche sichern das Internet

Bei der EU-Kommission in Brüssel machten anlässlich des Safer Internet Day 27 Jugendliche aus neun europäischen Ländern Vorschläge für ein kindgerechteres Netz. Dabei kamen auch die Probleme in sozialen Netzwerken zur Sprache.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 67 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Monika Ermert

27 Jugendliche aus neun europäischen Ländern hat die EU Kommission zum fünften Safer Internet Tag nach Brüssel geladen, damit sie Politikern und den anwesenden Telekommunikationsunternehmen ihre Vorschläge für ein "kindersicheres" Internet präsentieren. Ganz oben stand bei den 14- bis 17-Jährigen der Wunsch nach besser ausgebildeten Lehrern. Insgesamt 55 Länder haben sich mit verschiedenen Aktionen am Safer Internet Day beteiligt.

"Lehrer müssen erst unterrichtet werden, was sie unterrichten sollen," sagte einer der jungen Nutzer aus den Niederlanden. Keiner der Jugendlichen in seiner Arbeitsgruppe, die sich mit dem Bereich Aufmerksamkeit für Probleme im Internet befasst hatte, hatte in seiner Schule schon einmal etwas über den sicheren Umgang mit Web 2.0, Chat oder Handy gehört. "Wir wollen keine Liste mit zehn Sicherheitstipps. Verschwenden Sie kein Geld für TV-Spots, sie erreichen die Jugendlichen nicht. Wir empfehlen, dass man die Schulen mehr in die Pflicht nimmt", fordern die Jugendlichen. Vertreter von Vodafone und MySpace kündigten eine spezielle Website mit Anregungen und Materialien für Lehrer in den kommenden Wochen an. Gespräche mit den Anbietern von Social-Networking-Plattformen stehen laut Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva für 2008 auf der Agenda der Kommission.

Bei einer Reihe weiterer Forderungen der Jugendlichen gab es allerdings Widerspruch von Seiten der Unternehmen. Chris Atkinson von MySpace etwa reagierte auf die Forderung, Social Networks mit Meldefunktionen für missbräuchliche und anstößige Inhalte oder Belästigungen auzustatten, mit dem Hinweis, dass es das schon gebe. "Wir lassen die Jugendlichen auch nicht einfach so loslaufen, vielmehr werden sie beim Anlegen des Accounts auf mögliche Gefahren aufmerksam gemacht." Diese Hinweise ließen sich auch nicht einfach abzeichnen wie Nutzungsbedingungen. "Bei jedem Bild, das die Jugendlichen hochladen, werden sie nochmals gefragt, ob sie sicher sind und wieder auf die verschiedenen Fragen hingewiesen", erläuterte Atkinson.

Annie Mullins von Vodafone warnte davor, dass einzelne Hinweise für die verschiedenen Probleme – "ein Button für Suizid, ein Button für Cyberbullying und ein Button für die Privatsphäre" – nicht die Lösung sein könnten. Für eine Vorschaltseite zu jedem Angebot, über die der Nutzer gefragt wird, ob er seine Daten preisgeben will oder nicht, kann sich dagegen Alexander Alvaro durchaus erwärmen. Der liberale Politiker, der bei der Präsentation der Vorschläge der Jugendlichen das Parlament vertrat, erklärte, dass ein solcher Vorschlag im Parlament durchaus Unterstützer habe.

Der Datenschutz veranlasste Alvaro allerdings auch, sich gegen eine Empfehlung der Jugendlichen zu wenden, Belästigungen auszufiltern und Besucher, die ein Kind oder einen Jugendlichen belästigen, per IP-Adresse vom Zugang auf die Seite auszuschließen. IP-Adressen können durchaus persönliche Daten sei, hatte Alvaro zum Safer Internet Day per Pressemitteilung wissen lassen. Statt eines Standards für die Blockierung einzelner Nutzer seien eher Maßnahmen von Eltern, Schulen oder im Fall krimineller Taten von der Polizei gefragt. Auch die Forderung der Jugendlichen, Gesetze zu beseitigen, die Providern verbieten, Kundendaten zu möglichen Belästigern weiterzugeben, dürfte von Datenschützern skeptisch betrachtet werden.

Die drei deutschen Jugendlichen Hanna, Theresa und Luise, die vom deutschen Knotenpunkt im EU-Safer-Internet-Netz, Klicksafe, ausgewählt wurden, unterstrichen, dass die Gruppe eine Reihe der Vorschläge in erster Linie für jüngere Kinder gemacht habe. Das gelte etwa für die Idee, Eltern mit einer History der von den Kleinen im Internet besuchten Seiten bei Prepaid-Mobilfunkverträgen zu vesorgen. In ihrer Altersklasse, so die drei jungen Frauen, seien Hetze und üble Nachrede – beziehungsweise gegen den Willen der Opfer verbreitete Bilder – das größte Problem. Die Drei bedauerten schließlich, dass es in Deutschland anders als in anderen Ländern keinen Jugendrat gebe, der in die Diskussionen um das sichere Internet einbezogen werde. "Die Niederländer sind da viel weiter", sagte eine deutsche Teilnehmerin.

Passend zur Forderung der Jugendlichen, Filtersoftware für Eltern zur Verfügung zu stellen, hat die Kommission heute auch ihre Studie zur Wirksamkeit von Filtern vorgestellt. Bei der Kommission blickt man leicht verwundert auf die Ablehnung von Filtern durch die Kommission für Jugendmedienschutz, die die Wirksamkeit der vorhandenen Produkte bislang immer bezweifelte. (Monika Ermert) / (vbr)