Forscher nutzen Medien zur Ereignisvorhersage

Ein amerikanisch-israelisches Wissenschaftlerteam hat eine Software entwickelt, die aus Zeitungsberichten erstaunlich passende Prognosen für künftige Epidemien und andere Ereignisse erstellen kann.

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Wer wüsste nicht heute schon gerne, was morgen in der Zeitung steht? Da ließen sich treffliche Wetten abschließen. Ein amerikanisch-israelisches Forschungsteam hat gemeinsam einen Software entwickelt, die genau das leisten soll – allerdings mit einer ernsthafteren Motivation, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Sie soll anhand der Schlagzeilen von heute etwa Ausbrüche von Infektionskrankheiten prognostizieren. Als Datenbasis verwendeten die Ingenieure unter anderem Tausende Ausgaben der New York Times.

Das System könnte eines Tages Hilfsorganisationen unterstützen, "proaktiv" für katastrophale Ereignisse zu planen, sagt Eric Horvitz von Microsoft Research. "Es ist ein Vorgeschmack auf künftige Entwicklungen." Horvitz hat in dem Projekt mit der Informatikerin Kira Radinsky am Technion Israel Institute of Technology zusammengearbeitet.

Bei Tests an historischen Daten lieferte die Software erstaunliche Ergebnisse. So fütterten Horvitz und Radinsky beispielsweise Berichte über eine Dürre in Angola im Jahr 2006 in das System. Das warnte daraufhin vor einem Cholera-Ausbruch, weil ältere Daten eine Verknüpfung von Dürren und Cholera nahelegten. Dasselbe Ergebnis lieferten Berichte über große Stürme in Afrika Anfang 2007. Weniger als eine Woche später meldeten die Medien damals Ausbrüche von Cholera. Bei anderen Testläufen hinsichtlich Epidemien, Gewaltausbrüchen und Opferzahlen prognostizierten die Warnungen den tatsächlichen Eintritt der Ereignisse mit einer zeitlichen Genauigkeit von 70 bis 90 Prozent.

Laut Horvitz funktioniere das System bereits so gut, dass eine verbesserte Version zur Prognose von künftigen Ereignissen eingesetzt werden könnte. Sie könnte dann etwa staatlichen Hilfsorganisationen in ihren Planungen für humanitäre Aktionen helfen. "Wir planen bereits, mit einigen von ihnen eine Folgeversion zu entwickeln", sagt Horvitz.

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(bsc)