Super Wifi: WRAN, kein WLAN

In den USA gibt es Gezänk um eine neue Funktechnik: Die FCC will damit landesweites Gratis-Internet schaffen, die Provider sehen dadurch ihr Geschäftsmodell gefährdet.

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Zwar pfeifen die Spatzen allerorten von einem neuen Super-WLAN mit extra hoher Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Blickt man aber über das Buzzword WLAN hinaus, wird klar, dass dahinter nicht etwa ein System für bessere Firmen- oder Heimvernetzung steckt, sondern eine neue Last-Mile-Funktechnik für Internet- oder Mobilfunk-Provider. Um dieses "Super Wifi" streitet sich nun in den USA die Regulierungsbehörde FCC (Federal Communications Commission) mit den Mobilfunk- und Internet-Providern.

Einem Bericht der Washington Post zufolge will die FCC mit der als IEEE 802.22 standardisierten WRAN-Funktechnik (Wireless Regional Area Network) nicht nur bisher unversorgte Gegenden mit drahtlosem Gratis-Internet abdecken, sondern möglichst das ganze Land. Das hat erwartbar den Widerstand der 178 Milliarden US-Dollar schweren Mobilfunkindustrie hervorgerufen, die mit ihrer Lobby gegen den FCC-Plan angeht. Ebenfalls erwartbar schlagen sich unter anderem Google und Microsoft auf die FCC-Seite: Mit einem über die Page Impressions finanziertes Internet per Funk könnten sie ihre Nutzer genauer beobachten. Das neue Netz wird also selbst dann nicht gratis sein, wenn seine Nutzer keine monatliche Grundgebühr entrichten müssen.

WRAN soll nicht nur frei gewordene Frequenzblöcke des abgeschalteten Analog-Fernsehens zwischen 54 und 864 MHz recyceln, sondern auch als Cognitive Radio lokal unbenutzte TV-Kanäle – den sogenannten White Space – belegen dürfen. Bei der erzielbaren Download-Geschwindigkeit darf man aber keine Wunder erwarten: IEEE 802.22 spezifiziert bei Nutzung eines 6 MHz breiten Funkkanals über 30 Kilometer Distanz zwar immerhin bis zu 19 MBit/s im Downstream. Die müssen sich aber alle Nutzer einer WRAN-Funkzelle teilen, und das werden wegen des hohen Radius oft viele sein. Auch das Bündeln mehrerer Funkkanäle zur Durchsatzsteigerung hilft da nur begrenzt. Der wesentliche Vorteil liegt woanders: WRAN kann ohne aufwendige Spektrumsplanung und Vergabe von Lizenzen genutzt werden. Erste Netze laufen bereits, Provider können eigene Funkzellen sehr kurzfristig errichten, wenn sie Nachfrage verspüren. (ea)