Mars sehen und sterben

Werden wir jemals zum Mars fliegen? Auf politische bemannte Marsmissionen sollte man nicht allzu große Hoffnungen setzen. Wohl aber auf private. Ein Unternehmen sieht in einem One-Way-Ticket zum Mars die Lösung.

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Von
  • Jens Lubbadeh

Werden wir jemals zum Mars fliegen? Auf politische bemannte Marsmissionen sollte man nicht allzu große Hoffnungen setzen. Wohl aber auf private. Ein Unternehmen sieht in einem One-Way-Ticket zum Mars die Lösung.

Ob Menschen jemals einen Fuß auf den Roten Planeten setzen werden, steht in den Sternen. Dabei finden sich die Anhänger der bemannten Raumfahrt in einer skurrilen Lage: Denn es scheint so zu sein, dass die bemannte Raumfahrt eher von politischen Unsympathen profitiert. Bestes Beispiel: George W. Bush. Sein Wirken hier auf Erden war kein großer Schritt für die Menschheit. Doch was seine extraterrestrischen Pläne anging, trug der Texaner Siebenmeilenstiefel. Bush wollte eine Mondbasis errichten und von da aus zum großen Sprung zum Mars ansetzen.

Er verfolgte die Pläne seines Vaters: Der hatte zu seiner Amtszeit Pläne für eine bemannte Marsmission gehegt. Als die Schätzungen für die Kosten aber 400 Milliarden Dollar überstiegen, wurde das Projekt vom Kongress zu den Akten gelegt. Auch aus den Plänen Bush Juniors wurde nichts. Präsident Obama stoppte die Mondpläne und beschnitt das Nasa-Budget, hielt allerdings am Fernziel Mars fest – wenngleich das eher ein Lippenbekenntnis sein dürfte. Die Pläne liegen schon längst in der Schublade, eine bemannte Marsmission ist schlicht eine Geldfrage.

Die Mondlandung war ein Kraftakt – und er war nicht von wissenschaftlicher Neugier getrieben, sondern ein Resultat des Kalten Krieges. Somit sahen die Verantwortlichen damals nach ihrem Triumph keinerlei Veranlassung mehr eine Marsmission anzustreben. Man hatte es den Sowjets doch gezeigt. Was ist mit anderen Nationen? Russland will in der ersten Hälfte des Jahrhunderts Menschen zum Mars schicken, die Europäer immerhin bis 2033 zum Mars. Dennoch: Das sind abstrakte Zeiträume, in denen vieles andere passieren kann und raumfahrttechnisch dafür wenig.

Es scheint, dass wissenschaftliche Neugier und menschlicher Erkundungsdrang nicht ausreichen, um genug politischen Willen zum Griff nach den Sternen zu mobilisieren. Freunden der bemannten Raumfahrt bleibt entweder nur übrig, auf politisch unbequeme Entwicklungen hoffen: zum Beispiel, dass es zwischen den Vereinigten Staaten und China vielleicht zu einem neuen Kalten Krieg und einer Neuauflage des Weltraum-Wettlaufs kommt. Oder dass neue politische Player den Mars als Machtdemonstration für sich entdecken. Ambitionen hat zum Beispiel Iran demonstriert, als es kürzlich vermeldete, einen Affen ins All geschossen zu haben. Das war geschummelt, wie sich herausstellte. Dennoch: Der Iran hat offenbar den Weltraum als Spielplatz der Mächtigen für sich entdeckt. Vielleicht besteigt Mahmud Ahmadinedschad ja die nächste Rakete? Konsequent wäre es.

Spaß beiseite. Andere Hoffnungsträger für Mars-Fans sind Privatkonzerne. Elon Musk, Chef von SpaceX, will zum Mars. An visionärer Kraft dürfte es dem Internetmultimillionär nicht mangeln. An Erfolg bislang auch nicht: SpaceX ist das einzige Unternehmen, dem es gelungen ist, Raumschiffe in die Erdumlaufbahn und heil wieder zurück zu bringen. Für die shuttlelose Nasa versorgt SpaceX mit seinen Falcon-Raketen und dem Raumschiff Dragon bereits regelmäßig die ISS – allerdings noch unbemannt. 2014 soll Dragon die ersten Astronauten zur ISS bringen. Für den Mars braucht Musk allerdings eine stärkere Rakete, die bereits in der Entwicklung ist.

SpaceX unterstützt auch das niederländische Unternehmen Mars One. Das will eine weitaus billigere Marsmission erreichen, ganz einfach dadurch, indem es eine Einwegtour plant: Die Astronauten werden nicht mehr zur Erde zurückkehren und auf dem Mars als Siedler verbleiben. Nur sechs Milliarden Dollar soll die Mission dadurch nur noch kosten. Kritiker zweifeln an diesen Zahlen. In zehn Jahren, 2023, will Mars One schon die ersten Menschen zum Roten Planeten schicken. Es wäre die Gelegenheit für die Holländer, ein neues Nieuw Nederland zu gründen. Das alte wurde zu einer der schillerndsten und eindrucksvollsten Städte der Welt: New York. (jlu)