Vattenfall setzt auf Offshore-Wind

Der Ausbau der Offshore-Windenergie in der Nordsee blieb bislang hinter den Erwartungen zurück. Nun werden mehrere Windparks gebaut. Der Energiekonzern Vattenfall wertet das als wichtiges Signal.

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Von
  • Eckart Gienke
  • dpa

Der Energiekonzern Vattenfall erwartet in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts einen neuen Schub für die Offshore-Windenergie in Deutschland. Dazu müssten allerdings zwei wichtige Hürden beiseite geräumt werden, sagte Georg Friedrichs, der bei Vattenfall europaweit für Offshore-Windprojekte verantwortlich ist, der dpa.

"Zum einen muss das Funktionieren des gerade gesetzlich geregelten neuen Netzregimes nun auch unter Beweis gestellt werden", sagte Friedrichs. Hier sei der Stromnetzbetreiber Tennet weiter in der Pflicht und müsse zeigen, dass Netzanbindungen für laufende und künftige Projekte tatsächlich sicher und pünktlich geliefert werden. Zum anderen sei nach 2017 die Vergütung des Windstroms unklar. Das sei vom Gesetzgeber in der nächsten Legislaturperiode des Bundestags zu lösen. "Niemand kann Investitionen in Milliardenhöhe auslösen, ohne dass er über diese beiden Fragen Klarheit besitzt."

Ziel müsse nach wie vor langfristige Investitionssicherheit sein, sagte Friedrichs. Der Bau eines Windparks sei ein komplexes mehrjähriges Projekt, das nicht ohne weiteres vertagt oder unterbrochen werden könne, wenn die Investitionsentscheidung zum Bau erst einmal getroffen sei. Der Bauherr müsse Personal und Finanzmittel bereitstellen, Aufträge mit langfristigem Vorlauf an Zulieferfirmen vergeben, Baukapazitäten buchen und alle Beteiligten zeitlich aufeinander abstimmen. Unsichere Rahmenbedingungen seien Gift für die Branche.

Trotz der bisher eher mageren Bilanz für die Offshore-Windenergie in Deutschland gab sich der oberste Vattenfall-Manager für diesen Bereich zuversichtlich. Etliche Projekte in der Nordsee seien aktuell in Arbeit, weitere stünden unmittelbar bevor. "Bis etwa 2016 können rund 600 Offshore-Windkraftanlagen mit mehr als drei Gigawatt Leistung im Bau oder in Betrieb sein", sagte Friedrichs. "Sie können Strom für mehr als drei Millionen Haushalte liefern." Für Vattenfall sei das ein wichtiges Signal, dass die Energiewende vorangehe. Mit zunehmender Lernkurve sowie besserer Technik und Infrastruktur würden die Investitionskosten je Megawatt Leistung zu sinken beginnen. "Bis 2020 könnten die Kosten um mindestens 30 bis 40 Prozent gesenkt werden – vorausgesetzt der Ausbau Offshore geht weiter voran", sagte Friedrichs.

Bis 2020 könnten weitere drei bis vier Gigawatt Leistung dazukommen, wenn die Unwägbarkeiten wegfallen. Mit etwa sieben Gigawatt Leistung bleibe der Beitrag der Offshore-Windenergie damit zwar unter dem offiziell angestrebten Ziel von zehn Gigawatt. "Das ist jedoch nicht zu unterschätzen", sagte der Vattenfall-Manager. "Aufgrund der relativ stetigen und guten Winde laufen Offshore-Windanlagen mit hoher Kapazität und liefern nahezu grundlastnahen Strom. Sieben Gigawatt entspricht grob der Leistung von drei bis vier Kernkraftwerken."

Vattenfall selbst hat mit dem Bau des Windparks DanTysk an der deutsch-dänischen Grenze begonnen. Rund 70 Kilometer westlich von Sylt baut der Konzern gemeinsam mit den Stadtwerken München 80 Siemens-Anlagen mit 3,6 Megawatt Leistung. Mit dem Beginn der regelmäßigen Stromlieferungen rechnet Friedrichs Mitte des kommenden Jahres. Vattenfall ist mit einer installierten Kapazität von 832 Megawatt der zweitgrößte Betreiber von Offshore-Windkraftanlagen in Europa. (anw)