Cebit

Schau mir in die Augen, Nutzer!

Über Reflexionen auf Teekannen, Brillen und Augen lassen sich Daten auf einem Monitor aus der Ferne ausspionieren. Kriminelle könnten dies nutzen, um Industriespionage vom Nachbargebäude aus zu betreiben. Abhilfe schafft es, die Vorhänge zuzuziehen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Daniel Bachfeld

Über Reflexionen auf Teekannen, Teelöffeln, Kaffeetassen, Brillengläser und sogar in den Augen eines PC-Benutzers kann man die Daten eines beliebigen Bildschirms ausspionieren. Das haben Informatiker der Universität des Saarlandes in einer Untersuchung herausgefunden. Mit einer speziellen Teleskop-Ausstattung konnten sie aus einer Entfernung von bis zu zehn Metern die auf einem Bildschirm dargestellten Informationen rekonstruieren, die sich in verschiedenen Gegenständen spiegelten. Die erforderliche Ausrüstung soll nur 1000 Euro gekostet haben.

Das Forscherteam geht davon aus, dass man mit professionelleren Geräten mühelos aus größerer Entfernung, etwa vom Fenster eines Nachbargebäudes aus, geheime Daten auf diese Weise ablesen könnte. Kriminelle könnten diese Technik nutzen, um Industriespionage zu betreiben, Bankdaten zu erschnüffeln oder Politiker und Prominente zu beschatten. Die Forschungsergebnisse will man auf der CeBIT 2008 vom 4. bis 9. März auf dem Forschungsstand (Halle 9, Stand B 35) des Saarlandes präsentieren.

Insbesondere die Spiegelungen in den Brillengläsern von PC-Benutzern sollen sich gut zum Ausspähen der Informationen eignen. Damit ließen sich laut Bericht des Teams noch Texte mit einer 12-Punkt-Schrift problemlos entziffern. Sogar das menschliche Auge kann in gewissen Grenzen als Spiegel dienen. Zwar waren die Bilder bei den Tests verschwommen, trotzdem war es möglich, noch Überschriften und angezeigte Webseiten und Diagramme eingeschränkt zu erkennen. Für das Fotografieren einzelner Webseiten über das Teleskop reichten Belichtungszeiten von einer Sekunde. Probleme bei der Erkennung bereiteten dabei die schnellen Bewegungen des Auges. Nach Meinung der Wissenschaftler könnte dies jedoch schon bald durch besseres Equipment und verfeinerte Algorithmen ausgeglichen werden.

Die besten Ergebnisse erzielten die Wissenschaftler bei fest stehenden Gegenständen wie reflektierenden Teekannen. Die von gekrümmten Flächen verzerrten Bilder entzerrten sie einfach mit Bildbearbeitungssoftware.

Wer sich der beschriebenen Gefahren bewusst sei, könne sich im Moment nur schützen, indem er beim Umgang mit vertraulichen Daten Rollläden oder Vorhänge schließe und nach versteckten Teleskopen Ausschau halte. Das Forschungsteam will seine Ergebnisse auf der internationalen Konferenz für Sicherheitsthemen, dem "IEEE Symposium on Security and Privacy" im Mai 2008 in den USA vorstellen.

Siehe dazu auch:

(dab)